Antiochia ad Cragum - Burgberg bei Gazipasa

Am Burgberg von Antiochia ad Cragum

Etwa 18 Kilometer östlich von Selinus, das heute mit Gazipasa bezeichnet wird, lag einst hoch auf den Felsen über dem Meer die antike Stadt Antiochia ad Cragum.

Die antike Stadt, die von den Einheimischen mit Nohutyeri bezeichnet wird, liegt südlich der Küstenstraße 400, etwa 60 Kilometer von Alanya entfernt am Rande des Dorfes Güney. Nach dem Verlassen der Landstraße 400 (folgen Sie dem Hinweis nach Güney) gelangen Sie bereits nach etwa 3 Kilometern zu den Ruinen einer Säulenstraße. Nach einem kurzen Zwischenstopp erreichen Sie nach etwa 5 weiteren Kilometern die Küste und sehen die ehemalige Felsenstadt direkt vor sich.

antiochia ad cragum 1Die Fläche der ehemaligen Stadt betrug mehr als 15 Hektar, was auf eine gewisse Bedeutung hinzuweisen scheint. Und richtig. Neuere Erforschungen haben ergeben, dass die Stadt wohl vom König Antiochus IV von Kommagene (38 – 72 nach Christus) gegründet worden ist, der damals der römische Vasallenkönig in Kilikien war, nachdem ihm Claudius im Jahr 41 nach Christus die Kontrolle über das „rauhe“ Kilikien anvertraut hatte. Etwa um 52 nach Christus gründete Antiochus die Stadt, gab ihr seinen Namen und machte sie zu seiner Hauptstadt.

Ad Cragum heißt in der Übersetzung „auf dem Berge / Felsen“, kein Wunder, denn die Stadt liegt etwa 300 Meter über dem Meeresspiegel. Auch vor der Stadtgründung muss es hier bereits eine kleinere Siedlung oder gar eine Burg gegeben haben, denn man fand auch griechische Spuren. Auch die Seeräuber der vorchristlichen Zeit nutzten die Felsenburg bereits 67 vor Christus für ihre Zwecke. Ein natürlicher Hafen, der durch eine Höhle in den Felsen zu erreichen war, bot optimale Fluchtwege und Schutz vor den Verfolgern. Auf diese Art und Weise konnten sich auch die Seeräuber in der Region lange halten. Wir hatten leider etwas Pech mit dem Wetter, denn dunkle Wolken zogen vom Meer her an Land, sogar ein Wirbelsturm hatte sich entwickelt.

Johanniter und Kreuzfahrer in Antiochia ad Cragum

antiochia ad cragum 2Zwischen 150 und 250 nach Christus hatte Antiochia ad Cragum auch das Münzrecht. Die letzten Münzen wurden hier unter Kaiser Valerian geprägt. Später, unter den Byzantinern, war die Stadt Bischofssitz und danach zwischen 1198 und 1375 ein Teil des christlichen Königreichs Armenien. Im Jahr 1332 wurde Antiochia ad Cragum von den Johannitern erobert, einem geistlichen von den Kreuzfahrern in Jerusalem gestifteten Ritterorden, der später seinen Hauptsitz zunächst nach Zypern und ab 1310 nach Rhodos verlegte. Heute mit einem Standort Malta existiert der Orden auch nach wie vor in Rom, wo er sich hauptsächlich mit der Betreuung von Kranken beschäftigt. Noch heute findet sich in den kirchlichen Aufzeichnungen ein römisch-katholischer Bischofssitz in dieser ausgestorbenen Stadt, die der Vatikan Antiochia Parva (Das kleine Antiochia) nennt und die Italiener mit Antiochia Minore bezeichnen. Als im Jahr 1964 der letzte Titularbischof verstarb, blieb der Titel unbesetzt.

 antiochia ad cragum 3Später wurden die Johanniter von den Seldschuken vertrieben, die wiederum von den Osmanen verjagt wurden. Wahrscheinlich konnten die Osmanen sogar die Burganlage noch nutzen, bevor sie den Bauern der Region überlassen wurde.

Über das große Areal verteilen sich die Ruinen in drei größere Bereiche. In östlicher Richtung befindet sich die eigentliche Stadt mit den Resten der administrativen und religiösen Bauten, der Akropolis und der Nekropole, die aus römischer und aus byzantinischer Zeit stammen. Auf der Halbinsel in westlicher Richtung etwa 1 Kilometer entfernt, gibt es einige kaum zu definierende Ruinen, die wohl zu einer Burganlage gehört haben. Auf dem hohen Vorgebirge findet man Reste einer großen römisch-byzantinischen Festung, Antikragus genannt, die von denTürken mit Ortacag Kalesi bezeichnet wird.

Stadttor und Triumphbogen vermitteln den Eindruck einst vorhandener Größe

antiochiaad ad cragum 4Die jahrhundertelange Entnahme von Baumaterial hat die Stadt im hohen Maße zerstört. Sie liegt in einem Tal, das auch einen Wasserlauf aufweist, an welchem wohl auch die Bäder stationiert waren. Westlich der Bäder, inmitten der Stadt verlief eine Straße in Ost-West Richtung mit auf und in der Erde verteilten Granitsäulen und einem monumentalen vier Meter hohem Stadttor oder Triumphbogen am östlichen Ende. Nördlich der Straße sind die Reste einer Konstruktion, Triconchos genannt, von der man annimmt, sie habe religiöse Funktionen als Tempel gehabt. Gleich in der Nähe und westlich der Säulenstraße ist die Agora mit einem Tempel in der Mitte, wahrscheinlich zu Ehren der Göttin des Glücks und des Handels, Fortuna (Tyche). Am Nordende der Agora liegt ein großer Gebäudekomplex, der vielleicht eine Sportanlage (Gymnasium) gewesen ist. Nordöstlich der Stadt gibt es vereinzelte Gräber mit Tonnengewölbe und Vorzimmer und auf dem Vorgebirge der Stadt, dem Meer zugewandt, liegt die Akropolis.

Genau südlich der Ruinen, zwischen dem Festland und einer kleinen Insel, hat sich Jahrhunderte lang ein Ankerplatz befunden, darauf deuten Funde von Ankern und Amphoren hin, die bis in das 5. Jahrhundert vor Christus zurück verfolgt werden können.

antiochia ad cragumDie Lagunenhalbinsel, wo das Wasser durch ein natürliches Felsentor dringt und die „Piratenbucht“ bildet, hat auf ihrem höchsten Punkt einige Ruinen, die vielleicht einst zu einer Kirche gehörten. Allerdings sind diese Ruinen heute kaum zugänglich. Die Aussicht hier ist Atem raubend und der Blick auf die „Piratenbucht“ lädt unmittelbar zum Schwimmen ein.

Der Zugang zur mittelalterlichen Festung im Westen erfordert bergsteigerisches Können und viel Zeit, dafür ist es eine spannende Tour mit fantastischen Ausblicken. Nordöstlich der Burg ist ein Hafen gewesen, das beweisen die hier gefundenen 53 Anker aus Stein, Eisen und Blei, die auf dem Meeresboden gefunden wurden. Viele der Anker entstammen der byzantinischen Epoche und aus dem 7. – 10. Jahrhundert.

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