Fernwanderweg Rennsteig – wir folgen dem Kammweg
- Geschrieben von Portal Editor
Der heute mit einem markanten „R“ gekennzeichnete Wanderweg „Rennsteig“ im Thüringer Wald wird schon seit vielen Jahrhunderten von Menschen verschiedenster Interessen benutzt, deren Beweggründe unterschiedlicher kaum sein könnten.
Es waren sowohl Kelten, Thüringer, Franken und viele andere Soldaten, die diesen Weg mit ihren kriegerischen Absichten entlang marschiert sind, sowie auch Kaufleute, Puppenmacher, Pferdehirten oder Holzschnitzer in gleicher Weise aus wirtschaftlichen Beweggründen. Natürlich führten auch Abenteuerlust, Neugierde und die Liebe sich in die prachtvolle Natur entlang des Weges ein, auch eine Vielzahl von Malern, Dichtern und Touristen lockte es zum Rennsteig.
Grobe Route Kammweg durch den Thüringer Wald
Der Rennsteig verläuft nicht nur über den Kamm Thüringer Wald, sondern auch über den Kamm des benachbarten Thüringer Schiefergebirges und bis in den im Norden gelegenen Frankenwald. Dabei führt er am Mittellauf der Werra und am Oberlauf der Saale vorbei. Eine Wanderung über den Rennsteig zeigt die Vergangenheit des Gebietes und lässt fast jeden Wanderer Schauplätze spannender historischer Ereignisse und prächtige Denkmale erleben wie man sie nur selten vorfinden kann.
Bei einer Wanderung über den Rennsteig wird man daran erinnert, dass dieser Wanderweg, durch seine vielen Markierungszeichen auch Zeugnis über die deutsche Geschichte ablegt. Man merkt bei jedem Schritt, dass er einer der seltenen Wanderwege ist, die vielfältig und fast unberührt sind, mit seinen Pfaden, die tief in die Steine gebohrt sind, mit seinen Anstiegen, die mühselig und steil sind, mit seiner Lage in stillen Wäldern, mit seinen kurzen Abstechern auf wenige Kilometer von Asphaltstraßen und mit seinen Hügeln, die grün und formschön das Schiefergebirge schmücken. Bei einer etappenreichen Wanderung durch die Landschaft des Fernwanderweges Rennsteig sollte man niemals vergessen, dass der Rennsteig vor allem ein Wanderpfad ist, der dem Wanderer Dinge, die noch unbekannt oder schon seit langer Zeit vergessen sind, neu entdecken und ihn in den mächtigen Gipfeln und verschwiegenen Wäldern, sich selbst wieder finden lässt.
Ob man ihn von Hörschel nach Blankenstein erwandert oder umgekehrt … Ob in 4, 6 oder 8 Etappen ... Ob mit oder ohne Gepäck auf dem Rücken... Eins ist sicher: einmal im Leben muss es der Rennsteig sein, denn Rennsteigwandern ist – natürlich... kultig!
Rennsteig: Wandern mit Muße und herrlichen Ausblicken
Der Rennsteig ist Kult und Mythos zugleich. Wenn Sie sich dazu entschließen, den Rennsteig durchs Wandern aktiv zu erleben, erwartet Sie eine wunderschöne Mischung aus Misch- und Nadelwäldern, blühenden Bergwiesen und unverwechselbaren Aussichten.
Historisch betrachtet verband der Rennsteig ursprünglich wichtige Städte und Orte miteinander - vor allem für die eiligen Boten der Vergangenheit. Heutzutage will der Kammweg intensiv erlebt werden und belohnt seine Wanderer mit einer Fülle an malerischen Eindrücken: Wald-gekrönte Höhen und tiefe Täler, großartige Ausblicke auf Dörfer, Burgen und Schlösser und vieles mehr. Um den ganzen Kammweg zu bewandern, muss man rund 44 Stunden reine Wanderzeit einplanen, das heißt in jedem Fall eine mehrtägige Tour.
Oftmals liegen tolle Aussichten ca. 200-500m entfernt vom Rennsteig. Achten Sie auf die Beschilderung und wandern Sie ruhig ab und an mal ein Stück abseits vom Rennsteig - Sie werden begeistert sein.
- 1. Etappe: Von Hörschel zur Hohen Sonne
- 2. Etappe: Von der Hohen Sonne bis zur Grenzwiese
- 3. Etappe: Von der Grenzwiese bis zum Grenzadler
- 4. Etappe: Vom Grenzadler bis Allzunah
- 5. Etappe: Von Allzunah nach Friedrichshöhe
- 6. Etappe: Von Friedrichshöhe nach Spechtsbrunn
- 7. Etappe: Von Spechtsbrunn nach Brennersgrün
- 8. Etappe: Von Brennersgrün nach Blankenstein
Wir stellen hier kurz drei Etappen vor, damit Sie einen Einblick gewinnen können:
1. Etappe: Von Hörschel zur Hohen Sonne (14,3 km)
Die Runst (Eine Runst ist schlicht und einfach eine Rennsteigwanderung) beginnt in Hörschel, einem kleinen Ortsteil westlich der Stadt Eisenach. Hörschel ist der älteste direkt am Rennsteig gelegene Ort und bildet mit dem Werra-Ufer den historischen Beginn des Rennsteiges. Bitte vergessen Sie nicht, einen Stein aus der Werra zu nehmen, den Sie am Ende der Rennsteigwanderung der Selbitz in Blankenstein übergeben.
Die erste Etappe führt durch abwechslungsreiche Wälder, über Bergwiesen und Felder stetig bergan. Am Großen Eichelberg (310 m ü. NN) bietet sich erstmals ein schöner Blick auf die Wartburg. Sie passieren den Ort Clausberg und gelangen zum Vachaer Stein, einem historischen Wegweiser an der Via Regia Leipzig-Eisenach-Frankfurt. Der Passübergang am Vachaer Stein gehörte mit dem der Kalten Küche bei Spechtsbrunn zu den bedeutendsten historischen Pässen des Thüringer Waldes. Er wurde unter anderem 1813 von Napoleon während seines Rückzuges von der Völkerschlacht bei Leipzig benutzt.
Die erste Etappe endet an der Hohen Sonne auf einer Höhe von 434 m ü. NN. Eine Sonne am Turm des ehemaligen Jagdschlosses des Herzogs Ernst August von Sachsen-Weimar-Eisenach (1743-1747) verhalf diesem Flecken zu seinem Namen. Er ist Ausgangsort für weitere schöne Wanderungen in die benachbarte Region, wie zum Beispiel in die Drachenschlucht und verfügt über eine gute Verkehrsanbindung durch den ÖPNV in die Stadt Eisenach und nach Bad Salzungen.
2. Etappe: Von der Hohen Sonne bis zur Grenzwiese (19,6 km)
Der 19,6 km lange Abschnitt führt von der Hohen Sonne stetig bergauf. Er weist mit einem schroffen Aufstieg von 434 m ü.NN auf 916 m ü.NN und einem Abstieg auf 727 m ü.NN ein anspruchsvolles Profil und die größten Höhendifferenzen auf.
Auf dieser Etappe finden Sie Rastmöglichkeiten am Ruhlaer Häuschen, am Auerhahn und an der großen Meilerstätte, am Dreiherrenstein oder der Brotteroder Hütte.
Am Großen Inselsberg erreicht der Rennsteig mit 916 m ü. NN einen Höhepunkt. Der Name des markanten Berges ist wohl von der in der Nähe entspringenden Emse abgeleitet (1330 "Emmseberg", 1378 "Enseberg", 1505 "Enselberg", 1528 "Inselsberg") . Als Grenzweg teilte der Rennsteig den Berg einst in gothaisches und hessisches Gebiet, wovon die beiden Gaststätten zeugen.
Der Große Inselsberg ist wegen seiner Aussicht und guten Zugänglichkeit der am häufigsten besuchte Gipfel des Thüringer Waldes. Auch der Name "Grenzwiese" für den Sattel am Ende dieser Tour deutet auf eine von Kleinstaaten geprägte Epoche in der Geschichte Thüringens hin.
3. Etappe: Von der Grenzwiese bis zum Grenzadler (27,8 km)
Die 27,8 km lange Etappe verläuft in Höhen um 700 bis 876 m ü.NN. Gleich nach der Grenzwiese geht es bergauf zum Trockenberg (807 m ü. NN) und Jagdberg (806 m ü.NN). Am Possenröder Kreuz laden Ruhebänke und eine Schutzhütte zu einer Rast ein.
Am Kilometer 44,1 erreichen Sie die Ebertswiese. Diese Wiese (1143 Eberhardsbruggen) erhielt ihren Namen nach Eberhard, dem ersten Abt von Georgenthal. Als eine der schönsten Bergwiesen des Thüringer Waldes beherbergt sie eine vielfältige Flora aus Borstgrasrasen, Gebirgsfrischwiesen sowie Stauden- und Quellfluren mit zahlreichen schönen Wiesenblumen. An der Ebertswiese überzogen alten Straßen ebenfalls den Gebirgskamm und verbanden u.a. die Handelsmetropolen und Messestädte Frankfurt, Nürnberg, Erfurt und Leipzig.
Das Etappenziel ist der Grenzadler. Seit 1866, als der Kreis Schmalkalden preußisch wurde und hier eine Hauptverkehrsstraße die preußische Grenze kreuzte, markierte der Grenzstein mit Adler diese Stelle und gab ihr seinen Namen.
Für Sportbegeisterte lohnt sich hier noch ein kleiner Abstecher talwärts zu den Schanzen am Rennsteig im Kanzlersgrund.
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