Kennen Sie Etenna? Ein antiker Ort bei Sırtköy
Ich bislang auch nicht, bis ich auf einen Absatz in einem wenig bekannten Reiseführer stieß, der mich auf die Fährte zu einer griechisch-römischen Siedlung hoch in den Vortaurusbergen bei dem Dorf Sırtköy führte.
In keinem der gängigen modernen Reiseführer habe ich diesen Ort gefunden und so war meine Neugierde geweckt und ich machte mich mit Freunden auf den Weg. Die Straße nach Sirtköy ist insgesamt gut zu befahren. Man biegt von der Straße D 400 Richtung Alanya kurz vor Manavgat links in Richtung Sarilar und Dolbazlar ab und folgt der Straße immer geradeaus (erneute Ausschilderung nach Sirtköy in Sarilar), bis man das Dorf Sirtköy erreicht, wo die Straße am Ende des Dorfes auf einem Platz beim Dorfbrunnen endet.
Von hier aus begann unser Aufstieg in das Ruinenfeld. Vorbei an einer alten Libanon-Zeder führte der Weg, über die Reste einer antiken gepflasterten Straße zunächst an der Stadtmauer und an Wohnhäusern vorbei, hinauf zu einer gewaltigen gemauerten Zisterne. Links des Weges, im Gestrüpp verborgen aber mit herrlicher Aussicht auf die umliegende Landschaft, die man während des Rundgangs immer wieder genießen kann, liegt ein Podiumstempel. Der Weg wurde mit der Zeit immer beschwerlicher, bisweilen ging es über Geröllhalden und artete zu kleinen Kletterpartien aus, aber durch die freundliche Führung zweier junger Burschen aus dem Dorf gelang es, bis hinauf zur Basilika und zu den sehenswerten Felsengräbern zu kommen, die aus dem 4. und 5. Jahrh.v.Chr. stammen. Das ganze Stadtgebiet ist von Steinquadern übersät, die in einem teilweise dichten Steineichengestrüpp verborgen liegen.
Gutes Schuhwerk und vielleicht auch ein Wanderstock sind sehr hilfreich für diesen Ausflug. Nach der Besichtigung der antiken Stätten, die etwa zwei Stunden in Anspruch nahm, führte uns der Weg wieder zurück in das Dorf Sirtköy. Das Quellwasser am Dorfbrunnen stillte den großen Durst und schon bald fanden sich die Männer des Dorfes ein, kamen doch sehr selten, wie sie erzählten, Touristen hierher. Nach einem kurzen Plausch über das Woher und Wohin, über unsere Ausrüstung und die Schönheit der Landschaft, gingen wir zurück zu unserem Auto. Unterwegs bemerkten wir unter einem Verandadach Frauen, die zusammen saßen, munter plauderten, Tee tranken, Brotfladen für das ganze Dorf buken und besonders Gözleme zubereiteten. Die eine Frau knetete den Teig, die nächste formte Bällchen daraus, die von einer dritten auf einem Holzbrett zu runden Teigfladen ausgerollt wurden. Die nächste verteilte auf die eine Hälfte der Fladen eine Mischung aus gehackten Brennnesselblättern und Käse, klappte die andere Hälfte darüber und drückte die Hälften, besonders aber die Ränder fest zusammen. Anschließend wurde der gefüllte Teig auf einem heißen Blech gebacken, das von einem Holzfeuer erhitzt wurde. Diese Gözleme schmeckten herrlich. Wir wurden eingeladen und mit Tee und dem gefüllten Fladenteig reichlich versorgt, so dass uns der Abschied schwer fiel. Die Erinnerung an eine wunderschöne Fahrt in das Taurusvorgebirge aber wurde durch dieses Erlebnis eindrucksvoll vertieft.
- Wolfgang Dorn
(Der erwähnte Reiseführer stammt von Günther Korbel. ein Titel: Südküste Türkei, erschienen 1991 im BW Verlag, Edition Erde - Reiseführer und ist wohl noch nicht vergriffen)
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