Giaurdere-Viadukt am Bahnhof Haçıkırı bei Adana
- Geschrieben von Portal Editor
Wer sich an den Eröffnungsteil des James-Bond-Filmes "Skyfall" erinnert, dem ist sicherlich das Giaurdere-Viadukt noch in guter Erinnerung, da dieses Eisenbahnbrücke den Hintergrund einer dramatischen Verfolgungsjagd im Film bildete.
Durch diesen Filmteil, der im Übrigen die wohl entscheidende Schlüsselszene für die gesamte Filmhandlung darstellt, ist die ansonsten fast vergessene Eisenbahnbrücke weltberühmt geworden.
Dabei wurde das Giaurdere-Viadukt, auch Varda Viadukt genannt, aufgrund seiner kühnen Proportionen und der Eleganz der Schienführung häufig auf Fotos abgebildet, weitere Details zur so wichtigen Eisenbahnbrücke der berühmten Bagdad-Bahn bei Adana sind allerdings kaum bekannt. Spricht man mit Einheimischen vor Ort, hört man noch deutlich den Unterton der Bewunderung mit und so wird die Brücke von den Anwohnern auch mit Alman Köprüsü (Deutscher Viadukt) oder Koca Küprü (großer Viadukt) bezeichnet.
Das Bauwerk ist als Bogenbrücke aus Natursteinen
Das Giaurdere-Viadukt ist Teil der Bahnlinie von Konya nach Adana, liegt südwestlich des Bahnhofs Haçıkırı im Bezirk Karaisah zwischen Kilometer 307,106 und 307,278 als Teilstück der Bagdadbahn, etwa 63 Kilometer vom Hauptbahnhof Adana entfernt. Bei einer Länge von nur 172 m verfügt die Brücke über eine außergewöhnliche Höhe von 98 m. Sie ist damit die höchste Eisenbahnbrücke in der Türkei. Das Bauwerk ist als Bogenbrücke aus Natursteinen mit insgesamt elf Bögen gemauert. Die drei großen Hauptöffnungen weisen eine Weite von je 30 m auf, sie sind aus statischen Gründen mit kleinen Sparbögen ausgestattet. Beide Seitenteile bestehen aus je vier Bogenbrücken mit Weiten von je 10 m bzw. auf der anderen Seite von dreimal je 12 m sowie einmal 6 m. Die Brücke erstreckt sich in Nord-Süd Richtung und liegt in einer Kurve mit 1.200 m Radius.
Ab 1903 wurde die Bagdadbahn unter deutscher Leitung von Konya im zentralen Hochland der Türkei nach Bagdad im Irak gebaut. Die Überquerung des Taurusgebirges mit einer Scheitelhöhe von 1.478 m war eine der großen technischen Herausforderungen. Auf einer Länge von 20 km mussten 37 Tunnel sowie zahlreiche Brücken errichtet werden, wobei der Giaurdere-Viadukt der bekannteste Kunstbau ist. Der Giaurdere Viadukt wurde von dem deutschen Ingenieur Winkler, Mitarbeiter des Bauunternehmens Philipp Holzmann, entworfen und nach seinem Tod von Nicholas Mavrogordato zu Ende gebaut. Die Brücke kreuzt das tief eingeschnittene Tal des Flusses „Giaour Dere“, woher sich auch der Name des Viadukts ableitet. Der Bau der Brücke begann 1905, die Fertigstellung der wesentlichen Baumaßnahmen erfolgte 1907. Die Inbetriebnahme der Bahnlinie auf diesem Abschnitt erfolgte 1916.
Die offizielle Eröffnung fand am 18. Februar 1917 durch den türkischen Kriegsminister Enver Pascha statt, womit sich langsam der hundertjährige Geburtstag der Fertigstellung der Bahnlinie nähert.
Finanziert wurde die Baumaßnahme unter Federführung der Deutschen Bank. Die Bahnlinie wurde von dem deutschen Bauunternehmen Philipp Holzmann errichtet, außerdem waren weitere deutsche Unternehmen, wie Siemens, Friedrich Krupp, Borsig etc., an dem Lieferumfang zur Bagdadbahn beteiligt.
Es ist letztendlich nicht bedeutend, ob Sie mehr vor dem Hintergrund des Filmfans "Skyfall" oder eher als Interessent deutscher Ingenieurskunst nach Kıralan (Hacıkırı) fahren, die spektakuläre Konstruktion ist allemal einen Abstecher in den Taurus wert, der mehr und mehr auch von den Tourismusorganisationen als Zielort eingebunden wird.
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Rund 2.500 km Küstenlinie trennen den Dardanellenort Çanakkale von Antakya an der syrischen Grenze.
Wer die gesamte Strecke abfährt, erlebt die Türkei als Verkleidungskünstlerin: Zerlappte Steilküsten werden zu gepflegten Sandstränden mit Sonnenschirmreihen, fruchtbare Ebenen zu schroffen Berglandschaften, vom Wohlstand verwöhnte Großstädter zu bescheidenen Bauern, Olivenhaine zu unendlichen Baumwollfeldern und die wiederum zu weiten Bananenplantagen. Man lernt Ausgrabungsstätten jeder Größe und aus allen Zeiten kennen, kommt durch verschwiegene Dörfer und kann die mediterrane Atmosphäre romantischer Fischerörtchen genießen.
Michael Bussmann, Gabriele Tröger
Michael Müller Verlag, 504 Seiten, 10. Auflage 2015, farbig, 22,90 EUR (D), 23,60 EUR (A), 33,90 CHF, ISBN 978-3-89953-975-2