Izmir - Enteignung ermöglicht Freilegung des Amphitheaters
- Geschrieben von Portal Editor
Viele Jahre hat es gedauert und immense Kosten hat es verschlungen, bis endlich in Kadifekale, einem Stadtteil Izmirs, mit der Freilegung eines der bedeutendsten antiken Theater römischen Ursprungs begonnen werden konnte.
Mittlerweile sind einige Bühnenwände und der Eingangsbereich des römischen Amphitheaters der einstigen Metropole Smyrna freigelegt.
Wie von offizieller Seite der Stadtverwaltung Izmir verlautete, mussten dazu Grundstücke und Flächen von insgesamt 12.900 Quadratmeter enteignet und in städtischen Besitz überführt werden. Bis jetzt seien 137 Grundbücher von einer Fläche von 11.115 Quadratmeter auf die Stadt übertragen, so das bereits 175 darauf errichtete Häuser abgerissen werden konnten.
Der juristische Prozess der Enteignung für die letzten noch stehenden Häuser befindet sich in der Endphase, wird aber noch andauern. In der Türkei ist illegale Bebauung, oftmals durch Ansiedler aus dem Osten, vielfach ein Problem.
Sobald auch die letzten Häuser abgerissen sind, werden Wissenschafter mit ihren Ausgrabungen und Untersuchungen beginnen.
Hierzu könnten die beiden Archäologen und Architekten Otto Berg und Otto Walter aus Österreich nicht unerheblich beitragen, da sie aufgrund ihrer Studien, Pläne und Zeichnungen der Region aus den Jahren 1917 und 1918 über das wohl fundierteste Wissen zum antiken Amphitheater von Smyrna verfügen.
Die Berichte vieler Forscher deuten darauf hin, das die Ruinen des Theaters charakteristische Züge eines Bauwerks aus der römischen Epoche zeigen und man kalkuliert, das einst bis zu 16.000 Zuschauer im Theater Platz fanden.
Antike Quellen behaupten, dass der heilige St. Polykarp aus Smyrna in den frühen Jahren der Entstehung des Christentums in diesem Amphitheater umgebracht worden war.
Man vermutet ebenfalls, dass im Theater viele weitere Schicksale tragisch endeten, denn die Römer in ihrem heidnischen Glauben verfolgten das junge Christentum wo immer möglich. Der heilige Polykarp von Smyrna, der vermutlich um 69 nach Christus geboren wurde, war im 2. Jahrhundert Bischof von Smyrna.
Der Überlieferung zufolge soll er zum Zeitpunkt seines Todes 86 Jahre alt gewesen sein. Wahrscheinlich wurde er im Jahr 155 von den Römern hingerichtet. Er wird auch der Zerstörer der heidnischen Götter genannt.
Polykarp - Apostolischer Vater und Bischof von Smyrna
Die kirchliche Tradition sieht Polykarp als einen apostolischen Vater, also jemanden, der die ursprünglichen Apostel aus der Zeit des Jesus von Nazaret noch persönlich kannte. Irenäus überliefert, Polykarp sei durch den Apostel Johannes zum Bischof von Smyrna eingesetzt worden, die Schriften des Ignatius und des Papias dagegen deuten auf Johannes den Presbyter hin. Da die Annahme eines monarchischen Bischofsamtes bereits im 1. Jahrhundert den Quellen widerspricht – auch im Brief des Clemens an die Korinther finden sich nur Hinweise auf Älteste, aber kein Hinweis auf einen monarchischen Bischof – ist die Frage nach seinem Episkopat ohnehin irrelevant.
Als Bischof von Smyrna traf sich Polykarp im Jahr 155 in Rom mit Aniket, dem Bischof von Rom, um Fragen zum Osterdatum zu klären. Die östliche Kirche feierte Ostern am jüdischen Pessachfest, egal auf welchen Wochentag dies fiel (Quartodezimaner). Die westliche Kirche feierte Ostern dagegen am ersten Sonntag nach dem Pessachfest. Der Osterfeststreit wurde damals nicht beigelegt; beide Seiten behielten ihre Praxis bei.
Bei seiner Rückkehr nach Smyrna wurde Polykarp verhaftet. Er stand zu seinem Glauben, und auf die Aufforderung des Proconsuls hin, das Christentum zu verleugnen, bot er diesem sogar noch einen Termin zur Unterweisung im christlichen Glauben an. Schließlich wurde er zur Volksbelustigung im Amphitheater vorgeführt. Der Proconsul weigerte sich, Polykarp von Tieren zerfleischen zu lassen, weil dieser Programmpunkt bereits beendet sei, aber er erlaubte, Polykarp zu verbrennen. Das Volk nahm dies umgehend in die Hand; inmitten der johlenden Menge wurde er 86-jährig auf einem Scheiterhaufen verbrannt. Der Legende nach konnten die Flammen ihm jedoch nichts anhaben, ein Wohlgeruch stieg vom Scheiterhaufen auf. Schließlich musste man Polykarp mit einem Dolch erstechen.
Die näheren Umstände seines Todes erzählt das Martyrium des Polykarp aus dem 2. Jahrhundert, das von der Gemeinde in Smyrna an die in Philomelium adressiert ist. Das Martyrium des Polykarp erfreute sich in der frühen Kirche großer Beliebtheit und Verbreitung. Dieser Text ist als eine der ganz wenigen als echt geltenden zeitgenössischen Beschreibungen (Augenzeugenbericht) einer Christenverfolgung des 2. Jahrhunderts auch historisch von Interesse.
Polykarp wird von der katholischen und orthodoxen Kirche als Märtyrer angesehen und als Heiliger anerkannt. Reliquien des Heiligen befinden sich auf dem Hochaltar der Kirche Sant’Ambrogio della Massima.
Ob sich während der anstehenden Ausgrabungen weitere Erkenntnisse finden lassen, bleibt abzuwarten. Spannend bleibt es allemal. Die Stadtverwaltung hat Pläne, nach dem Ende der Ausgrabungen, das Theater zu restaurieren und es wieder für Veranstaltungen vergleichbar zu denen in Ephesus zu nutzen.
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