Fahrradtour nach Kallmünz - Pielenhofen an der Naab
- Geschrieben von Portal Editor
Wie bereits angekündigt, sollte es weitere Besprechungen zum Deutsch-Türkischen Literatur und Begegnungsfest in Regensburg geben, die auch die Präsentation unseres Projektfahrzeugs beinhaltete.
Nach kurzer Recherche und einigen Kontakten vor Ort, hatten wir uns entschlossen, den Campingplatz in Pielenhofen an der Naab anzufahren. Neben der unmittelbaren Nähe zu Regensburg, das entlang der Naab und später der Donau hervorragend mit dem Fahrrad angefahren werden kann, war es auch die Naab selbst sowie deren nähere Umgebung mit ihren historischen Städtchen und Burgen, die uns in unserer Entscheidung bestärkten.
Schon am frühen Nachmittag waren wir am Campingplatz Pielenhofen angekommen, der sich trotz nicht unerheblicher Größe und Frequentierung als ein idyllisches Plätzchen direkt am Ufer der Naab erweisen sollte. So konnten wir uns gleich nach der Ankunft von fröhlich badenden Kindern in der Naab, von vorbeiziehenden Kanusportlern und Anglern entlang des Uferwegs überzeugen. Als dann wenig später auch die Fahrräder einsatzbereit waren und ein erster Kurzausflug über den Campingplatz sowie in das Örtchen Pielenhofen absolviert waren, bestätigten sich unsere ersten Eindrücke: trotz häufig wechselnder Gäste, die auf dem Weg in den Süden hier aufgrund der Nähe zur Autobahn Zwischenstation machten, Ruhe und Geborgenheit, sehr hilfsbereites und kompetentes Personal, kurz es fehlte an nichts, unseren Aufenthalt neben der Arbeit zu genießen.
Routine im Umgang mit dem am Caravan angebrachten Mover machten es leicht, das Fahrzeug in die gewünschte Position zu bringen., was allein mit Personenkraft aufgrund des abschüssigen Geländes manchmal kaum zu bewältigen ist. So war schnell der Platz eingerichtet, die Satellitenantenne auf den Internetzugang ausgerichtet, so das die tägliche Mailpost angearbeitet werden konnte und erste Kontakte zu den Nachbarn geknüpft, die sich natürlich aufgrund der römischen Straßenkarten am Wohnwagen für die Hintergründe des Projekts interessierten.
Schon am nächsten Morgen machten wir uns mit den Fahrrädern auf in Richtung Kallmütz, immer dem Verlauf der Naab folgend und weitab der Bundesstraße.
Dankenswerterweise hatten wir von der Rezeption eine Karte erhalten, in der die immerhin 17 Kilometer betragende Route eingezeichnet worden war.
So erreichten wir zunächst Pielenhofen, dann Kleinduggendorf, Grain am Berg und zu guter letzt Kallmünz, dessen Name allein schon auf eine Münzenprägungsstätte hinweißt. Schon die Fahrt bis Kallmünz zeigte sich als entspanntes Fahrradfahren mit diversen Unterbrechungen für Fotos und zur Betrachtung der herrlichen Fauna und Flora entlang der Naab, einem Flusssystem verschiedener Quellflüsse von insgesamt 165 Kilometern Länge, dessen Wassereinzugsgebiet immerhin stolze 5.225 Quadratkilometer umfasst bis alles Wasser in die Donau fließt.
Unterwegs und später auch in Kallmünz waren uns allerdings die Hochwassermarken an Gebäuden und Plätzen aufgefallen, die auf die negativen Seiten dieses riesigen Einzugsgebiets der Quellflüsse verweist, so waren Wasserstände von über 5 Metern über dem normalen Flusswasserpegel keine Seltenheit gewesen, was man bei der momentanen Flussidylle natürlich überhaupt nicht im Kopf hat. Während des Mittagessens in Kallmünz konnte ausführlich mit einem Flussanwohner und Leidtragenden des letzten Hochwassers gesprochen werden.
Vierundzwanzig Stunden Vorwarnzeit sind bei Pegelhöhen von 5 Metern kaum ausreichend, Hab und Gut zu sichern und auch das Gebäude noch überflutungssicher zu machen. Aufgrund seiner Lage zwischen den zwei Flüssen Naab und Vils und dem steil aufragenden Burgberg wird der Ortskern von Kallmünz fast regelmäßig von starken Überflutungen heimgesucht.
Die Naab entsteht westlich des Oberpfälzer Walds rund neun Kilometer südlich von Weiden aus der Vereinigung von rechter Haidenaab und linker Waldnaab. Anschließend verläuft sie südwärts entlang der A 93 und der B 15, später der B 8, unter anderem über Schwandorf und Burglengenfeld. Sie mündet bei Regensburg-Mariaort von links in die Donau, dicht unterhalb der Schwarzen Laber und bildet während ihres Verlaufs ein typische Flusstal mit entsprechender Tier- und Pflanzenwelt.
- Haidenaab: Der rechte bzw. westliche Quellfluss entspringt im Fichtelgebirge.
- Waldnaab: Der linke bzw. östliche und längste Quellfluss entspringt im Oberpfälzer Wald.
- Fichtelnaab: Ein rechter bzw. westlicher Zufluss der Waldnaab entspringt im Fichtelgebirge.
- Schweinnaab: Ein rechter bzw. westlicher Zufluss der Waldnaab. Quelle ca. zehn Kilometer nordwestlich von Parkstein. Mündung in Weiden in die Waldnaab.
- Dürrschweinnaab: Die kleinste Naab. Ein rechter bzw. westlicher Zufluss des Sauerbachs, in den sie bei Altenstadt-Haidmühle mündet. Dieser ist ein linker Zufluss der Schweinnaab.
Langsam näherten wir uns der Ortschaft Kallmünz, die schon aus größerer Entfernung aufgrund der hoch über der Stadt liegenden Burgruine, der ehemaligen Burg Kallmünz, erkennbar ist. Über die spätmittelalterliche Steinerne Brück, die zwischen 1549 und 1558 erbaut wurde, fahren wir mit den Rädern in den Ortskern hinein.
Leider wurden Teile der Steinbrücke durch Eisgang im 18. Jahrhundert beschädigt und zum Ende des Weltkriegs im Jahr 1945 gar durch die Wehrmacht gesprengt, so das ein moderner Wiederaufbau erfolgen musste, der den Charakter des malerischen Ortes aber nur wenig stört. Alte Häuser in neuem Antlitz, die sich teilweise dicht unter überhängende Felsen drängen, geben dem Ort ein mittelalterliches Ambiente, das seinen wohl bekanntesten Höhepunkt im Haus ohne Dach direkt im Ortskern erreicht.
Hier wurde eine Höhle zum Wohnhaus umfunktioniert, der gesamte Höhlenzugang mit einer Mauer und dazu gehörigen Türen und Fenstern versehen, so das der Eindruck eines Höhlenhauses vergleichbar den Steinhäusern in Kappadokien entsteht.
Vielleicht war es dieses Gebäude oder auch das gesamte Ortsensemble, das immer wieder auch Künstler nach Kallmünz zog. Der einst aus München angereiste Maler und Professor Charles Johann Palmié erkor 1901 einen neu eröffneten Gasthof in Kallmünz während der Sommerfrische zu seinem Domizil.
Dem Wirtshaus gab er auch selbst den Namen „Zur Roten Amsel“ und illustrierte seine Außenfassade mit seinen Münchner Freunden al fresco. Die Maler Wassily Kandinsky und Gabriele Münter wurden hier während der Sommerfrische 1903 zu einem Paar. Kandinsky entwickelte danach einen neuen Malstil, mit dem er sich von der gegenständlichen Malerei ab- und der abstrakten Kunst der „Farbklänge“ (wie er sich ausdrückte) zuwandte.
Kallmünz wurde alsbald zu einem landschaftlich inspirierenden Anziehungspunkt für Maler, die sich hier in immer größerer Zahl einfanden und teilweise auch dauerhaft niederließen. Schon bald zählte die Künstlerkolonie 38 Maler.
Weniger bekannt ist, dass auch berühmte Berliner Maler Kallmünz besuchten. Genannt seinen an dieser Stelle Franz Skarbina, ein Freund von Palmie, der 1901 vor Ort war. Magnus Zeller, ein Schüler von Lovis Corinth, war während des dritten Reiches mehrere Male in Kallmünz. Der heute bekannteste der Berliner Maler Karl Schmidt Rottluff war im Herbst 1936 in Kallmünz. Von 1944 bis zu seinem Tod durch einen Verkehrsunfall lebte der bedeutende spätexpressionistische Maler Josef Georg Miller in Kallmünz. Mit seiner Frau Erna übernahm er 1944 eine Töpferei. Nach dem Zweiten Weltkrieg betrieben die Künstler ein Kinderheim.
Ab 1979 lebte und arbeitete der Maler Hans Geistreiter bis kurz vor seinem Tod in Kallmünz. Ab Herbst 1984 hatte er ein eigenes Atelier für große Arbeiten. Heute gibt es zahlreiche Galerien, die die Werke der heimischen Künstler ebenso wie die von Gastkünstlern zeigen. Man kann also ohne Problem von einem Künstlerdorf sprechen.
Nach unserem Rundgang durch den Ort treten wir den Marsch auf die Burg Kallmünz an, die hoch auf dem Bergsporn, dem so genannten Schlossberg, auf etwa 433 Metern über NN thront.
Direkt an der Kirche führt ein allerdings steiler Weg direkt hinauf zur Burgruine. Da die Stufen dieses Steigs sehr hoch sind, bietet sich für Kinder oder ältere Besucher besser der alternative Weg am Ortsende an, der in Schleifen zwar länger, dafür aber wesentlich bequemer ist.
Nach dem Aufstieg erreicht man den Durchbruch durch die Burgmauer und gelangt in die weitläufigen Flächen der Flächen der Anlage. Sollten Sie die alternativ Route gewält haben, gelangen Sie direkt durch das Große Burgtor in den Innenhof.
Schon in Zeiten der Kelten gab es erste Bebauungen auf dem Schlossberg, wie Ausgrabungen gezeigt haben. Sogar weitaus ältere Anlagen aus der Bronzezeit (etwa 2000 - 1900 vor Christus) sind hier am Zusammenfluss von Naab und Vils gefunden worden.
Etwa 1000 Meter vor der Spornspitze verläuft ein zweiphasiger äußerer Abschnittswall über den Hirmesberg, der aus der mittleren Bronzezeit um 1600 v. Chr. stammt, und, etwa 100 Meter vor der mittelalterlichen Burganlage, verlief ein ebenfalls mehr phasiger innerer Abschnittswall aus der Latènezeit um 500 v. Chr., der später durch den "Ungarnwall" überbaut wurde.
Dieser noch heute im Volksmund mit „Ungarnwall“ genannte Schutzwall sollte vermutlich der Bevölkerung der Umgebung bei den Ungarneinfällen im 10. Jahrhundert als Rückzugspunkt dienen.
Die strategisch günstig zwischen Naabtal und Vilstal am Kreuzungspunkt mehrerer Altstraßen gelegene Burg, deren Erbauer nicht endgültig klar sind, sicherte eine um 1230 bereits als „alt“ umschriebene Reichszollstätte ab. Eine erste Erwähnung fand allerdings bereits im Jahre 983 in einer Urkunde des Bischofs Wolfgang statt. Die Datierungen der älteren hochmittelalterlichen Burgbauten variieren von 1150 bis 1280. Die Kernburg befand sich am äußersten Ende des Vorgebirges, direkt über dem Steilabfall zur Naab und Vils.
Der romanische Bauschmuck des mehreckigen zweigeschossigen Palas mit gekuppelten Rundbogenfenstern, dreiteiligen Spitzbogenfenstern, zwei Rittersälen und nördlich angebauter Burgkapelle sowie der runde 20 Meter hohe Bergfried mit Hocheingang in 8 Metern Höhe, einem Durchmesser vom 9,5 Metern und einer Mauerstärke von etwa 2,3 Metern aus Kalksteinquader-Mauerwerk weisen auf eine Bauzeit um 1170 bis 1780 hin. Spätere Aufstockungen und Überformungen weisen auf eine gotische Bauzeit hin. 1271 ist ein bayerischer Ministerialer namens Hugo von Kallmünz urkundlich feststellbar und im Hausvertrag von Pavia wird die Burg 1329 erstmals als Besitz der Wittelsbacher genannt. Baumaßnahmen, die Pfalzgraf Ruprecht I. 1351 durchführen ließ, bezogen sich vermutlich auf die 1,2 Meter starke Ringmauer mit ihren halbrunden Türmen. Der spätgotische Zwinger mit Torhaus wird ins 15. Jahrhundert datiert.
Während des Landshuter Erbfolgekriegs setzten pfälzische Truppen die Burg 1504 in Brand, sie wurde nach ihrem Wiederaufbau im Dreißigjährigen Krieg 1633 erst von den kaiserlichen Truppen geplündert, 1641 von schwedischen Truppen durch Brand endgültig zerstört und diente danach als Steinbruch. 1793 kam die Burg in Gemeindeeigentum und wurde seit Ende des 19. Jahrhunderts wiederholt saniert.
Es gab viele weitere interessante Details in der Burganlage, die den Rahmen dieses Artikels allerdings sprengen würde. Allen Interessierten sei allerdings gesagt, das der Weg hinauf in die Burganlage allemal lohnen ist, zumal allein der Blick auf den Ort Kallmünz und den Zusammenfluss von Naab und Vils mit den Farben der umgebenden Wälder wirklich beeindruckend ist. So ändern sich Farben und Schattensituationen je nach Wolkenposition und Sonnenstand, selbst die Spiegelbilder auf dem Wasser sind beeindruckend.
Wir verweilten entsprechend noch einen Zeitraum auf einer Bank direkt oberhalb der Stadt, die diesen herrlichen Ausblick bot.
Für den Abstieg nutzten wir die schon beschriebene Alternativroute, so das wir schnell wieder bei unseren Fahrrädern angekommen sind. Auch die Rückfahrt entlang der Naab war jetzt nicht mehr durch häufiges Fotografieren unterbrochen, so das wir schnell zurück auf dem Campingplatz Pielenhofen waren. Ein lohnender Tagesausflug per Fahrrad, der auf Wunsch auch noch ausgedehnt werden kann. Empfehlenswert.
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