Liebesschlösser an der Kölner Hohenzollernbrücke

Liebesschlösser an der Kölner Hohenzollernbrücke

Unser kurzer Stadtrundgang durch Köln hatte uns auch in Richtung Hauptbahnhof und so zur Hohenzollernbrücke geführt, die nicht nur architektonisch zu den Besonderheiten Köln zählt, sondern auch als ein Ursprungsort, zumindest für Deutschland, eines interessanten Brauchtums gilt: der Liebesschlösser.

Verliebte Paare bringen als Symbol ihrer ewigen Liebe Vorhängeschlösser an Brücken an, die häufig mit Initialen und Datum des kennen Lernens versehen sind. Nach dem Anbringen der Liebesschlösser wird der Schlüssel dann gemeinsam in den Fluss geworfen, oftmals mit einer zärtlichen Umarmung abschließend, schwören sich die Paare ewige Liebe. An der Milvischen Brücke, eine auf die Antike zurückgehende Brücke, die den Tiber in Rom überspannt, erfolgt dies mit dem Ausspruch "per sempre", was übersetzt „für immer“ bedeutet. Zum ersten Mal, so die Stadthistorie, seien solche Liebes-Vorhängeschlösser in Köln im Spätsommer 2008 bemerkt worden, womit diese Brücke zu den ältesten Standorten dieses Brauchtums in Deutschland zählt.

Die genaue Herkunft des Brauchs der Liebesschlösser ist unklar. Als Beginn des Brauchtums in Europa vermuten Historiker sehr wahrscheinlich Absolventen der Sanitätsakademie San Giorgio in Florenz. Mit dem Ende ihrer Ausbildungszeit, so der dortige Brauch, hatten die Absolventen die Vorhängeschlösser ihrer Spinde an einem Gitter des Ponte Vecchio befestigt. Diesen Vorgang sollen dann verliebte Pärchen in Roms als Brauch an der Milvischen Brücke übernommen haben. Dann erst konnte sich dieser Brauch in viele weitere Ländern verbreiten. In Vrnjačka Banja in Serbien, so behaupten Historiker vor Ort, soll auf der Liebesbrücke der Brauch bereits seit dem Ersten Weltkrieg bestehen, als am Brückengeländer Liebesschlösser angebracht wurden. Im ungarischen Pécs wurde der Brauch seit den frühen 1980er Jahren an einem schmiedeeisernen Zaun in der Stadt praktiziert. Da dieser inzwischen voll besetzt ist, hat die Stadtverwaltung eigens von Künstlern gestaltete neue Metallgestänge aufstellen lassen, an denen die Verliebten seitdem ihre Schlösser wieder anbringen können. Mittlerweile finden sich Liebesschlösser auch an Sitzbänken in Gewässernähe, wie in Erfurt nahe der Krämerbrücke, dem Pilsumer Leuchtturm, an der Hasebrücke in Osnabrück oder an Objekten von romantischen Orten. In Heidelberg wurde im Juli 2013 ein Liebesstein mit Ösen für die Schlösser aufgestellt, um die denkmalgeschützte Alte Brücke zu entlasten.

Die Auswirkungen dieses Brauches werden lokal von Politik und Bürgern sehr kontrovers diskutiert. In Rom verbot Bürgermeister Walter Vitroni den Brauch 2007, nachdem eine Laterne unter der Last der Schlösser umgeknickt war. Die Gemeinde Rom sorgte jedoch kurz darauf durch das Anbringen von Pollern mit dazwischen gespannten Ketten für alternative Plätze der Liebesschlösser. Am 8. Juni 2014 stürzte das Brückengeländer der Pont des Arts in Paris aufgrund des Gewichts von ca. 93 Tonnen der daran befestigten Schlösser auf einer Länge von 2,4 Metern ein. Die Brücke musste daraufhin gesperrt werden.

Die in diesem Zusammenhang vieler Orts auftauchende Frage nach Gewicht und Anzahl der Schlösser wird entsprechend kontrovers beantwortet, Schätzungen in Köln bewegen sich zwischen zwei und 15 Tonnen zusätzliches Gewicht für eine Anzahl von geschätzten 40.000 Schlössern. An vielen bemerkenswerten und bekannten Brücken anderer deutscher Großstädte wurde dieser Brauch von Verliebten und Vermählten ebenfalls eingeführt und verbreitet sich seitdem unaufhaltsam, was in vielen Städten zu Verboten führte. So ist beispielsweise dieser Brauch in Venedig und Berlin an Brücken strikt verboten. Insbesondere betrifft dies Venedigs Rialtobrücke, was im September 2011 zu heftigem Streit führte. Schlösser wurden entfernt und das Neuanbringen kann bis zu 3000 Euro Bußgeld kosten. In Berlin ist es eine Ordnungswidrigkeit und es können Verwarnungsgelder bis zu 35 Euro erhoben werden. Betroffen sind besonders denkmalgeschützte Brücken. Einige Menschen stört der optische Eindruck, aber es kann durch elektrolytische Korrosion des edleren Messings der Schlösser gegenüber dem unedleren Eisen der Brücken zu Rostschäden kommen.

Andererseits legen die Behörden in Köln und Lübeck großen Wert auf den förderlichen Einfluss für den Tourismus. An der Lübecker Obertravebrücke wurden deshalb extra zwei Ketten angebracht, an denen das Anbringen der Liebesschlösser erlaubt ist. Ein Verbot an der Kölner Hohenzollernbrücke hatte die Deutsche Bundesbahn abgelehnt. So wurde gar ein vorbestraften Mann wegen des Diebstahls von rund 50 „Liebesschlössern“ von der Kölner Hohenzollernbrücke zu drei Monaten Gefängnis ohne Bewährung verurteilt und die Kölner Band Höhner thematisierte die Liebesschlösser an der Kölner Hohenzollernbrücke in dem Lied "Schenk mir dein Herz".

Es gibt halt nichts auf der Welt, was nicht zu diskutieren ist. Interessant und aufschlussreich ist das Brauchtum allemal. Ob es der ewigen Liebe förderlich ist, bleibt zumindest fraglich. Wünschenswert wäre es in unserer schnelllebigen Zeit für alle Paare.

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