Die Festung auf dem Burgberg von Alanya

Festung Alanya

Die seldschukische Festung von Alanya war eine der widerstandsfähigsten und bedeutensden Burganlagen des frühen Mittelalters und gilt als eine der am besten erhaltenen Festungen in ganz Anatolien.

Mit ihren unendlich langen Festungsmauern und den Spitzborten gleichen Zinnen krönt sie die Halbinsel und verleiht der Stadt ein abenteuerliches Aussehen. Da die Felsnase oder Halbinsel, auf der die Festung erbaut ist, weder von Land noch von der See her leicht zugänglich ist, war sie zu allen Zeiten der Historie hindurch ununterbrochen bewohnt. Die Halbinsel wurde erstmals in der hellenistischen Zeit mit einer Stadtmauer umbaut.

Die noch bestehenden Teile der mächtigen Festung wurde allerdings von den Seldschuken erbaut. Die äußere Stadtmauer beginnt beim Roten Turm und führt, in Übereinstimmung mit der Landverteidigungslinie, nach einem wohlüberlegten Plan zum Ehmedek, der Inneren Burg, dem Hinrichtungsturm, oberhalb der Cilvarda Felsnase und unterhalb des Leuchtturms entlang weiter zum Arap Evliyasi (Kapelle) und dem Ostturm. Zieht sich dann hinunter nach Tophane und der Werft im Norden und endet an ihrem Ausgangspunkt, dem Roten Turm. Die Mauer erstreckt sich über eine Gesamtlänge von 6.500 Meter.

An bestimmten Stellen der Mauer erheben sich hohe Türme und Scharten, aus denen heißes Öl auf die anstürmenden Feinde gegossen wurde, sowie Rampen, die den Verteidigern mehr Bewegungsfreiheit gestatteten. Insgesamt zählt man entlang der Wälle 140 Türme. Neben dem Ehmedek genannten Baukomplex, der sich zwischen dem Roten Turm und einem hellenistischen Turm befindet, wurden außerhalb der eigentlichen Stadtmauern noch Außenwälle erbaut, die den Zweck hatten, den ersten vom Lande kommenden Ansturm zu brechen. Da der Rest der Festung steiler war, betrachtete man es nicht als notwendig, an anderen Stellen noch ähnliche Zweitwälle zu errichten.

Die Mauern und Türme sind aus Stein und Mörtel (aus Backstein und Kalk) hergestellt und widerstandsfähig gegen Wurfgeschosse und Rammbalken. Die Burg beherbergt über 400 Zisternen. Man betrat sie über bogenförmige, mit Inschriften versehene Eingangstore. Die meisten sind auch heute noch gut erhalten. Sie sind monumentale Bauten von geschichtlich großer Bedeutung. In Hinblick auf die die Stadt umgebenden Wälle kann man die Burg in drei Abschnitte unterteilen:

Iç Kale - Innere Festung

Dieser Burgteil liegt am höchsten Punkt der westlichen Ecke der Halbinsel, 250 m über dem Meeresspiegel. Zum Südwesten hin ist ein steiler Abhang, doch an der Westseite fällt eine senkrechte und sehr schroffe Klippe ab. Die Grundfläche der inneren Festung hat die Form eines ungleichmäßigen Rechteckes. Als Verwaltungs- und Militärzentrum wurde sie lückenlos mit verstärkten Stadtmauern umgeben. Den Zugang zur Burg gewährte ein viereckiger Turm im Osten. Im Turm waren Plätze für die Wachposten sowie Schießscharten vorhanden.

Heute wird jedoch ein Durchbruch in der Stadtmauer als Eingang benutzt. Am besten erhalten und am interessantesten sind die vielen Zisternen aus der Seldschukenzeit. In einer dieser zahllosen Zisternen werden heute noch Tausende von Litern Wasser aufgefangen und zu vielfältigen Zwecken genutzt. Mit Ausnahme der Westseite wurden die wichtigsten Bauten der Inneren Burg an die Festungswälle angelehnt. An einem breiten, sich zur Südwestecke der Burg erstreckenden Baukomplex wurden von türkischen Archäologen Ausgrabungen vorgenommen. In Anbetracht der historischen Bedeutung der Festung gelten sie als die Reste des Sultanpalastes. Viele Zeichen deuten auf Überbleibsel wichtiger Bauten in diesem Gebiet hin.

Die Wandfresken, die in einem der Ecktürme dieses Burgteils gefunden wurden, scheinen diese Theorie zu bestätigen. Die Fresken sind gleichzeitig Beweis seldschukischer Vorherrschaft. Der Reichtum an seldschukischen Keramiken und Kacheln aus dem 13. Jahrhundert zeigen, dass dies der Standort des Sultanspalastes war.

Bei einem weiteren Gebäudekomplex, der unterhalb der Schießscharten mit einem offenen Hof verbunden ist, nimmt man an, dass es sich um Baracken, Schlaf- und Lagerräume des Militärs handelt. An der Nordwestecke der Inneren Festung liegt eine wie ein Turm geformte Zisterne. Daneben befindet sich eine Bresche, die im Volksmund "Adam Atacagi" (Menschenhinabwurf) genannt wird. Die Bresche öffnet sich auf eine zum Meer abfallende Klippe.

Nach der Überlieferung wurden die zum Tode Verurteilten von dieser Stelle aus ins Meer hinabgestoßen. Heute ist dieser Platz zu einem "Wunschplatz" geworden: Wenn es gelingt, von hier aus einen Stein bis ins Meer hinauszuschleudern, gehen Hoffnungen in Erfüllung. Der interessanteste Turm in der inneren Festung liegt an der Südseite. Er ist mit einer niedrigen Kuppel überdacht.

Man nennt ihn "Soguk Su Hamami" (Kaltwasserbad) wegen der Wasserrohre aus gebrannten Ziegeln im Inneren. Zwei der Zisternen liegen in der Nähe des Turmes. Man kann über Wendeltreppen in sie hinabsteigen. Auf der westlichen Seite der Inneren Festung liegt eine kleine byzantinische Kirche. Dies beweist, dass das Areal bereits lange vor dem Bau der Festung genutzt wurde.

Darüber hinaus belegt die Tatsache, dass die Kirche noch steht, den Respekt der Seldschuken gegenüber der Religion Andersgläubiger und deren Gebetsstätten. Nach den Spuren im Inneren zu urteilen waren überall Fresken angebracht, u.a. mit der Abbildung von den vier Aposteln. Aufgrund der Bauweise wird die Kirche dem 11. Jahrhundert zugeordnet. Dem gegenüber nimmt man, dass die Innere Festung frühestens 1231 (durch Alaeddin Keykubat) fertiggestellt wurde.

Mittlere Festung

Von den Wällen der äußeren Festung umgeben finden Sie hier die Aksebe Moschee und das Mausoleum, das öffentliche Bad, den Ehmedek Baukomplex, die Süleymaniye Moschee, den Bedesten (Marktplatz), die Herberge und die Arap Evliyasi genannte byzantinische Kapelle.

Äußere Festung

Unter diese Bezeichnung fallen die Wälle, die sich vom Ehmedek, Arap Evliyasi, Ostturm und Tophane bis hin zum Roten Turm ziehen. Die Felsnase, die sich von der Halbinsel von Alanya etwa 400 m hinausstreckt, wird die Felsnase oder das Kap Cilvarda genannt. Die Reste des auf einem befestigten Hügel gelegenen Klosters sind heute verfallen. Im Osten des Klosters befindet sich eine kleine Kapelle, deren Kuppel zum Teil noch sehr gut erhalten ist. Wenn man von der vorspringenden Apsis und dem gebückten Bau, in dem alle Objekte von Wert aufbewahrt wurden, absieht, weist die Kapelle eine große Ähnlichkeit mit der Arap Evliasi Kirche auf. Eine große Zisterne befindet sich an der Kapelle. Beide, das Kloster und die Kirche, gehen auf das 11. Jahrhundert zurück.

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