Der Erciyes - ein wachsendes Skiresort in Zentralanatolien
Unsere jetzige Fahrt nach Kappadokien führte auch zum eigentlichen Wahrzeichen der Region um Kayseri, zur Bergregion des Erciyes. Der Erciyes (türk. Erciyes Dağı) ist ein seit Jahrtausenden ruhender Vulkan und mit seiner Höhe von 3.917 Metern ist er der fünfthöchste Berg der Türkei.
Der Erciyes liegt 25 km südlich von Kayseri am Rande der türkischen Landschaft Kappadokien. Der Berg überragt die etwa 1.000 m hoch liegende Stadt Kayseri um etwa 2.900 m, was auch im Sommer für eine Kappe aus Schnee sorgt. In dieser ansonsten sehr trockenen Region sorgt der Erciyes mit seinem Hochgebirgsklima für eine mehr als 1000 km² große fruchtbare Ebene, die sich auf Grund ihrer vulkanischen Erdsubstanzen hervorragend zum Anbau von Obst und Gemüse eignet. So ist es auch nicht verwunderlich, das es hier riesige Getreideanbauflächen gibt. Am Fuß des Berges trifft man häufig auf die Zelte von Halbnomaden, die ihre Herden zum Weiden in die Bergregion begleiten.
Die Erstbesteigung des Erciyes erfolgte durch William John Hamilton im Jahre 1837. Heute gibt es häufiger Gruppen von Kletterern am Berg, denn von Osten her lässt sich der Erciyes verhältnismäßig leicht besteigen. Lediglich in der Partie des Gipfelkammes – der auch im Hochsommer tief verschneit ist, empfiehlt sich für kurze Streckenabschnitte die Seilsicherung zu verwenden.
Wir durchfahren, von Ürgüp kommend, die Stadt Kayseri und bemerken schon in den Vororten den kontinuierlich Anstieg zur Bergregion. Am Stadtrand angekommen, ist der Ausbau der Straße zur vierspurigen Auffahrt des Erciyes das erste Merkmal gravierender Veränderungen, denn der Erciyes wird heute kontinuierlich als ein wichtiges Wintersport- und Skigebiet ausgebaut. Zur Zeit befinden sich sieben Hotels in diesem relativ jungen Skigebiet, weitere werden in Kürze folgen. Nach europäischen Vorbildern sind Skilifte und Kabinenbahnen so geplant und vernetzt worden, das letztendlich unzählige Abfahrtskilometer an Strecke auf unterschiedlichen Pisten zurückgelegt werden können. Die Skisaison soll einmal vom 1. Dezember bis zum 15. April reichen, die beste Zeit für Wintersport ist allerdings der Januar und der Februar. Wegen der starken Winde wird man allerdings kaum auf viele Tage mit Pulverschnee hoffen können, aber auf Grund der Höhe des Gebiets bleibt der Schnee für lange Zeit in einer sehr guten Abfahrtsqualität.
Das Skigebiet mit kleinen Liftanlagen existierte schon seit geraumer Zeit, bislang fehlte es allerdings an ausreichender Infrastruktur. Bereits im Dezember 2012 gingen am fast 4000 Meter hohen Erciyes vier neue Liftanlagen in Betrieb – nachdem im vorherigen Winter bereits sechs neue Bahnen das bestehende Angebot von fünf Liften ergänzt hatten. Heute bietet der Erciyes die modernste Liftflotte zwischen den Alpen und Japan, darunter die erste Achtergondelbahn in einem türkischen Skigebiet. Weitere Anlagen sind geplant, das Netz der Pisten soll auf insgesamt 160 Pistenkilometer erweitert werden.
Wir erreichen auf etwa 2.000 Metern Meereshöhe oberhalb der Waldgrenze erste sanfte, aber auch anspruchsvolle Abfahrten am Erciyes. Wir sind mit Vizedirektor der Ski- und Outdoorentwicklungsgesellschaft Erciyes verabredet, der uns in seinem Büro empfängt. Schnell sind wir im Thema, denn neben dem reinen Wintersportangebot soll am Erciyes auch das Backpacking und Wandern in den Sommermonaten etabliert werden, kurz es gibt ein Ganzjahreskonzept, das auch Camping mit einschließen wird. Gespannt lauschen wir den Worten Yücel Ikiler´s, der uns dann zu einer Tour über die verschiedenen Liftanlagen am Erciyes einlädt. Selbst an Tourenski ist gedacht, denn der Gipfel des Vulkans kann auch per Ski erreicht. Der Lohn für den Aufstieg der Skiwanderer wird dann eine Abfahrt von fast 2000 Höhenmetern bedeuten.
Der antike Name des Erciyes Dağı war Argaios. Der Geograph Strabo berichtete in seinen Schilderungen der Umgebung von Caesarea (Kayseri) von Ebenen, die mit Feuergruben übersät waren, wo nachts die Flammen aus dem Boden brachen. So ist es nicht verwunderlich, an verschiedenen Stellen des Gebirgszuges auf historische Funde zu stoßen. Ein besonderer Wanderweg führt deshalb auch zum Lifos-Krater, einem weiteren erloschenem Vulkan, der als heiliger Berg der Vorfahren galt.
Im Umkreis der Vulkane Erciyes Dağı, Hasan Dağı und der Melendiz-Bergketten zwischen den türkischen Städten Kayseri, Aksaray und Niğde kam es vor allem seit dem Neogen, also in erdgeschichtlich relativ junger Zeit, zu bedeutenden Eruptionen, die neben Lava auch große Mengen Tuff-Asche in ein ca. 10.000 km² großes Gebiet schleuderten, das heute geologisch gemeinhin als Ausräumungslandschaft von Kappadokien bezeichnet wird. So wurde die Landschaft Zentralanatoliens durch neu gebildete Vulkanberge und durch Schichten vulkanischer Tuffe, die die tieferliegenden Sumpf- und Seenplatten zuschütteten, völlig neu geprägt.
Eine Empfehlung am Rande: An der Straße von Develi nach Tekir gibt es ein Restaurant mit einem Brunnen, der dass Schmelzwasser des Erciyes als Basis für verschiedene Getränke gemixt oder pur serviert.
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