Mahnmal gegen Faschismus - Schuhe am Donauufer
- Geschrieben von Portal Editor
Schon von weitem waren uns die Ansammlungen von Besuchern aufgefallen, die sich am Ostufer der Donau unweit des ungarischen Parlamentsgebäude gebildet hatten und deren Augenmerk deutlich sichtbar dem Boden galt: metallische Schuhe.
Erste Blicke auf eine erläuternde Schrifttafel beschreibt die Schuhe als ein Mahnmal von Gyula Pauer und Can Togay zur Erinnerung an die Pogrome an Juden durch Pfeilkreuzler im Ungarn während des Zweiten Weltkriegs. Pfeilkreuzler oder Hungaristen waren die Anhänger einer unter verschiedenen Bezeichnungen von 1935 bis 1945 bestehenden, faschistischen und antisemitischen Partei in Ungarn. Ihr Parteiführer war Ferenc Szálasi. Mit Unterstützung des Dritten Reiches errichteten die Pfeilkreuzler vom 16. Oktober 1944 bis zum 28. März 1945 in den noch nicht von der Roten Armee besetzten Teilen Ungarns eine faschistische Kollaborationsregierung, unter der mehrere zehntausend Menschen ermordet wurden.
Die Schuhpaare (ungarisch Cipők a Duna-parton) stehen auf der Pester Seite der Donau, am Ende der Széchenyistraße etwa 300 Meter südlich des Parlamentsgebäudes, nahe der Akademie der Wissenschaften direkt an der Donau. Auf einer Länge von 40 Metern wurden sechzig Paar Schuhe aus Metall am Boden zum Gedenken an die Erschießungen von 1944 und 1945, als Pfeilkreuzler jüdische Ungarn am Donauufer zusammen getrieben hatten und diese dann erschossen, angebracht. Der ungarische Historiker Krisztián Ungváry spricht von 2.600 bis 3.600 Opfern, die auf diese Weise ermordet worden sind. Die Schuhe stehen oder liegen „wie zufällig“ nach den Taten übrig geblieben. Das Holocaustmahnmal wurde 2005 so gestaltet, dass es auf den ersten Blick nicht verrät, welches Geschehen dahinter steckt.
Stellvertretend für die Opfer sei der Begründer der modernen ungarischen Pharmaindustrie Gedeon Richter genannt, der am 30. Dezember 1944 dort ermordet wurde. Die Inschrift auf den Gedenktafeln in den Sprachen Ungarisch, Englisch und Hebräisch lautet: „Im Gedenken an die Opfer, die 1944/45 von bewaffneten Pfeilkreuzlern in die Donau geschossen wurden“.
Im Unterschied zum Mahnmal für die ermordeten Juden Ungarns bei der Großen Synagoge ist es am Donauufer ein eher stilles Gedenken.
Das Mahnmal erinnert indirekt auch an die Rettungsaktionen anderer Ungarn wie beispielsweise Károly Szabó, eines Angestellten der Schwedischen Botschaft, der gemeinsam mit etwa 20 namentlich unbekannten Polizisten, die am 8. Januar 1945 von Pfeilkreuzlern aus den schwedischen Botschaftsräumen zur Erschießung entführte jüdische Ungarn mit blankem Bajonett retteten und ihnen dann zur Flucht verhalfen. Bericht der Familie Jakobovits 1947: "Als die Rettung in letzter Minute kam, standen wir mit den Gesichtern zum Wasser am Donauufer."
Unter den 154 Geretteten waren auch Lajos Stöckler und seine achtköpfige Familie, die Familie Jakobovits, Edith und Lars Ernster, Jacob Steiner, Eva Löw und Anna Klaber. Der Vater Jacob Steiners war am 25. Dezember 1944 am Donauufer erschossen worden.
Zitat im Buch "Dreams and Tears: Chronicle of a Life" (2006) von Dr. Erwin K. Koranyi über die Rettung am Donauufer: "Die Polizisten haben ihre Waffen auf die Pfeilkreuzler gerichtet. Ein anwesender Polizeioffizier war Pál Szalai, der mit Raoul Wallenberg kooperiert hat, ein anderer, im Ledermantel, war Károly Szabó. In unserer Gruppe unter den Geretteten habe ich auch Lajos Stöckler gesehen." Raoul Wallenberg wurde 1963 der Ehrentitel Gerechter unter den Völkern zuerkannt, Pál Szalai erhielt diese Auszeichnung 2008 bzw. am 7. April 2009.
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