Wanderung durch die Drachenschlucht bei Eisenach

Wanderung durch die Drachenschlucht bei Eisenach

Warum denn in die Ferne schweifen, …. wenn man auch relativ nah eine interessante Wanderung durch eine Klamm unternehmen kann.

Aber wer hat überhaupt schon einmal von der Drachenschlucht gehört? Breitachklamm, Partnachklamm und Höllentalklamm, das sind wohl mit die bekanntesten natürlichen Engpässe beim Wandern, wenn es eine besonders enge Schluchten im Gebirge mit teilweise überhängenden Felswänden geht. Der gesamte oder fast der gesamte Talgrund werden von einem Wasserlauf ausgefüllt, darüber oder daneben die touristisch erschlossenen Wanderstege.

Tageswanderung durch die Drachenschlucht

drachenschlucht eisenach 05Wir hatten mehrfach von der Drachenschlucht im Thüringer Wald gehört, die im Naturschutzgebiet „Wälder mit Schluchten zwischen Wartburg und Hohe Sonne“ liegt und längst von uns hätte erwandert werden sollen, zumal wir bereits einige Male am Rennsteig unterwegs gewesen sind. Die Schlucht befindet sich im Süden von Eisenach, zwischen dem südlichen Stadtrand und dem Forstort Hohe Sonne am Rennsteig.
Die eigentliche Drachenschlucht, die an der engsten Stelle nur 68 Zentimeter breit und nur 3 Kilometer lang ist, bildet mit der östlich benachbarten Landgrafenschlucht und der aus dem Johannistal aufsteigenden Ludwigsklamm vielbesuchte Wanderziele, dies vor allem in den Sommermonaten. Wer also den ganzen Tag in der Umgebung wandern möchte oder gar weitere Teilstücke am Rennsteig erkunden möchte, findet hier exzellente Möglichkeiten. Der südliche Zugang zur Drachenschlucht befindet sich am Jagdschloss Hohe Sonne, der nördliche Zugang liegt an der Auffahrt zum Waldhaus Sängerwiese.
Vorbei an den herrlichen Villen der Südstadt Eisenachs, erbaut im Historismus und Jugendstil, erreichen wir unseren Ausgangspunkt der heutigen Wanderung im Mariental. Ausgehend vom Parkplatz Mariental biegt man rechts ein, vorbei an einem Tümpel, in die Drachenschlucht. Parallel zur Schlucht verläuft auf ganzer Strecke die B 19 von Eisenach in Richtung Gumpelstadt und Meiningen. An beiden Hauptzugängen bestehen Parkplätze für Wanderer, die nur die Drachenschlucht erkunden wollen. Aus Sicherheitsgründen wurden weitere Wege angelegt, um ein schnelles Verlassen der Schlucht bei Unwetter oder Unfällen zu ermöglichen.

Historische Informationen zur Drachenschlucht

drachenschlucht eisenach 03Das obere Mariental war im Mittelalter ein Refugium für Jäger, Köhler und Mineralsucher, die hier ihr Glück bzw. Ihre Beute suchten. Für den herzoglichen Hof war bereits im 18. Jahrhundert auf der südlich anschließenden Waldpartie zwischen Jagdschloss Hohe Sonne und Schloss Wilhelmsthal mit der Anlage von Spazierwegen und Jagdschneisen begonnen worden – hieran erinnern die Flurbezeichnungen Schwalbennest für einen Rastplatz, Hochwaldgrotte, Luisengrotte und Prinzessinnenstieg. Als man 1830 im Mariental, noch weit vor der Stadt gelegen, das erste Ausflugsrestaurant – die Phantasie – erbaute, wurde die Erschließung der Felsschluchten südlich der Stadt für Wanderer und Spaziergänger eingeleitet. Zugleich wurde die Nutzbarmachung und Erschließung der Forste durch Gottlob König, Carl Grebe und Herrmann Stoetzer angestrebt und hierfür Mittel zum Wald- und Wegebau bereitgestellt.
Bereits 1832 wurde der damals Steingraben genannte Teil des Annathals für Spaziergänger passierbar gemacht und erhielt als neue Fremdenverkehrsattraktion den zugkräftigen Kunstnamen “Drachenschlucht”. Dieser Name stammt vom Eisenacher Stadtpatron, dem heiligen Georg dem Drachentöter. In der örtlichen Variation der Hagiographie kämpft der Hanjörg gegen einen Lindwurm, worauf sich auch das moderne Hanjörgfest bezieht. Dieser Lindwurm soll einst in der engen und nassen Klamm der Drachenschlucht gehaust haben.

Touristische Erschließung und Naturschutzgebiet

drachenschlucht eisenach 041961 wurde das Waldgebiet zwischen Hohe Sonne und Wartburg als Naturschutzgebiet „Wartburg - Hohe Sonne“ ausgewiesen, 1977 wurden die Drachenschlucht, Landgrafenschlucht und einige Grotten in der Nähe zusätzlich als geologische Naturdenkmale unter Schutz gestellt. Die Erosionsformen gelten als eine der größten geologischen und morphologischen Sehenswürdigkeiten der Region. Vor diesem Hintergrund wurde das Naturschutzgebiet auf 788 Hektar erweitert und im Jahr 2015 unter dem Namen „Wälder mit Schluchten zwischen Wartburg und Hohe Sonne“ neu ausgewiesen. Einige der Flächen sind Totalreservate. Der BUND, Kreisverband Wartburgkreis (mit Stadt Eisenach), wies die Drachenschlucht als Biotop des Monats Januar 2001 aus.
Um die Schlucht sicher und begehbar zu machen, mussten Wege und Stufen in den Fels gehauen werden, über viele Meter wurde der Weg mit Holzbohlen und Stegen über den Quellbach fortgeführt. Leider zerstören die Naturgewalten – in der Schlucht entstehende Eismassen im Winter und die bei Unwettern auftretenden Fluten – diese Wegpartien, so dass immer neue Ersatzbauten nötig sind. In der Saison 2009 wurden Gitterroste aus robustem Kunststoff eingebaut und erprobt.
drachenschlucht eisenach 02Anfangs noch weit, verengen sich die Wände, steigen steil an und bilden so eine wildromantische Klamm, die an manchen Stellen nur schulterbreit ist. Unter den Füßen, die auf Gitterstegen gehen, rauscht der Bach. Im Winter bilden Tauwasser und Frost oft bizarre Eisformationen, die sich soweit ausbreiten können, dass die Schlucht nicht mehr begehbar ist. Weiter läuft man durch das Annatal zur Hohen Sonne. Tritt man den Rückweg über die Weinstraße an, wird daraus ein schöner Rundwanderweg. Vorbei am kleinen Drachenstein, vor dem großen Drachenstein links ab durch die Landgrafenschlucht, kommt man im Tal über die Wichmannpromenade zum Ausgangspunkt zurück.
Rundwanderung Drachen- und Landgrafenschlucht: Länge: 11 km / Dauer: ca. 3,5 Stunden
Ganzjährig ist nach Sturm, Starkregen oder durch Vereisung die kurzfristige Sperrung der Drachenschlucht aus Sicherheitsgründen möglich. Bitte fragen Sie im Zweifelsfall bei der Tourist-Information (03691 79230) oder dem Forstamt (03691 26800) nach.

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