Sapadere Canyon vor den Toren Alanya´s
Schon lange steht dieser Besuch auf unserem Terminplan, bislang wurde er, allerdings völlig unberechtigt, immer wieder aufgeschoben: der Besuch des Wasserfall im Sapadere Canyon.
Eigentlich war die Begehung des Canyons bereits im Frühjahr geplant, in der Erwartung, dass dann aufgrund der Wassermengen aus der Schneeschmelze, sich ein besonders tosender Fluss zeigen würde.
Dann vielleicht im Sommer, wenn es aufgrund der Hitze an der Küste angenehm ist, in die Berge an einen kühlenden Fluss zu entweichen. Nun ist es doch Oktober geworden, allerdings auch, wie sich herausstellte, eine äußerst interessante Jahreszeit, da der Straßenverlauf nach Sapadere durch schier endlose Laub- und Mischwälder geht, die nun im Herbst die unterschiedlichsten Blattfarben zeigen.
Sapadere liegt etwa 48 km nordöstlich vom Alanya in Richtung Gazipasa, nach links durch den Ort Demirtas und dann etwa 20 km oberhalb der kleinen Stadt. Im Winter 2007/08 hat der Gouverneur der Region in dem wunderschönen Canyon bei Sapadere eine Erkundungstrail, eine Metallkonstruktion auf die ein Holzplankenpfad verlegt worden ist, errichten lassen. Ziel dieser Einrichtung ist es, den Besuchern mehr von den Naturschönheiten an der türkischen Riviera zu präsentieren und dem Tourismus ein weiteres Ziel zu öffnen. So findet man vor dem eigentlichen Sapadere Canyon ein Restaurant und im Ortskern Sapadere verschiedene kleine Geschäfte, die natürlich nicht mit der professionellen Tourismusinfrastruktur Alanya´s vergleichbar sind – was ja nicht unbedingt ein Nachteil sein muss.
Durch den Bau des Erkundungsweges ist es jetzt für jedermann problemlos möglich die wirklich atemberaubendeSchönheit dieser Schlucht zu genießen, ganz ohne Bergsteiger Ausrüstung und Gefahr für Leib und Seele. Schon während der Anfahrt von Demirtas aus durchquert man wilde Schluchten auf der kurvigen Bergstraße! Das Flussbett des Sedre Flusses ist ab Juli trocken, da das Wasser zur Versorgung der höher gelegenen Bergdörfer und deren Felder gerade noch ausreichend ist! Im Sapadere Canyon fließt Wasser das ganze Jahr hindurch, erst unterhalb des Dorfes wird es umgeleitet!
Im Canyon führen Treppen, an Stellen wo baden möglich ist, zum sprichwörtlich glasklaren Wasser hinab, so das man sich erfrischen kann! Und hier meinen wir wirkliche, echte Erfrischung, selbst in der heißesten Zeit des Sommers erreicht die Wassertemperatur kaum mehr als 12 Grad (gefühlt wie 0 Grad). Ganz am Ende des 600 Meter langen Trails befindet sich der größte der Wasserfälle, der auch wiederum eine Bademöglichkeit bietet! Verschiedene seltene Pflanzen gedeihen hier und Eidechsen sowie Singvögel leisten uns Gesellschaft! Immer wieder halten wir an und hören dem Vogelgezwitscher zu und beobachten die Libellen und Schmetterlinge über dem Wasser und an den Oleanderbüschen.
Die Beschilderung nach Sapadere ist ab Demirtas (für Türkische Verhältnisse) gut und es ist mit Auto sowie Motorrad leicht zu erreichen! Ein Ziel, das sich als Tagesausflug für die ganze Familie durchaus eignet. Viele Hobbie Fotografen nutzen die Schlucht auf der Suche nach neuen Motiven, so auch wir:
Vom Wert des Staunens – Ausflug nach Sapadere
„Auf der Welt gibt es nichts,
was weicher und dünner ist als Wasser,
Doch um Hartes und Starres zu bezwingen,
kommt nichts diesem gleich,
das das Schwache das Starke besiegt,
das Harte dem Weichen unterliegt,
jeder weiß es, doch keiner handelt danach!“
(Laotse)
Dieser Spruch kam mir in den Sinn, als wir staunend den Sapadere Canyon betraten. Über diesen kleinen Naherholungspark in der Nähe von Alanya ist schon einiges Lobenswerte gesagt worden, so das wir neugierig wurden und uns eines Sonntags auf den Weg machten.
Kurz nachdem man Demirtas passiert hat, führt der Weg in die Berge hinein. Schon hier hat man schöne, malerische Ausblicke in Schluchten, auf Felsen und ins Grüne. Es verlockt zum Wandern und es ist zu hoffen, das noch Wanderwege angelegt werden. Das wäre sicher im Sinne von Alanya´s Bevölkerung, denn immer mehr Menschen zieht es zur Natur hin, wie wir feststellen konnten.
Meer und Beton machen wohl doch nicht das ganze Leben aus.
Was uns auffiel und besonders gefreut hat, ist, das sich mittlerweile mehr Türken für ihre Heimat und die Natur interessieren. Wir haben mindestens so viele türkische wie ausländische Ausflügler getroffen.
Angenehm ist der Gesamteindruck der Anlage. Sie macht einen gepflegten, ästhetischen Eindruck. Am Eingang befindet sich ein Parkplatz und eine Freifläche, wo man im Grünen seinen Hunger und Durst stillen kann.
Doch wir wollten uns zuvor bewegen……
Nun, der Grand Canyon ist es nicht, aber wer keine weite Anfahrt hat, für den lohnt sich der Weg allemal!
„Zum Sehen geboren, zum Schauen bestellt, …“ – zu meiner Schande muss ich gestehen, das mir der Rest der Dichterzeilen verloren ging.
Was ich aber noch nicht verloren habe, ist mein kindliches Staunen, meine Fantasie und Freude an den Wundern der Schöpfung.
Wie – oben zitiert – das Wasser die Felsen formte – wie viel Zeit und Geschichte ist da hinab geflossen – und immer wieder schließt sich der Kreislauf…..
Voller Ehrfurcht blickt man nicht nur auf die Steine im Wasser und die Felsen hinauf, sondern auf sein Leben. Was ist wichtig?
Wie klein ist der Mensch im Anblick von Jahrmillionen und -- wie anmaßend geht er mit der Schöpfung um!
Eigentlich wollte ich dieses Naturwunder näher beschreiben, doch sagen die Fotos mehr als Worte und für die eigene Fantasie sollte genug Raum bleiben.
Ich würde mich freuen, wenn ich Ihre Neugier geweckt habe und Sie beim Anblick dieser Schönheiten, still, bewundernd und dankbar ins Staunen geraten.
Sich freuen können, staunen und interessiert sein, das hält bekanntlich jung. Man braucht tatsächlich nicht viel um glücklich zu sein!
Eine Kleinigkeit allerdings ist von Nöten und die möchte ich empfehlen: einigermaßen solides Schuhwerk!
Es könnte Ihnen sonst passieren wie einer Dame, die ihre Stöckelschuhe in der Hand tragen musste und wie unserem Herausgeber des Journals, der beim Klettern für ein besonders schönes Foto seine Schuhsohle verlor…
Ihnen viel Spaß!
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