Durrës – Demokratisierung lädt auch Touristen ein
- Geschrieben von Portal Editor
Durrës war während des kommunistischen Regimes von Envar Hoxha im Bereich des Tourismus wenig bis kaum entwickelt, trotz der Nähe zur Hauptstadt Tirana, die nur 30 Kilometer entfernt liegt.
Zu der Zeit konnte man die Hotels an einer Hand abzählen, Campingplätze oder gar Stellplätze gab es nicht. Die Anzahl ausländischer Touristen war wegen der geschlossenen Grenzen äußerst gering. Als die demokratische Wende in den 1990er Jahren kam, begann der touristische Aufschwung. Hotels, Apartmenthäuser und Ferienwohnungen schossen wie Pilze aus dem Boden.
Durrës – Beginn der Handelsroute Via Egnatia
Dabei hat die Stadt eine uralte Geschichte, denn die von dorischen Kolonisten aus Korinth und Korfu im 7. Jahrhundert v. Chr. als Kolonie gegründete Stadt hatte bei den Römern, aber auch später bei den Byzantinern eine strategisch wichtige Rolle. Die Stadt wurde zu einem der Ausgangspunkte der Via Egnatia, die das Adriatische Meer mit Byzantium verband. Ein anderer Ausgangspunkt war das 65 Kilometer im Süden gelegene Apollonia, das damals noch am Meer lag. Im 150 Kilometer entfernten Brindisi auf der gegenüberliegenden Seite der Adria endete die Via Appia, die Rom mit dem Südosten der Apenninhalbinsel verband und in der Via Egnatia eine Art Fortsetzung fand. Laut dem römischen Dichter Catull war die Stadt Durrachium Hadriae tabernam – „die Taberna der Adria“ – eine der Rastplätze für Römer, die auf der Adria segelten, wie es Catull selber 56 v. Chr. gemacht hatte. Die Handelsstraße Via Egnatia begann in Durrës und führte durch das Landesinnere der Balkanhalbinsel über Ohrid, Bitola, Thessaloniki, Kavala und Alexandroupolis bis nach Konstantinopel.
Aus der Römerzeit – das Amphitheater von Durrës
Eine der größten Sehenswürdigkeiten in Durrës ist das Amphitheater, welches erst im 20. Jahrhundert durch Zufall beim Anlegen eines Weinkellers wiederentdeckt wurde. Man stieß damals auf einen unterirdischen Hohlraum, der als Zugang zum Amphitheater diente. Daraufhin legte man das gesamte Areal frei. Das Amphitheater gilt als das einzige Albaniens und bot in der Antike bis 20.000 Menschen Platz. Unter den Zuschauerrängen wurde eine Kapelle mit Mosaiken entdeckt. Das Amphitheater kann heute besichtigt werden. Andere Überreste aus römischer Zeit wie Säulen, Hausmauern und Türme sind zwar an mehreren Orten in der Stadt zu sehen, aber nicht öffentlich zugänglich.
Zahlreiche Fundstücke der Gegend sind im örtlichen Archäologischen Museum ausgestellt. Das Museum wurde mit Hilfe westlicher Kuratoren konzipiert. Andere Objekte wie „Die Schöne aus Durrës“ wurden nach Tirana verbracht.
Durrës - Wandel zum touristischen Zentrum Albaniens
Mit der Demokratisierung kamen auch die ersten Touristen womit auch der Bauboom einher ging. Heute ist fast die ganze Küste der Bucht von Durrës zugebaut. Die Strom- und Wasserversorgung wie auch die Müllentsorgung und Kanalisation waren mit dieser Entwicklung völlig überfordert. Der einst mit vielen Bäumen gesäumte Sandstrand wurde immer mehr verschmutzt und die Abwässer aus der Kanalisation der neuen Gebäude wurde ungeklärt in die Bucht geleitet, was eine Verschlechterung der Wasserqualität zur Folge hatte. Auch die Straßeninfrastruktur war in einem katastrophalen Zustand.
Erst in den späten 2000er Jahren wurde die Küstenstraße ins benachbarte Golem bei Kavaja erneuert und ausgebaut. Auch relativ spät wurden die Probleme im Bereich der Energie- und Wasserversorgung sowie Entsorgung von Abwasser und Müllabfuhr einigermaßen gelöst.
Heute kann Durrës als das Touristenzentrum des Landes im Sommer angesehen werden. Die Hotels sind zur Hochsaison meist ausgebucht und am langen Strand (alb. Plazhi i Durrësit) herrscht tagsüber reges Treiben. Es gibt ein reichhaltiges Angebot an Restaurants, Boutiquen, verschiedener Läden, Einkaufszentren, Fahrgeschäften, Diskotheken und Bars – viele albanische Gäste konsumieren aber mehrheitlich in den Apartmentwohnungen.
Baden kann man auch entlang der Stadtpromenade (alb. Shëtitorja) im Stadtzentrum. Hier liegen zwei Drittel der Altstadtruinen unter Wasser – etwa 100 Meter vom Ufer entfernt liegt ein im Meer versunkener Teil der Altstadtmauer. Besser zugänglich für Besucher sind die zahlreichen Kulturdenkmäler aus vielen Jahrtausenden und das archäologische Museum der Stadt.
Durrës – heute kulturell gesehen eine Hochburg
In den 2000er Jahren sind vor allem entlang der Sandstrände an der Bucht im Süden zahlreiche Hotels entstanden; die Infrastruktur hat sich im Vergleich zu den 1990er Jahren deutlich verbessert.
Mit verschiedenen kulturellen Veranstaltungen durch das ganze Jahr, die unter anderem im berühmten Amphitheater stattfinden, spielt Durrës in Albanien kulturell eine herausragende Rolle. Die diversen Einrichtungen wie zum Beispiel das Theater „Aleksandër Moisiu“ sind landesweit bekannt. Alljährlich findet das Filmfestival International Film Summerfestival Durrës statt, welches zu den größten Albaniens zählt. Die Aufführungen finden im antiken Amphitheater oder im Theater Aleksandër Moisiu statt.
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