Podgorica – Wanderung durch die Albanischen Alpen
- Geschrieben von Portal Editor
Schon während unseres Aufenthalts auf dem Camping Legjenda in Shkoder vor „langen“ Jahren hatten wir Touren ins Cem-Tal unternommen, das fast parallel zum Grenzgebirge zwischen Albanien und Montenegro verläuft.
Wir waren damals dem Flusslauf auf der 2014 asphaltierten Straße bis Tamarë gefolgt, wo wir letztendlich auf die erste Kennzeichnung des neu einzurichtenden Wanderwegs „Peaks oft he Balkans gestoßen waren. Hier hatten wir auch das Ende der bis dahin neu asphaltierten Straße erreicht.
Neuer Grenzübergang zwischen Montenegro und Albanien
Seit Ende 2016 ist die Straße von Han i Hotit über Tamarë und den Pass Qafa e Bordolecit bis Vermosh durchgehend asphaltiert, während die letzten 500 Meter bis zum Grenzübergang bei Gusinje nur eine wassergebundene Decke besitzen.
Dieser Fahrbahnbelag besteht aus einem Mineralgemisch gebrochenen Natursteinmaterials – Splitt und Schotter. Wassergebundene Decken führen bei fachgerechter Anlage und entsprechender Unterhaltung zu einer ausreichenden Niederschlagsversickerung und haben deswegen einen niedrigeren Abflussbeiwert als Asphaltoberflächen.
In vielen Naturparks, wie auch hier im Kelmend, sind sie die bevorzugte Form der Befestigung von befahrbaren Wegen, da ein naturnäherer Eindruck vermittelt werden kann.
Wenn noch dazu helles Steinmaterial benutzt wird, heizen sich solche Oberflächen auch deutlich weniger auf als dunkle Asphaltflächen. Zudem gilt der etwas weichere Belag als gelenkschonender für Wanderer und auch für Pferde, deren Hufe weniger beansprucht werden. Durchaus ökologische Ansätze also auch in Albanien, die hier umgesetzt wurden.
2021 wurde rund neun Kilometer flussabwärts der langerwartete Grenzübergang Grabom zwischen Albanien und Montenegro eröffnet.
Der neue Grenzübergang rückt nicht nur Podgorica näher ans Kelmend, sondern eröffnet auch eine schnellere Verbindung von der montenegrinische Hauptstadt nach Plav, womit vom Internationalen Flughafen Podgorica das Kelmend und damit auch der Wanderweg „Peak of the Balkans jetzt einfacher erreichbar ist.
Wanderroute “Peaks of the Balkans”
Peaks of the Balkans ist ein 192 Kilometer langer Fernwanderweg im Prokletije-Gebirge, besser bekannt als die Albanischen Alpen.
Er führt über zehn Tagesetappen durch Albanien, den Kosovo und Montenegro, die aber alle recht anspruchsvoll sind, so dass es Sinn machen kann, Zwischenetappen einzufügen, wenn man kein erfahrener Langstrecken-Wanderer ist.
Dem noch relativ neuen Wanderweg waren Bemühungen vorausgegangen, die Bevölkerung der verschiedenen Länder des Prokletijes einander näher zu bringen und Grenzen abzubauen. Insbesondere das Balkans Peace Park Project hatte sich bemüht, die alten Hirten- und Handelswege über die Grenze wieder zu öffnen.
Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) arbeitete seit 2006 an der Entwicklung des Bergtourismus in Theth und förderte die Kennzeichnung von Wanderwegen und die Publikation entsprechender Karten und Wanderführer.
Wegeverlauf der einzelnen Routen
Die Wanderpfade verlaufen zum Teil durch erschlossene Täler, teilweise aber auch sehr abgeschieden in hochalpinen Regionen, wo als Übernachtungsmöglichkeiten nur einfache Alphütten zur Verfügung stehen. Die Pfade sind deshalb nur für erfahrene Berggänger zu empfehlen.
Der Weg führt teilweise durch Naturschutzgebiete wie den Nationalpark Theth, Nationalpark Valbonatal, Nationalpark Bjeshkët e Nemuna, das Naturreservat Lumi i Gashi und den Nationalpark Prokletije. Hier die einzelnen Etappen:
Theth (Albanien) – Qafa e Valbonës – Rragam – Valbona: 13,9 km
Valbona – Çerem: 19,8 km
Çerem – Alp Dobërdol: 15,64 km
Dobërdol (Albanien) – Tromeđa – Alp Milishevc (Kosovo): 18,2 km
Milishevc – Rugova-Schlucht – Reka e Allagës: 16,24 km
Reka e Allagës – Pepaj – Drelaj – Dugaiva – Kuqishta (Čakorpass): 23,26 km
Kuqishta (Kosovo) – Babino Polje (Montenegro): 15,8 km
Babino Polje – Hrid – Plav: 20,31 km
Plav – Bor (Berg) – Grlata – Vusanje: 27,4 km
Vusanje (Montenegro) – Qafa e Pejës (Albanien) – Theth: 21,35 km
Der Einstieg ist neben Theth auch in anderen gut erreichbaren Orten wie Valbona, Plav, Vusanje und Peja möglich. Bei mehreren Etappen bietet es sich aufgrund der Länge an, sie auf mehrere Tagesabschnitte aufzuteilen, wobei, wie schon erwähnt, nicht immer Unterkünfte zur Verfügung stehen.
Es kann also durchaus Sinn machen, lieber eine geführte Tour zu buchen.
Die Grenzübertritte erfolgen nicht auf offiziellen Grenzübergängen. Die nötigen Dokumente müssen zwangsläufig vorab eingeholt werden. Die Markierungszeichen der Pfade sind weiß-rot-weiß in Albanien, rot-weiß-rot im Kosovo und ein roter Kreis mit weißer Mitte in Montenegro.
Einstiegwanderung von Tamarë nach Koshnje und weiter
Wieder einmal auf dem Balkan unterwegs, hatten wir von Podgorica über Grabom kommend erneut Tamarë angefahren, da wir zur Akklimatisation zunächst eine Wanderung zur Einstimmung bis zum Hotel-Restorant Pepushaj (etwa 12,6 Kilometer) zwecks Übernachtung unternehmen wollten, um dann ins Valbona Tal zu fahren, wo wir uns zunächst für die Route von Valbona nach Cerem entschieden hatten.
Aber dazu später mehr.
Tamarë ist ein kleines Dorf und gleichzeitig das Verwaltungszentrum der Region Kelmend. Der Ort mit seinen rund 500 Einwohnern verfügt über eine Schule, ein Gesundheitszentrum, eine Touristeninformation, eine Kirche und eine kleine „Fußgängerzone im Zentrum“, die 2016 neu angelegt worden ist, besonders zur Förderung des Tourismus in der Region.
Tamara liegt im tief eingeschnittenen Tal des Cem Flusses auf rund 250 Meter Höhe. Im Nordwesten steigt das Tal innerhalb von rund zwei Kilometer auf 1500 Meter Höhe bis zu einem Grat an, auf dem die Grenze zu Montenegro verläuft.
Im Süden erhebt sich gleich über der Stadt ein 593 Meter hoher Felsen, Beginn eines Bergzugs, der auch auf Höhen deutlich über 1000 m ü. A. ansteigt. In den karstigen Bergen rund um Tamara befinden sich diverse Höhlen, so dass man auch einige Tage vor Ort gut ausgestalten kann. Und die gegrillte Forelle im Ort können wir nur empfehlen.
Nach unserem köstlichen Mittagsmahl sollte es dann Richtung Hotel gehen, zunächst bis zur Straßengabelung an der Brücke über den Cem-Fluss. Der Weg ist gut markiert und es gibt einige Fotopoints unterwegs. Besonders spannend ist je nach Jahreszeit der Übergang über die Hängebrücke. Die Anstiege sind ok, sind damit ein gutes Training für die größeren Höhendifferenzen im Valbona Tal. Wir erreichen unsere Unterkunft für die Nacht nach gut 4 Stunden Wanderung.
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