Alter Ziegelstein Leuchtturm an der Promenade Travemünde
- Geschrieben von Portal Editor
Unser Erkundungsgang mit Micha hatte uns auch bis zum alten Leuchtturm von Travemünde geführt, der heute vor der monströsen Kulisse des Maritim Hochhauses leider fast untergeht.
In seiner heutigen Form wurde der Turm aus rotem Backstein 1827 in klassizistischen Stil errichtet und hat eine stolze Höhe von 31 m. Er ist durch fünf Gesimse unterteilt, hat in halber Höhe einen kleinen Balkon als Lotsenausguck (von dem früher die Lotsen Ausschau nach ankommenden Schiffen hielten) und im obersten Teil eine schmale, umlaufende Plattform.
Die erste urkundliche Erwähnung eines bereits bestehenden Hafenzeichens in Travemünde ist im Lübecker Reichsfreiheitsbrief von 1226 enthalten, mit dem Kaiser Friedrich II. Lübeck die Reichsunmittelbarkeit zusicherte. Der erste Hinweis auf ein Leuchtfeuer an der Mündung der Trave ist für das Jahr 1316 urkundlich in den Akten des Rates der Hansestadt durch Erwähnung eines Leuchtfeuerwärters (lateinisch custos lucerne) belegt.
Alter Leuchtturm - Blitzschlag machte Änderung notwendig
Erstmals wurde ein massiver Leuchtturm in Travemünde von holländischen Maurern im Jahr 1539 aus roten Ziegelsteinen erbaut. 1827 wurde der Leuchtturm von einem Blitz getroffen, wobei die Spitze völlig abbrannte. Seither steht er in der heutigen Form. 1903 wurde das Leuchtfeuer auf elektrisches Licht umgestellt. Er ist damit der älteste erhaltene Leuchtturm in Deutschland und seit 1922 ein technisches Kulturdenkmal.
Der Alte Leuchtturm Travemünde dient seit 2004 als maritimes Museum für Leuchtfeuertechnik. An den Treppenwänden und auf den acht Etagen sind Bilder von Leuchttürmen und Feuerschiffen sowie Seelaternen und Leuchtfeuer ausgestellt. Auf halber Höhe ist der Lotsenausguck zur Ostsee zu besichtigen. Im obersten Stockwerk ist eine enge Balustrade rund um den Turm angelegt. Von dort ist der Rundblick auf Ostsee, Travemünde, Priwall, Passat und den Schiffs- und Fährverkehr möglich.
Leuchtturm Travemünde - technische Ausstattung
Im Jahr 1903 wurde das Leuchtfeuer von Petroleumlampen auf elektrisches Licht mit Kohlebogenlampen umgestellt. Ab 1937 verstärkte ein zylindrischer Hohlspiegel (1,2 m breit und 55 cm hoch) das Licht der Glühlampe, welche die Bogenlampe von 1903 ersetzte. Zum schnellen Austausch defekter Lampen gab es eine Lampenwechselvorrichtung mit Lampen 1000 W/24 V. Die Nenntragweite betrug 16 Seemeilen. Zwei Otterblenden gaben der linken Seite eine Blitz-Kennung (1 s Schein + 2 s Pause = 3 s Wiederkehr) und der rechten Seite eine Blitz-Gruppen-Kennung. 1954 und 2004 erfolgten Maßnahmen zur Bestandserhaltung.
In der obersten Etage, die man über 142 Stufen erreicht, ist die funktionstüchtige Anlage des alten Travemünder Leuchtturms mit seinen 1000-Watt-Glühlampen erhalten. Turm und Museum stehen für Besichtigungen offen.
Maritim-Hochhaus und das Neue Leuchtfeuer
Das Maritim-Hochhaus wurde Anfang der 1970er Jahre errichtet. Mit 119 Metern Höhe (125 Meter Gesamthöhe) ist es das höchste Gebäude Schleswig-Holsteins sowie der gesamten deutschen Ostseeküste. Das neue Leuchtfeuer im 36. Stockwerk des Hochhauses wurde am 30. April 1974 in Betrieb genommen und gehört mit 114,7 m Feuerhöhe zu den höchsten Leuchtfeuern Europas. Das weiß/rote Lichtsignal blitzt alle vier Sekunden in einem nach Nordosten zeigendem Sektor Richtung Lübecker Bucht auf (Im Bild die Grenzboje aus der Zeit des Eisernen Vorhangs).
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