Das Vitra Gelände in Weil – spannende Architektur

Das Vitra Gelände in Weil – spannende Architektur

Nach unserer ersten Begeisterung während des Besuchs des Stuhlmuseums war nun unser Interesse geweckt, auch das gesamte Betriebsgelände Vitra zu sehen.

Einmal mehr war dann allerdings die Zeit soweit vorangeschritten, dass wir nicht auch noch ein der hier angebotenen Architektonischen Führung teilnehmen konnten, denn seit den 1980er Jahren hat das Unternehmen Vitra Bauwerke von und mit weltweit renommierten Architekten errichten lassen. Das einzigartige Architekturensemble umfasst Bauten u.a. von Tadao Ando, Frank Gehry, Nicholas Grimshaw, Zaha Hadid, Herzog & de Meuron, SANAA, Álvaro Siza und anderen. Der Architekturkritiker Philip Johnson schrieb seiner Zeit darüber: »Seit der Gründung der Weißenhofsiedlung in Stuttgart im Jahr 1927 wurden nirgends auf der Welt mehr Bauwerke von den herausragendsten Architekten der westlichen Hemisphäre errichtet.«

Aus dem Ladenbaugeschäft wird Vitra

vitra campus 2Im Alter von 20 Jahren übernahm Willi Fehlbaum ein Ladenbaugeschäft in Birsfelden bei Basel, das er mit seiner Frau Erika kontinuierlich zu einem Möbelbau-Unternehmen erweiterte. Nach Kriegsende verlagerte er 1950 die Produktionsstätten nach Weil am Rhein in Deutschland, ebenfalls nahe bei Basel gelegen, und nannte seine Firma Vitra. Auf einer USA-Reise 1953 entdeckte Fehlbaum die Ausstellungsstücke des Designer-Ehepaars Charles und Ray Eames. Er bemühte sich spontan um die Vertriebslizenzen und erhielt die Rechte zum Nachbau der Sitzmöbel von Herman Miller, dessen Mobiliar bereits damals ein hohes Ansehen in den USA hatte. Zu dem Vertrag zählten die Entwürfe der Eames sowie George Nelsons. Die Sitz- und Liegemöbel von Charles und Ray Eames gehören bis heute zu den erfolgreichsten Produkten des Unternehmens. Ein großer Teil des nichtschriftlichen Nachlasses der beiden Möbelentwerfer befindet sich seit 1988 im Besitz von Vitra.

 Vitra Campus – ein architektonisch wertvolles Gelände entsteht

vitra campus 1Die bereits hergestellten Bauwerke auf dem Vitra Campus kontrastieren einerseits miteinander, fügen sich andererseits aber zugleich harmonisch in die Umgebung ein. Sie spiegeln eine Unternehmensphilosophie, die nicht nach einer einheitlichen Firmenarchitektur sucht, sondern als offenes Projekt unterschiedliche Positionen fördert. Im VitraHaus – dem Flagshipstore von Vitra – wird die gesamte Vitra Home Collection präsentiert: von den großen Klassikern bis hin zu den neuesten Entwürfen zeitgenössischer Designer. Die ausgestellten Möbel und Gegenstände können vor Ort ausprobiert, bestellt und gekauft werden. Bitte beachten Sie, dass viele Gebäude des Vitra Campus nur im Rahmen einer Architekturführung besichtigt werden können. Der Vitra Campus gliedert sich entsprechend in einen öffentlichen und einen nicht-öffentlichen Bereich. Im öffentlichen Bereich befinden sich das Vitra Design Museum, das VitraHaus und der Vitra Rutschturm (hier haben wir einen weiteren Artikel veröffentlicht) auf der Álvaro-Siza-Promenade sowie das Vitra Schaudepot. Der nicht-öffentliche Bereich, das eigentliche Werksgelände, kann nur im Rahmen der bereits erwähnten Architekturführung besichtigt werden.

Das Vitra Museum von Frank Gehry

vitra rutschturm 2Das Hauptgebäude des Vitra Design Museums wurde vom amerikanischen Architekten Frank Gehry entworfen und war dessen erstes Projekt in Europa. Während Gehrys frühere Bauten noch der bildbetonten Sprache der Postmoderne verbunden waren, beschränkte sich der Architekt beim Vitra Design Museum auf eine weiß verputzte Fassade, ein Zink Dach sowie eine Kubatur aus einfachen, geometrischen Grundformen. Aus diesen fast klassisch wirkenden Elementen schuf er eine dynamische Skulptur, bei der die einzelnen Baukörper zu zersplittern und in Bewegung zu geraten scheinen. Die Ästhetik des Vitra Design Museums trug maßgeblich zur Entstehung des Stilbegriffs „Dekonstruktivismus“ bei und leitete in Gehrys Schaffen eine neue Phase ein, die sich in seinen Großprojekten der Folgejahre (etwa dem Guggenheim Museum Bilbao, 1996) fortsetzte.

Im Innenraum verfügt das Vitra Design Museum über 4 große Ausstellungssäle mit gleichmäßigen, weißen Wänden und ca. 700 qm Ausstellungsfläche. Die wichtigste Lichtquelle ist ein zentrales Oberlicht, dessen Kreuzform auch von außen als Zentrum der Gebäudekomposition zu erkennen ist. Die von außen so markanten, diagonalen Baukörper beherbergen die Treppenhäuser. Die expressiven Außenformen des Gebäudes sind also durchaus funktional bedingt und entsprechen den Anforderungen an einen komplexen Museumsbau. Damit gelang Gehry im Vitra Design Museum die Verbindung zweier grundlegend verschiedener Typen der Museumsarchitektur. Zum einen ist das Gebäude eine überraschende Neuinterpretation des „white cube“, der einen zurückhaltenden Rahmen für die Präsentation von Exponaten bietet. Von außen ist es jedoch als bildhafte Bauskulptur gestaltet, die dem Vitra Design Museum schnell zu internationaler Bekanntheit verhalf.

Auch ohne die Architektonische Führung waren wir vom Gelände begeistert, soviel Neues gab es zu entdecken. Ein lohnendes Ziel, auch für die Kleinen und Junggebliebenen, denn der Rutschturm ist ein Traum.

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