Fränkische Schweiz - Fliegenfischen an der Wiesent
Er gilt als eines der besten Fischwasser für Forellen und Äschen in Europa, der Wiesent Fluss in der Fränkischen Schweiz.
Kein Wunder also, das uns während der Fahrt entlang des Flusses zahlreiche Fliegenfischer am Ufer auffallen, die sich mal mehr und mal weniger professionell in ihrer für das Angeln mit der so einzigartigen Wurftechnik versuchen.
Dabei, so sagt uns wenig später ein Fachmann auf dem Gebiet des Fliegenfischens, sei die Wurftechnik des Fliegenfischens das A und O dieses Angelsports.
Binden dieser „Fliegen“ wird zu einem eigenständigen Hobbie
Im Vergleich zum normalen Angelsport, wo eine Fischbeute per Eigengewicht, manchmal mit Zusatzgewichten versehen, an der Angelrute in das Wasser abgelassen oder geworfen wird, unterscheidet sich das Fliegenfischen vor allem dadurch, dass der Köder zum Werfen zu leicht ist, weshalb das Gewicht der besonderen Angelschnur hier als Wurfgewicht genutzt wird. Um mit dieser Ausrüstung erfolgreich zu fischen, bedarf es einer ausgefeilten Wurftechnik und auch eines speziellen Angelgeräts. Da der Köder als Imitation einer Fliege angesehen werden kann, spricht man vom Fliegenfischen, wobei aber auch andere Flug-, Land- und Wasserinsekten oder kleine Beutefische imitiert werden. Manche Fliegenfischer setzen sogar sehr kreative Eigenentwicklungen mit bunten Federn oder gar Fellstücken ein, um erfolgreich zu fischen. Mittlerweile hat sich das Binden dieser „Fliegen“ zu einem eigenständigen Hobbie, ja sogar zu einem Beruf entwickelt.
Die Fliege zielgerecht platzieren
Wie schon erwähnt basiert das Fliegenfischen nicht auf dem Wurfprinzip anderer Angeltechniken. Statt ein Bleigewicht mit Vorfach zu beschleunigen (wie beim Grundangeln) oder das Eigengewicht eines Blinkers zu nutzen (wie beim Spinnfischen), wird hier nur das Gewicht der Schnur genutzt, um die Trocken-, Nassfliegen, Nymphen oder Streamer zum Ziel zu befördern.
Der Ruten Arm ist zu Beginn angewinkelt und die Rutenspitze zeigt zur Wasseroberfläche. Dann wird die Rutenspitze in einer fließenden Bewegung angehoben und zur Blickrichtung vorwärts und rückwärts bewegt. Dabei ist wichtig, dass das Handgelenk - wenn überhaupt - nicht vor dem Stopp geöffnet wird. Verglichen mit einem Zifferblatt wird der Rückwurf bei ca. 1h gestoppt und der abschließende Vorwurf zwischen 10 und 11 h. Danach wird die Rute langsam auf 9 Uhr abgesenkt. Dabei ist es unbedingt erforderlich, ausreichend Widerstand zu geben, damit sich die Schnur komplett ausrollen und die Fliege somit zielgerecht platziert werden kann.
Wir treffen an der Wiesent gar auf eine Ausbildungsstätte für das Fliegenfischen
Um größere Distanzen zu erreichen, wird zusätzliche Schnur in großen Schlaufen in der Schnurhand bereitgehalten. Dann wird die Schnur in der Luft verlängert, bis die Rute gut geladen ist, um dann nach dem Stopp beim abschließenden Vorwurf die Schlaufen in der Schnurhand freizugeben. Durch die beschleunigte Masse der Schnur, werden diese zusätzlichen Meter Schnur aus der Hand gerissen, wodurch der Wurf deutlich verlängert werden kann. Dadurch können mit herkömmlichen Gerät Wurfweiten bis 30 m erreicht werden. Profis erreichen noch deutlich größere Weiten. Wir treffen an der Wiesent gar auf eine Ausbildungsstätte für das Fliegenfischen und können kurz mit einem „Fliegenfischerlehrling“ aus Dresden sprechen, der einige Tage am Fluss verbringt und gemeinsam mit seinem Sohn das hier angebotene Fliegenfischen Seminar gebucht hat.
Fliegenschnüre
Die Fliegenschnüre sind in verschiedenen Querschnittsverläufen erhältlich, die durch spezielle Kürzel gekennzeichnet werden. Die üblichen Formen sind:
L (level, der Schnurquerschnitt bleibt über die gesamte Länge gleich)
DT (double taper, beidseitig verjüngt)
ST (shooting taper, Schusskopf )
WF (weight forward, auch Keulenschnur genannt, die Schnur wird nach vorne keulenförmig dicker)
TT (triangle taper, ähnlich der WF mit länger gezogenem Fronttaper)
TT Taper Schnüre sind ideal für die Trockenfliegenfischerei
Die größte Verbreitung besitzen heutzutage WF Schnüre. Diese lassen sich leichter und weiter werfen und haben je nach Verwendungszweck unterschiedlich geformte Keulen. TT Taper Schnüre sind ideal für die Trockenfliegenfischerei, da sie sich aufgrund der Keulenform besonders leicht und gleichmäßig ausrollen. DT-Schnüre kommen meist bei Ruten mit einer vollparabolischen Aktion zum Einsatz. Sie ermöglichen auch ein sanftes Ablegen der Schnur auf dem Wasser, was bei kleinen Gewässern und scheuen Fischen vorteilhaft sein kann. Zudem lässt sich eine DT-Schnur noch einmal gleich lange in umgekehrter Richtung verwenden, wenn ein Ende stark abgenutzt ist. Allerdings nur, sofern man nie mehr als die Hälfte der Schnurlänge benutzt(kleine Bäche) und die Schnur gut pflegt.
Schwimmschnüre sind am weitesten verbreitet
Eine weitere Einteilung der Schnüre erfolgt nach dem Auftriebsverhalten in schwimmende (F, floating) und sinkende (S, sinking) Schnüre.
Bei sinkenden Schnüren werden verschiedene Sinkgeschwindigkeiten angeboten, zudem gibt es auch noch sogenannte Sinktip- (die ersten Meter sinken ein) und Intermediate (in definierter Wassertiefe schwebende)-Schnüre.
Schwimmschnüre sind am weitesten verbreitet, da ihre Handhabung leichter ist als die von Sinkschnüren und die meisten Gegebenheiten am Wasser sich mit einer Schwimmschnur meistern lassen.
Insekten von der Wasseroberfläche fressen
Fliegenfischen, so wird uns erläutert, sei fast an jedem Gewässer und auf fast alle Fische möglich. Am weitesten verbreitet sei allerdings das Fliegenfischen auf Forellen, Äschen, Saibling und Lachs, so dass man diese Art des Fischens überwiegend an den Geburtsflüssen dieser Fischarten antrifft. Die verwendeten künstlichen Fliegen treiben dabei als Beute auf der Wasseroberfläche. Zwangsläufig müssen die „Fliegen“ aus schwimmendem Material wie z.B. Reh Haar bestehen oder die Materialien müssen zusätzlich eingefettet werden. Durch Trockenfliegen werden in aller Regel erwachsene (Wasser-)Insekten imitiert, entweder solche, die sich zur Eiablage auf den Oberflächenfilm des Gewässers setzen (Imagos), solche, die gerade aus der Larvenhülle schlüpfen und die Wasseroberfläche durchbrechen (Emerger, von engl. „to emerge“ = auftauchen) oder nach der Eiablage abgestorbene Insekten, die mit ausgebreiteten Flügeln auf der Wasseroberfläche treiben (Spents, von engl. „spent“ = verbraucht). Außerdem fallen unter die Trockenfliegen auch die Nachbildungen von Landinsekten (terrestrials), wie beispielsweise Heuschrecken, Ameisen oder Käfer. Mit Trockenfliegen können hauptsächlich solche Fische gefangen werden, die nach Anflugnahrung „steigen“, also Insekten von der Wasseroberfläche fressen.
Nymphen Fischen bezeichnet das Fischen mit speziellen Fliegen
Das Nassfliegenfischen ist die geschichtlich älteste Form des Fliegenfischens. Nassfliegen sind künstliche Fliegen, die nicht schwimmen und somit unter der Wasseroberfläche zum Schlupf aufsteigende Nymphen oder dahintreibende, tote Insekten imitieren. Das Nymphen Fischen bezeichnet das Fischen mit speziellen Fliegen, die ebenso wie Nassfliegen sinken. Im Gegensatz zu Nassfliegen imitieren Nymphen jedoch die Larvenstadien von Wasserinsekten. Nymphen sind oft mit Bleidraht oder ähnlichem beschwert, um tiefere Gewässerbereiche befischen zu können. Nassfliegen des klassischen Typs sind unbeschwert, Nymphen jedoch sind in den meisten Fällen mit einer Goldkopf-, Tungstenkugel oder einem Bleidraht beschwert.
Das Streamerfischen stellt die Grenze zwischen Fliegenfischen und Spinnfischen dar. Streamer sind künstliche Köder, die kleine Fische, Mäuse oder ähnliches imitieren (Imitationsstreamer) oder aber die Raubfische durch ihre grellen Farben zum Anbiss verleiten sollen (Reizstreamer). „Fliegen“ sind diese Köder nur insofern, als sie aus Fliegenbinder-Materialien hergestellt werden, wie Federn, Haare oder Garn. Das Streamerfischen zielt auf Raubfische ab und erfolgt deshalb meist mit schwerem Fliegengerät.
Es ist also schon die etwas sportlichere Art des Fischens
Hauptziel des Fliegenfischen Seminars sei es vor allem, die Angler so auszubilden, dass sie ohne großen Krafteinsatz kurze, mittlere und große Distanzen erfolgreich werfen können, ohne dabei zu großen Anstrengungen ausgesetzt zu sein. Dies gilt vor allem im Hinblick auf hindernisreiche Stellen im Wasser, wo man sich neben dem Ausführen des Wurfs und dem richtigen Führen der Nymphe auch auf die Standfestigkeit der eigenen Person konzentrieren muss. Hinzu kommt auch noch das rechtzeitige Erkennen eines Biss. Es ist also schon die etwas sportlichere Art des Fischens, die großes körperliches Geschick und aktives Verhalten voraussetzt.
Nach all diesen Erkenntnissen konnten wir die Fliegenfischer entlang der Wiesent doch mit anderen Augen betrachten und eher als Sportler denn als reine Angler begreifen. Die gut begehbaren Uferwiesen der Wiesent laden allerdings auch geradezu zum Fliegenfischen ein.
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https://www.alaturka.info/de/deutschland/bayern/1299-fraenkische-schweiz-fliegenfischen-an-der-wiesent#sigProId663c0ea3d5
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Reiseführer Fränkische Schweiz – Bamberg, Bayreuth
Als die erste Auflage des heutigen Standardwerks zur Fränkischen Schweiz herauskam, löste das Buch einen kleinen Skandal aus. 1984 wollte man noch nichts von allzu kritischen Reiseführern wissen …
Mehr als drei Jahrzehnte später ist der damals erste Individualreiseführer über eine deutsche Region genau das geblieben, was er schon immer war: ein guter Freund in der Tasche. Mit dem Unterschied, dass Michael Müller und Hans-Peter Siebenhaar heute »wesentlich mehr zu loben« haben (O-Ton der Autoren). Denn: Die Fränkische Schweiz hat sich geöffnet und ist regional-liberaler geworden.
Hans-Peter Siebenhaar, Michael Müller Verlag, 312 Seiten, farbig, 133 Fotos, herausnehmbare Karte (1:130.000), 22 Detailkarten, ISBN 978-3-96685-, 13. Auflage 2021079-7, Buch: 17,90 EUR