Mut – weitere Schätze warten im Verborgenen!
Die weiteren Vorbereitungen zur geplanten Alaturka Tour 2016 in Karaman und Mut machen einen weiteren Besuch vor Ort notwendig.
Da unsere Mitarbeiterin Ebru auch mit von der Party sein möchte, allerdings noch in Izmir weilte, verabreden wir uns am Busbahnhof in Konya.
Ich bin doch etwas überrascht, als es während der Taurus Überquerung von Manavgat in Richtung Konya plötzlich kräftige Schneeschauer gibt. Überhaupt liegt hier an der Passstraße auf 1.825 Meter Höhe noch reichlich Schnee.
Der Überlandbus aus Izmir ist auch wieder fast auf die Minute pünktlich, erstaunlich immer wieder, wie gut das Timing der Busunternehmen klappt. Da es bis nach Karaman noch etwa 110 Kilometer sind, machen wir uns umgehend auf den Weg. Wir treffen auf unseren Freund Patrick, der bereits inKaraman ist und uns erwartet. Zusammen mit Patrick Andre, der vor eingen Jahren den bisherigen türkischen Weitflugrekord im Paragliding von 262 Kilometern geflogen ist und momentan fachliche Beratung bei der Einrichtung der Abflugpositionen erteilt, treffen wir uns auf einen Tee bevor es dann zum Hotel in Mut geht.
Wir haben noch die Möglichkeit, das Hamam und die Sauna des Hotels zu nutzen, bevor es heißt, Schluss für heute. Nach leckerem Frühstück am nächsten Morgen haben wir kurz Zeit, die Gassen hinter dem Hotel zu besichtigen, bevor es zum Wiedersehen mit dem örtlichen Kaymakam geht. Wir hatten von Patrick die Info bekommen, das es eine Vielzahl alter fast verfallener Natursteinhäuser geben soll und so machen wir uns, natürlich mit der Kamera bestückt, auf den Weg. Und tatsächlich treffen wir bereits einen Straßenzug weiter auf erste ottomanische Steinhäuser, die mit ihren typischen Erkern in Holzkonstruktion aufwarten. Natürlich gibt es wieder viele Details, die uns auffallen. Wie erstaunlich und selbstverständlich alte Artefakte wie Säulenkapitelle oder selbst ganze Säulensegmente, wahrscheinlich aus der römischen Stadtgründung Claudiopolis stammend, in die Häuser integriert worden sind. Unsere Hinweise auf Details werden von Patrick mit „unglaublich“ oder „kann nicht sein“ kommentiert. Es ist auch wirklich erstaunlich, an welchen Stellen Säulensegmente verbaut wurden. Manchmal lediglich zur Halterung der Dachbahnen.
Eines der Häuser zeigt noch eine wunderbare Unterdecken Stoffbespannung, die in langen Bahnen angebracht worden war, ähnlich der heutigen Tapeten. Bei mir wächst der Gedanke, die Schmuckstücke vor dem Kaymakam zur Sprache zu bringen. Ob die Bewohner hier wissen, über welche Schätze sie verfügen?
Eigentlich wollen Murat und Patrick uns noch die Fortschritte am Startplatz zeigen, doch aufgrund des starken Schneefalls in der Nacht, ist die Piste hinauf unpassierbar. Wir beschließen den Besuch beim Kaymakam vorzuziehen und treffen kurze Zeit später in seinem Büro ein. Freundliche Begrüßung und der obligatorische Tee erwarten uns. Schnell sind wir auch am Thema der alten Bausubstanz angelangt und ein wenig überrascht uns die spontane Idee des Kaymakams mit uns gemeinsam diese Schätzchen noch einmal zu besichtigen. Schnell sind die notwendigen Vorbereitungen getroffen und wir fahren ein erstes Objekt, das der Stadtverwaltung gehört, an. Auf dem Weg sehe ich ein Eingangsportal, das mich sofort an eine Karawanserei erinnert. Meine Rückfrage ergibt die schon vermutete Antwort, ja, es gibt eine Karawanserei, die im Stadtzentrum privat als Lagerhalle genutzt wird. Wir beschließen, auch dort einen Stopp einzulegen und hinein zu gehen. Wir sind erstaunt, wie gut diese Karawanserei erhalten ist, wie gut auch der Hof selbst in Ordnung, wenn auch andersartig genutzt, ist. Selten habe ich ein altes Bauwerk in solch exzellenter Qualität gesehen. Sicherlich ein Juwel für touristische Ziele, die es mit weiteren zu kombinieren gilt.
Der Kaymakam bemerkt unsere enthusiastische Blicke und Bemerkungen und möchte ein weiteres Highlight zeigen. Etwas außerhalb von Mut ersteigen wir einen kleinen Hügel und gelangen in ein weiteres antikes Gebäude. Zunächst etwas verunsichert, welchen Zweck diese hallenartige Konstruktion wohl einmal erfüllt hat, kommt mir schnell der Gedanke einer Wasserspeicherung ähnlich der „Sunken Palace“ in Istanbul. Und meine Vermutungen bestätigen sich schnell, denn die Höhe der Wasserlinie ist aufgrund der Ablagerungen deutlich zu erkennen. Wie drei neben einander liegende Tonnengewölbe, die nur mit wenigen Stützen auskommen, muss hier Wasser "gelagert" worden sein um die naheliegende Stadt zu versorgen. Die Art der Konstruktion lässt ebenfalls römischen Ursprung vermuten, vielleicht war dies eine Zisterne zur Versorgung des alten Claudiopolis.
Wir verlassen dann die Stadt Mut und fahren in Richtung Silifke, immer entlang des Göksu Flusses. Nach etwa 22 Kilometern geht es plötzlich einen kleinen Feldweg nach rechts hinein zwischen die Aprikosenplantagen. Der Feldweg ist leicht ansteigend und einmal auf dem Plateau oben angekommen eröffnet sich uns ein herrlicher Ausblick auf den Flussverlauf des Göksu tief unten im Tal und …… ein riesiges Ausgrabungsfeld. Hier ist eine Kathedrale zu erkennen, die noch in den Grundmauern erhalten geblieben ist, etwa tiefer gelegen gibt es Hausanlagen aus den Zeiten der Hethiter, unschwer an den Lehmquadern zu erkennen. Der örtliche Muhtar erwartet uns schon und ist liebevoll bereit uns einen Teil der Ausgrabungen zu erläutern. Federführend unter Anleitung Prof. Nicholas Postgate der Cambridge University und Dr. Mark Jackson von der Newcastle University Professors werden hier jährlich weitere Grabungen vorgenommen. Teile der Fundstücke befinden sich im Museum in Silifke. So erfahren wir auch, das der Ort von den Einheimischen Kilise Tepe, also Kirchenhügel genannt wird. Wir werden zu diesem Ort einen gesonderten Bericht erstellen.
Auf dem Rückweg machten wir noch einen kurzen Stopp an einer der Windungen des Göksu Flusses, da eine Schafherde gerade die Straße überquert. Die untergehende Sonne spiegelt sich im Waser des Flusses und somit gibt es noch ein paar schöne Fotos. Wir sind schon gespannt, was der morgige Tag uns bringen wird.
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