Die Hafenstadt Famagusta - heute Gazimağusa
- Geschrieben von Portal Editor
Famagusta - Gazimağusa bietet in seiner historischen Altstadt mit den antiken Stadtbefestigungen, Wehranlagen, Moscheen und der Kathedrale eine herrliche Gelegenheit zum Schauen und Flanieren.
Eine weitere Sehenswürdigkeit stellt die Hafenzitadelle mit dem Othelloturm dar, in dem sich die Ereignisse abgespielt haben sollen, die dem Drama von Shakespeare zu Grunde liegen. Famagusta hatte angeblich über 365 Kirchen, von denen einige, teilweise als Ruinen, noch existieren. Sehenswert ist auch der überdachte Basar.
Historischer Hintergrund
Die Hafenstadt Famagusta ist ein faszinierender Zielort für Urlauber schon allein aufgrund der riesigen Sandstrände. Im östlichen Teil der Strände gibt es langgezogene Feinsandbereiche mit ausgezeichnet sauberen Möglichkeiten zum Baden.
In der Antike hieß die Stadt nach der ägyptischen Königin Arsinoë II zeitweilig auch Arsinoë. Die griechische Bezeichnung „Ammochostos“ bedeutet „versteckt im Sand“; aus diesem Namen hat sich im Mittelalter „Famagusta“ beziehungsweise „Mağusa“ entwickelt.
Die Fischersiedlung Ammochostos gewann in byzantinischer Zeit an Bedeutung, als die Bewohner der nördlich benachbarten Stadt Constantia / Salamis, nach Überfällen der Araber, mehreren Erdbeben und der Versandung ihres Hafens hierher umsiedelten. Trotz seines günstigen tiefen Hafens blieb der Ort jedoch auch unter den Byzantinern unbedeutend.
Der Aufschwung zur reichsten Stadt des östlichen Mittelmeeres setzte im 13. Jahrhundert ein, nachdem der fränkische Kreuzritter Guido von Lusignan aus dem Haus Lusignan, bis 1192 König von Jerusalem, im Dritten Kreuzzug vom englischen König Richard Löwenherz 1192 die Insel Zypern gekauft hatte. Nach Guidos Tod im Jahre 1194 übernahm dessen älterer Bruder Amalrich II. die Herrschaft. Der Hafen von Famagusta wurde während des dritten Kreuzzugs (1189–1192) auf Grund seiner Nähe zum Heiligen Land zu einem bedeutenden Brückenkopf der Kreuzfahrer.
Die neue römisch-katholische Hierarchie verdrängte die griechisch-orthodoxe Kirche, Famagusta wurde katholischer Bischofssitz. 1291, nach dem Fall von Akkon, siedelten sich Adlige, Ritter, Kaufleute und Kleriker aus Palästina auf der Insel an. Die Stadt galt im Mittelmeer als östlichster Außenposten der römischen Kirche. Sie erlebte als Handelszentrum mit Verbindungen zu den Häfen des Nahen Ostens und Italiens eine bedeutende wirtschaftliche, kulturelle und bauliche Entwicklung. Im 14. Jahrhundert stieg die Einwohnerzahl auf 40.000 an. Den Wohlstand der Kaufleute zu wahren erforderte die Anlage von Befestigungsanlagen.
Unter Heinrich II. entstanden diese Festungsbauten: die Zitadelle am Hafen als Wehr- und Wohnturm (Othello-Turm), in dem sich die Ereignisse abgespielt haben sollen, die dem Drama von Shakespeare zu Grunde liegen, und die mächtige Stadtbefestigung mit zahlreichen Türmen und Toren.
In Famagusta als einer weltoffenen und toleranten Stadt wurden Gotteshäuser für alle bedeutsamen Glaubensrichtungen errichtet. Von 1291 bis 1373 wurde die Kathedrale St. Nikolaos im Stil der französischen Gotik erbaut. Hier fand im 14. Jahrhundert die Krönung der Lusignans zu Königen des untergegangenen Königreiches Jerusalem und von Zypern statt.
Im Umkreis der Kathedrale errichteten im 14. und 15. Jahrhundert die Ritterorden und die Händlerkolonien der Syrer, Armenier, Italiener, Griechen und Juden eine Vielzahl von Kirchen, Konventen und Klöstern. Um 1330 erreichte der Wohlstand der Stadt und ihrer Einwohner seinen Höhepunkt.
Genua und Venedig gewannen jedoch zunehmend an Macht und Einfluss und konkurrierten um die Vormachtstellung in der Stadt. Frieden und Wohlstand endeten 1372, als anlässlich der Krönung Peters II. zum König von Jerusalem in der Stadt ein Aufstand ausbrach.
Es kam zu Plünderungen, Zerstörungen und einem Massaker an genuesischen Kaufleuten. Daraufhin besetzte ein Geschwader unter Pietro di Campofregoso 1374 Famagusta und verlangte hohe Reparationen sowie einen jährlichen Tribut. Ammochostos wurde von Jakob I. an Genua abgetreten. Mit Hilfe der Venezianer erlangten die Lusignans 1464 die Herrschaft über Ammochostos zurück. 1489 trat die aus Venedig stammende Königin Katharina Cornaro die Herrschaft über die gesamte Insel an ihre Heimatstadt ab.
Im späten Mittelalter entwickelte sich die Stadt zu einer Drehscheibe im Handel zwischen Asien und den italienischen Hafenstädten.
Unter venezianischer Herrschaft gelangte Ammochostos noch einmal zu kurzer Blüte. Angesichts der osmanischen Bedrohung wurden 1491 bis 1567 die Befestigungsanlagen im Renaissance-Stil umgestaltet und verstärkt: Die etwa 3,5 km lange Stadtmauer wurde auf 17 m erhöht und bis auf 9 m verbreitert, es wurde ein breiter Wallgraben angelegt, den Bastionen Rivettina / Limassol-Tor und Martinengo wurden 1544 bis 1567 eindrucksvolle Ravelins vorgesetzt, das See-Tor wurde prunkvoll umgestaltet, die Zitadelle 1552 bis 1554 vergrößert und 1552 ein Gouverneurs-Palast errichtet.
Im weiteren Verlauf der Geschichte verlor Famagusta an Bedeutung, insbesondere nach der osmanischen Eroberung Zyperns im Jahre 1571.
1570 stand das Heer der Osmanen unter General Lala Mustafa Pascha vor der Stadt. Nach elfmonatiger Belagerung mussten sich die letzten 500 Verteidiger am 1. August 1571 der Übermacht ergeben. Die im Kampf kaum beschädigte Stadt wurde von den Eroberern nachträglich zerstört, Kirchen wurden in Moscheen umgewandelt, so unter anderem die St. Nikolaos-Kathedrale in die Lala-Mustafa-Pascha-Moschee, andere Kirchen als Lagerhallen genutzt. Famagusta hat gegenwärtig noch 22 Kirchen, die meisten von ihnen müssen allerdings als Ruinen angesehen werden.
Die massive und drei Kilometer lange Stadtmauern, die in venezianischer Zeit 1469–1571 erweitert und verstärkt wurden, umgeben noch heute den Ort. Die Altstadt hatte nur zwei Zugänge, ein Landtor und ein Seetor. Ein zweites Landtor wurde 1931 durch die Briten errichtet. Ein weiterer Durchgang geht Richtung Hafen, ist aber gesperrt.
Die Stadt wurde 1974 bei der türkischen Invasion Zyperns als eine der ersten von türkischen Streitkräften besetzt.
Bei der türkischen Militäroffensive im Jahre 1974 spielte die Altstadt von Famagusta eine besondere Rolle: Viele Zyperntürken waren in den Kriegswirren aus der Umgebung in die Altstadt geflohen und wurden dreieinhalb Wochen durch die Zyprische Nationalgarde belagert. Die türkischen Streitkräfte besetzten sowohl die Stadt Famagusta als auch den touristisch wichtigen Stadtteil Varosia; dieser wurde zur militärischen Sperrzone erklärt und sollte als Pfand für spätere Verhandlungen dienen.
Noch im gleichen Jahr wurde die Stadt von der türkischen Militärverwaltung von Mağusa in Gazimağusa umbenannt. Die türkische Besetzung hatte zur Folge, dass die Stadt als Hafen von Limassol überflügelt wurde. Als Folge der Teilung Zyperns verließen die griechischen Zyprioten die Stadt. Aufgrund der guten Lage und der touristischen Bedeutung hat sich aber die Einwohnerzahl wieder auf über 40.000 erholt.
Innenstadt
Die ehemalige St.-Nikolaos-Kathedrale war die Krönungskirche der Herrscherfamilie der Lusignans, die hier im 14. Jahrhundert zu Königen des damals längst untergegangenen Königreiches Jerusalem und von Zypern gekrönt wurden. Die Kirche wurde 1571 in die Lala-Mustafa-Paşa-Moschee umgewandelt und ist ein bedeutendes Beispiel der französischen Gotik. Gegenüber der Moschee befinden sich die Reste des venezianischen Gouverneurspalastes.
Gazimagusa - Reisebericht Herr Weisenberg
Um ca. 11.00 Uhr fahren wir in die Altstadt von Gazimagusa bei der Djanbulat Bastion unweit des Hafens durch das Stadttor ein. Parkplatz gibt es hier ausreichend.
Im Mittelalter war der Ort einer der reichsten und luxuriösesten Hafenorte des Ost-West-Handels. Im 15. Jh. gehörte die Stadt auch einmal zu Genua und Venedig. Die gewaltige Festungsanlage entstand im 16. Jh. unter den Venezianern. In der Türkenzeit nach 1571 verlor der Ort an Bedeutung.
Wir steigen hoch zu den Zinnen dieser Bastion und nehmen uns vor, nachher in das kleine Museum darunter zu gehen. 17 m hoch und Ringmauer. Wir bewundern von oben bereits jetzt die Ringmauer.
Wir bewundern auch bereits jetzt die vielen gotischen Baureste der Kreuzfahrerkirchen in der Mitte des kleinen Stadtkernes. Die Festungsmauern erscheinen überaus mächtig und scheinen fast jedem Ansturm von Feinden gewachsen zu sein. Raffiniert sind Gräben und Plattformen zum Bekämpfen von Belagerern angebracht.
Wieder in Freiheit fällt uns in der Nachbarschaft der Polizeistation eine überaus neue riesige Moschee auf. Ihr gilt nun unsere Neugierde. Beim Betreten merken wir, dass sie noch nicht fertig ist. Der Holz-Fußboden wird erst gelegt. Eine riesige Teppichrolle liegt in einer Ecke.
Die schöne Ornamentik und die großen Schriftbilder unter der riesigen Kuppel setzen uns ins Staunen. Bunt und duftig, hell und wohnlich wirkt die riesige Rundhalle wie ein Festsaal auf uns. Karlheinz erfährt von einem Manager, dass die Moschee mit saudiarabischem Geld gebaut wurde.
Bei der Rückfahrt zur Altstadt gelangen wir zum Othello-Turm. Von der dazugehörigen Zitadelle aus dem 14. Jh. kann man die unermessliche Verteidigungsanstrengung erkennen, die zum Überstehen einer Belagerung notwendig war. Es überrascht aber auch die Schönheit der Hallen und Höfe. Einige Steinreste aus der Zeit der französischen Kreuzritter sind noch zu sehen. Shakespeare soll diese Burg zufolge der Berichte englischer Seefahrer über einen Despoten, namens Moro, Anfang des 16. Jh. als Schauplatz seines Dramas von Othello gewählt haben. Der Gleichklang von Moro und Mohr ist vielsagend.
Mit dem Auto fahren wir dann in die Nähe der Lala Mustafa Moschee, sie war vor 1571 eine katholische Kirche dem Hl Nikolaus geweiht. Sie gehört zu den schönsten gotischen Kathedralen Zyperns aus dem 13. Jh. Die Kathedrale von Reims war ihr Vorbild. Die Türken fügten ihr ein Minarett auf einem Turm der Westfassade hinzu und entfernten den Skulpturenschmuck. Das Innere ist nicht einmal weiß getüncht, nur die gotischen Glas-Fenster sind durch ornamental durchbrochene weiße Betonfenster ersetzt. Die Kirche hat ihre gotische Strahlkraft allerdings nicht verloren. Die Kanzel (Mimbar) und die Gebetsnischen (Mihrab) fallen fast gar nicht auf. Nur eine Art grüne hölzerne Veranda in der Mitte der Kirche nimmt Platz weg. Der grüne riesige Gebetsteppich mit Gebetsfeldern macht allerdings Eindruck. Vor der Kirche steht ein uralter Maulbeerfeigenbaum.
Der Rest eines venezianischen Palastes steht der Moschee gegenüber. Man kann deutlich die Steinfüllung und die Ummantelung durch behauene Steine sehen. Bei einem fertigen Bauwerk kann man den inneren Aufbau nicht mehr sehen.
Den Rest der noch vorhandenen Kreuzfahrerbauten sehen wir uns auf einem Rundgang entlang der Stadtmauer an. 365 Kirchen soll es hier einmal gegeben haben, Zeugnisse dankbarer und erfolgreicher Händler. Von der Johanniterkirche ist kaum noch Beachtenswertes zu sehen. Diese Stätten sind unbeabsichtigt Müllsammelstätten geworden, für die der Wind stets Treibgut als Nachschub liefert. Die Sinan-Pascha-Moschee ist ebenfalls verkommen. Ein Teil des Gebäudes scheint noch genutzt zu werden.
Ein Höhepunkt wird für uns noch die Ravelin-Bastion auf der Landseite der Ringmauer. Von deren Höhe sieht man noch besser die Verteidigungsstrategie: gute Einsicht auf die Flanken und die Belagerer und jede Menge dicker und hoher Mauer. Die Bastion hat viele Gänge und Räume, deren Funktionen, wie heute nicht mehr erkennen können.
Wir bedanken uns bei Herrn Weisenberg für diesen Reisebericht!
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