Der Schiefe Turm von Suurhusen
Wir waren von Jever über Aurich kommend auf der B 210 unterwegs zu Laura, die seit einiger Zeit in Emden studiert, als wir auf den Schiefen Turm von Suurhusen stießen.
Sofort war unser Interesse geweckt und wir fuhren nach rechts von der Bundesstraße ab in den Ort Suurhusen hinein. Bereits die gut angelegten Parkplätze deuteten auf etwas Besonderes hin und so waren wir nicht wenig überrascht, als wir gleich am Eingang auf die Kopie der Eintragungsurkunde in das Guinness-Buch der Rekorde stießen, die eindeutig besagt, das der Schiefe Turm von Suurhusen eine größere Schräglage aufzuweisen hat als der doch berühmtere Schiefe Turm von Pisa. Aber wer kennt schon Suurhusen in Ostfriesland.
Erste urkundliche Erwähnung findet bereits im Jahr 1255
Heute etwa 1100 Einwohner zählend, gehört der Ort Suurhusen zur Gemeinde Hinte im Landkreis Aurich, nur etwa 5 Kilometer nördlich vom Stadtzentrum Emden gelegen. In Abgrenzung zu den nahegelegenen Orten Osterhusen und Westerhusen wurde die Ortschaft früher Zuiderhusen (Süderhusen) genannt.
Erste urkundliche Erwähnung findet bereits im Jahr 1255 statt, allerdings deutet ein im Kirchturm von Suurhusen aufgefundener Stein mit einer Inschrift aus dem Jahr 1004 darauf hin, das der Ort schon viel älter ist. Auch aufgefundene Keramikreste deuten auf ältere Existenz der Ansiedlung Suurhusen hin.
Das Kirchenschiff um ein Viertel gekürzt
Sofort nach dem Betreten der Kirchanlage, die in typisch ostfriesischer Bauart etwas über dem normalen Landschaftsniveau liegt, fällt uns Betrachtern die Ähnlichkeit zu einer Festungskirche auf, die in typischer Bauweise kaum Öffnungen im Erdgeschoss zeigt.
Neben der Nutzung der Kirche als Fluchtraum vor Überfällen bot diese Art des Baus auch einen gewissen Schutz vor den damals noch gefürchteten Hochwasserfluten der Nordsee. Schautafeln weisen den Baubeginn mit der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts aus, die Baukörperlänge hatte ursprünglich 32 Meter betragen, die dazugehörige Breite 9,35 Meter.
Aus bisher unbekannten Gründen wurde um 1450 das Kirchenschiff um ein Viertel gekürzt und der noch heute erhaltene Kirchturm darauf aufgesetzt.
Schiefe Turm von Suurhusen im Guinness-Buch
Dieser Kirchturm, der mit seiner Höhe von 27,37 Metern Höhe weit über die Grenzen Suurhusens hinaus sichtbar ist, wurde die Attraktion des Ortes schlecht hin.
Genaue Vermessungen des Turms haben einen Schiefstand mit einer Neigung von 5,1939° ergeben, was eindeutig schiefer ist, als die Schiefstellung des Turms von Pisa, der lediglich 5,08° aufweisen kann.
Entsprechend ist der Schiefe Turm von Suurhusen im Guinness-Buch der Rekorde als schiefster Turm der Welt verzeichnet.
Der Kirche wurde zur Zeit der Erbauung üblicherweise auf Eichenholzstämmen errichtet, die zur Verteilung der Belastung im Boden eingebracht worden waren.
Grundwasserspiegel mehr und mehr abgesenkt
Früher ist man im Marschland mit dieser Gründungspraxis sehr erfolgreich gewesen.
Als im Laufe der Jahrhunderte durch den Bau der Kanäle, hier vor allem auch durch das Knockster Tief, der Grundwasserspiegel mehr und mehr abgesenkt wurde, konnte Sauerstoff an das Eichenholz gelangen, der den Faulungsprozess des Holzes ermöglichte.
Dies hatte den Verlust der Kraftverteilung im Boden zur Folge, so das der Kirchturm sich zu neigen begann.
Heute ist das Fundament über eingebrachte Bohrpfähle aus Beton gesichert, so das der Neigungsprozess beendet werden konnte.
Ein kleines Museum in Dorfmitte
Somit ist auch ein sicheres Betreten der Kirche und des umgebenden Geländes gefahrlos möglich. Unser Rundgang um die Kirche herum veranschaulicht in besonderer Weise den wirklich extrem schief zu nennenden Kirchturm, was besonders an der Maueröffnung an der Kirchturmglocke auffällt. Ein lohnenswerter Stopp an der Bundesstraße B 210 nach Emden, der durch ein kleines Museum in Dorfmitte, ein Landarbeiterhaus in dem das Leben der Menschen aus früherer Zeit veranschaulicht wird, zusätzlichen Anreiz enthält.
Koordinaten: 53° 25′ N, 7° 13′ O
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