Von Meersburg nach Konstanz über den Bodensee
Während unserer Reisen entlang Römischer Straßen waren wir unterwegs von Augsburg in Richtung Zürich als der Entschluss fiel, die Route so zu legen, das eine Bodenseepassage von Meersburg nach Konstanz auf dem Weg lag.
Die gesamte Bodenseeregion ist ebenfalls als sehr geschichtsträchtig zu bezeichnen, obgleich die Region sehr lang vom Rheingletscher bedeckt war. So sind am Seeufer keine Funde aus der Altsteinzeit bekannt, es gibt lediglich Funde aus der Mittelsteinzeit zwischen 8.000 – 5.500 vor Christus, die aber auf Jäger und Sammler hinweisen, nicht auf Siedler. Die Funde von Steinwerkzeugen aus dem Mesolithikum belegen dies recht eindeutig.
Pfahlbausiedlungen am Ufer des Bodensees
Erst im mittleren und späten Neolithikumentstehen am Überlinger See, an der Konstanzer Bucht und am Obersee sogenannte Pfahlbauten, die als erste menschliche Siedlungen am Bodensee zu betrachten sind. Eine solche Feuchtbodensiedlung ist in Unteruhldingen rekonstruiert worden und wird heute als Museumsdorf für Besucher genutzt. Mit unserem Eintreffen am Seeufer ist allerdings der Himmel so stark Regen verhangen, das wir unseren Besuch im Pfahldorf auf einen schöneren Tag verschieben. Bis etwa 800 vor Christus sind immer wieder solche Pfahlbausiedlungen am Ufer des Bodensees errichtet worden, erst mit Beginn der Eisenzeit sind diese Bauten verschwunden und andere Volksgruppen drängen in die Uferregionen.
Während der Hallstattzeit, die durch Grabhügel gekennzeichnet ist, die man unter den Uferwäldern gefunden hat, sind auch die Wohnstrukturen verändert. Ab jetzt wird großflächig Landwirtschaft betrieben. Zu dieser Zeit wandern Volksgruppen ein, die mit Kelten bezeichnet werden. Während der Latènezeit ab 450 v. Chr. wird auch der Bau der Grabhügel weniger, wie auch aus ersten Schriften und Funden aus dieser Zeit nachgewiesen werden konnte.
Erstmals tauchen jetzt auch Namen auf, die teilweise noch heute gelten: so werden die Bewohner der südlichen Bodenseeregion Helvetier genannt, im Bereich des Alpenrheintals Räter und die Bewohner des nordöstlichen Bodenseeraums Vindeliker. Es entsteht das keltische Brigantion, heute Bregenz, und auch Konstanz als dörfliche Kleinstädte.
Brigantium erhielt römische Stadtrechte
Mit der Ausweitung des Römischen Reiches während des Alpenfeldzugs 16 / 15 vor Christus, in dessen Verlauf es auch zu einer Seeschlacht auf dem Bodensee kam, erfolgt die Eingliederung in das Römische Reich. Und wie immer unter der römischen Herrschaft erfolgt jetzt auch eine erste Vermessung des Landes, im Falle des Bodensees durch den römischen Geographen Pomponius Mela. Er reist im Jahr 43 nach Christus an den Uferregionen entlang und unterscheidet die verschiedenen Teile des Sees durch Namen, so bezeichnet er den Obersee als Lacus Venetus, den Untersee als Lacus Acronius, die beide vom Rhein durchflossen werden. Wenig später, im Jahr 75 nach Christus, erforscht der Römer Plinius der Ältere die Region und benennt den See Lacus Raetiae Brigantinus, sehr wahrscheinlich aufgrund der unter den Römern expandierenden Stadt Brigantium, dem heutigen Bregenz. Wiederum nur wenig später erhielt Brigantium das römische Stadtrecht und wurde zum Sitz des Präfekten, der auch die Bodenseeflotte verwaltete. Jetzt wurde auch Constantia, das moderne Konstanz, Arbor Felix, das moderne Arbon und Lindau zunehmend weiter römisch ausgebaut. Die Römer besiedelten in Lindau jedoch nur die Hügelregionen, da das direkte Ufer als Sumpfregion galt.
Ebenfalls auf die Römer geht eine erste Seeuferstraße zurück, die um 200 – 300 nach Christus von Brigantium über Arbor Felix nach Constantia verlief. Mit den Alemannen dringen ab 260 nach Christus erneut neue Volksgruppen in die Bodenseeregion ein. Nach dem langsamen aber stetigen Rückzug hinter die Rheinlinie besiedeln weitere Alemannen im 3. Jahrhundert zunächst das gesamte Nordufer, später auch das Südufer des Sees. Mit der zunehmenden Christianisierung der Bodenseeregion wurde durch die Gründung der Abtei Reichenau und des Bischofssitzes in Konstanz der neue Glaube in der Bevölkerung gefestigt. Später hielten die Staufer gar ihre Reichstage am Bodensee ab. Der Bodensee war aufgrund des Handelsumschlags zwischen Deutschland und Italien zu einer wichtigen Region des Handels geworden.
Der Begriff Lacus Constantinus war im katholisch-romanischen Sprachraum weit verbreitet
Gingen die historischen Namen des Bodensees auf den keltischen Stamm der Brigantier zurück, so wird der Bodensee ab etwa dem 9. Jahrhundert lateinisch Lacus Potamicus genannt. Woher aber stammt der Name Bodensee, der wohl auf Wolfram von Eschenbach zurück geht, der erstmal nachweislich den Namen Bodemen- oder Bodemsee nutzt. Am Westende des Überlinger Sees liegt der Ort Bodman, der im frühen Mittelalter für eine gewisse Zeit als fränkische Königspfalz, alemannischer Herzogssitz und Münzstätte von überregionaler Bedeutung war. Vielleicht ist die Herkunft des Namens auf diesen Ort zurückzuführen in der Form „See, an dem Bodman liegt“ = Bodman-See. Vielleicht ist es auch nur die „Eindeutschung“ des lateinischen Namens „Lacus Potamicus“, woraus Bodamer See und irgendwann Bodensee wurde. Während des 15. Jahrhunderts verbreitete sich im katholisch-romanischen Sprachraum auch der alternative Name Lacus Constantinus sehr stark, was wohl auf die in Konstanz abgehaltenen Konzile der katholischen Kirche zurückgeht. Constantia wiederum verdankt seinen Namen wohl dem römischen Kaiser Constantius Chlorus aus dem Jahr um 300 nach Christus.
Wie bereits erwähnt, war das Wetter leider diesmal nicht auf unserer Seite. Ständig Regen und Wolken verhangener Himmel ließen uns auch die Überfahrt von Meersburg nach Konstanz nicht wirklich genießen. Hatten wir doch gehofft, einige schöne Bilder vom Alpenpanorama im Hintergrund zu schießen und möglichst auch die Seeüberquerung im Sonnenschein. Aber nun gut, der Wettergott war nicht bei uns.
Der Bodensee ist nicht nur der Fährbetrieb
Die Einschiffung verlief ohne jegliche Verzögerung, fast ausschließlich Berufstätige waren unterwegs. Und so nutzten auch wir, mit dicker Regenjacke bekleidet, die kurze Überfahrt nach Konstanz dann doch für einige Fotos an Bord der Fähre, was gleich die Aufmerksamkeit eines Fährmanns erregte. Schnell waren wir in ein Gespräch vertieft und erfuhren so weitere Details zum Bodensee, seinen Anwohnern und dem starken Ansturm von Touristen während der wärmeren Jahreszeit, die den öffentlichen Schiffsverkehr auf dem Bodensee nicht nur als Fährbetrieb der beiden Autofähren von Meersburg nach Konstanz und von Friedrichshafen nach Romanshorn sehen, sondern die sogenannte Weiße Flotte auf dem Bodensee gern auch in ihre Freizeitplanung einbeziehen. So gibt es eine schnelle Katamaran Anbindung von Konstanz nach Friedrichshafen, die auch gern von Radwanderern zur Halbierung der ansonsten sehr langen Fahrt um den Bodensee herum nutzen. Überhaupt seien Verkehrswege und Erschließung am See stark auf Fußgänger, Fahrradtouristen und Freizeitkapitäne ausgelegt. Der KFZ-Verkehr bleibt doch etwas außen vor.
Auf dem See gibt es zahlreiche weitere, allerdings meist saisonal verkehrende Personenschiffe, die ein sehr dichtes Programm an Touren und Sonderfahrten anbieten, die von Brunch- und Dinner Fahrten, über Tanz- und Partyfahrten bis hin zu themenbezogenen Fahrten reichen, kurz es ist eigentlich immer etwas los auf dem See.
Ein weiteres Phänomen, was sich wissenschaftlich natürlich leicht erklären lässt, ist die Tatsache, das, auch wenn das Wetter noch so gut ist, man nie das andere Ufer des Bodensees in Längsrichtung sehen können wird. Verantwortlich hierfür ist die Erdkrümmung, die dafür verantwortlich ist, das bei der Südost – Nordwest – Ausdehnung von 65 Kilometern Länge bereits eine Aufwölbung der Seeoberfläche von ca. 80 Metern entsteht.
Es ist daher aus der Perspektive des Menschen selbst bei hervorragender Fernsicht in Ufernähe; sagen wir von Konstanz aus im Westen, das nach Luftlinie nur 46 Kilometer entfernte Bregenz zu sehen. Die Aufwölbung des Sees auf diese Entfernung hin betrachtet, beträgt bereits 41 Meter. Eine interessante Erkenntnis, wie wir finden.
Langsam nähern wir uns wieder dem Ufer bei Konstanz, so dass unser so ortskundiger Seemann wieder seiner eigentlichen Aufgabe nachkommen muss. Er ist für das Anlegemanöver verantwortlich, wie er uns im Weggehen mitteilt. Na dann halten wir ihn besser nicht auf!
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Reiseführer Bodensee, Hans-Peter Siebenhaar, Michael Müller Verlag, 360 Seiten, farbig, 156 Fotos, herausnehmbare Karte (1:250.000), 40 Detailkarten, ISBN 978-3-95654-951-9