Spaziergang Ruhr – wilde Romantik, Industrie und Gedanken
- Geschrieben von Portal Editor
Wieder einmal hatte es uns für einige Zeit in das Ruhgebiet verschlagen, genauer gesagt auf den Campingplatz an der Ruhrbrücke nahe Essen.
Da der Ruhrradweg direkt auf der anderen Flussseite vorbeiführt und mit einer Rad- bzw. Fußgängerbrücke einfach zu erreichen ist, ein geradezu idealer Standort, um das Radwegenetz und natürlich auch die örtlichen Wanderrouten zu erkunden. Ja, denn diese gibt es tatsächlich. Um es gleich vorweg zu sagen: das Ruhrgebiet ist aufgrund seiner noch vorhandenen Industrie, seinem teilweise chaotischen Verkehrsaufkommen und seiner multikulturellen Bewohner mit ihren so typischen Gebräuchen sicherlich nicht mit einem südlichen Strandurlaub zu vergleichen. Trotzdem gibt es idyllische Ecken, die man im Ruhrgebiet nicht unbedingt vermutet.
Integration – verspielte Ansätze oder falsche Politik?
Und um es ebenfalls gleich vorweg zu sagen, denn zu leicht wird man in der heutigen Zeit in eine rechte Ecke geschoben, die nun wahrlich nicht unser Spektrum ist. Aber es ist manchmal schon heftig, was von aufgeschlossenen Anwohnern berichtet wird, wenn man die Chance für ein längeres Gespräch nutzt.
So waren wir erstaunt über eine riesige Grünfläche, die von einer noch riesigeren Zahl von Besuchern in einen Großgrillplatz verwandelt worden war, was ja eigentlich auch noch kein Problem darstellen muss. Extra angereist seien tausende Besucher aus allen Teilen des Ruhrgebiets, dort den 1. Mai zu verbringen. Eine angemeldete Großkundgebung? Nein, durchaus nicht. Einfach nur so. „Keine Ahnung, wo die alle herkommen“, so unser Gesprächspartner.
Qualmende Grillfeuer soweit das Auge reicht. Aus umwelttechnischen und gesundheitlichen Gründen natürlich eher abzulehnen, von dem Müll nach Abzug der „Tausend“ ganz zu schweigen. Mangelnde Toleranz unsererseits? Ist nun mal orientalische Tradition? Anpassung oder Integration, nie gehört?
Keine Spur! Ist es nicht auch eine sogar körperliche Belästigung der lokalen Bewohner, wenn diese ihren manchmal schwierigen Beitrag zum Umweltschutz versuchen? Vom Aufwand der Reinigung, dem Schaden für die Umwelt und auch dem für die Griller selbst einmal ganz zu schweigen. Ist das die so gepriesene Freiheit? Wenn ja, sollte sie nicht für alle gelten? Falsch verstandener Liberalismus, wie in so vielen Bereichen unseres Landes.
Eigentlich nicht unser Metier, solch ein Exkurs in die gesellschaftliche Politik, aber manchmal ist es gut auch den Hintergrund zu beleuchten, warum es diesen Rechtsdrall in unserer Demokratie gibt, was letztendlich nur zur weiteren Beschneidung unserer Grundrechte führt. Wer hier ein Kalifat fordert, wie vor wenigen Tagen in Hamburg, sollte doch bitte schnellstmöglich das Land verlassen und in seiner ursprünglichen „Heimat“ erneut seine Forderungen vortragen. Ob das dort auch so möglich ist wie in unserer Demokratie wird man dann sehen. Integration heißt, sich den Lebens- und Alltagssituationen seines „Gastlandes“ oder seiner „neuen Heimat“ anzupassen, was auch bedeutet, auf eigene Traditionen zumindest teilweise zu verzichten. Und nicht umgekehrt.
Der gleiche Grundsatz gilt auch für europäische Reisende ins Ausland, mit dem Unterschied, dass diese die in der Fremde gebräuchlichen Sitten und Rhythmen tolerieren und auch akzeptieren und nicht kontinuierlich weiteres Übernehmen europäischer Gebräuche fordern. Ganz im Gegensatz zu vielen der hier lebenden Neubürger. Aber nun zurück zur Ruhr!
Fußweg entlang der Ruhr zum Eisenbahnmuseum
Entlang des Ruhrufers führt ein teilweise schmaler Pfad ruhraufwärts, dem wir bis zum Eisenbahnmuseum gefolgt waren. Teilweise von der Schönheit der Natur überwältigt, hatte es einige Pausen gegeben, in denen wir Tierleben und Vegetation beobachteten. Ob es sich dabei um die zahlreichen Wildenten, die prächtigen Schwäne und die sich in großen Populationen ansiedelnden Graugänse handelt, Kormorane und Blesshühner suchten in der noch recht kalten Ruhr nach Futter, die Natur war in voller Frühlingsstimmung und erste Küken der Graugänse gab es auch schon. Zahlreiche Naturschutz- und FFH-Gebiete im Ruhrtal bieten Tieren und Pflanzen eine wirklich gute Lebensgrundlage.
An der Ruhr und ihren Stauseen brüten viele weitere Arten wie Gebirgsstelze, Eisvogel, Graureiher, Wasseramsel, Stockente, Nilgans, Kanadagans, Uferschwalbe, Haubentaucher, Zwergtaucher, Teichralle und Blässhuhn. Der Schwarzstorch findet sich als Nahrungsgast am Oberlauf der Ruhr ein. Verschiedene Entenarten, Lachmöwen und weitere Vogelarten sind vor allem im Winter als Rastvögel anzutreffen. Der Gänsesäger war bis 2015 nur zum Überwintern an der Ruhr, 2015 wurden in Arnsberg die ersten beiden Bruten festgestellt und seitdem ist er Brutvogel an der Ruhr. Aber halt, fast im Gebüsch versteckt dann doch ein erster Badegast, der zumindest kurz in das Flussbett gestiegen war.
Weitere Stationen an der Ruhr
Am Harkortsee macht die Ruhr einen markanten Bogen um einen Ausläufer des Ardeygebirges, um schließlich weiter durch das südliche Ruhrgebiet zu fließen. In Bochum stehen die Gebäude der Ruhr-Universität auf den Höhen über dem Kemnader See. Nahe bei Hattingen führt seit Jahrhunderten eine Brücke über den Fluss, die lange vom Hilinciweg genutzt wurde. Erst 2002 wurde fast an derselben Stelle eine neue Brücke in Richtung Bochum errichtet.
Von Dahlhausen nach Essen-Steele wendet sich die Ruhr nach Westen, fließt dann wieder südwestwärts um Essen-Überruhr herum durch den Baldeneysee, tangiert Essen-Werden, das mit seinem Kloster bis 1803 eine selbständige Reichsabtei war und seit dem 1. August 1929 zur Stadt Essen gehört, und wendet sich hinter dem Kettwiger See wieder nach Nordwesten.
Kettwig hat einen historischen Fachwerkkern. Kettwigs Ruhrbrücke wurde 1282 erstmals urkundlich erwähnt. Die südlichen Stadtteile Essens liegen auf etwa 30 Kilometer Länge an der Ruhr.
Heute kommt der Ruhr eine wichtige wirtschaftliche Bedeutung in der Trink- und Brauchwasserversorgung des Ruhrgebiets zu, für die der so genannte Ruhrverband zuständig ist. Auch in der Energiegewinnung ist die Ruhr von großer Bedeutung.
Im 19. Jahrhundert war die Ruhr zeitweilig sogar die meistbefahrene Wasserstraße Deutschlands. Gegenwärtig findet Güterverkehr nur noch auf den letzten zwölf Flusskilometern zwischen dem Mülheimer Rhein-Ruhr-Hafen und dem Rhein statt.
Das Tal der Ruhr ist daher zu einem Naherholungsgebiet für die Metropolregion Rhein-Ruhr geworden.
Beim Näherkommen an die alte Eisenbahnbrücke sahen wir dann einen recht mutigen Brückenspringer, der hinaufgeklettert war, aus der Höhe den Sprung ins kalte Wasser zu riskieren. Erst später erfuhren wir, dass es sich hier um Profi-Taucher handelte, die in Neopren gekleidet waren und Stellen nutzen, die mehr als 5 Meter tief waren. Trotzdem mutig.
Wir überqueren die Ruhr über die Fußgänger- bzw. Radlerbrücke und machen uns an den Rückweg. Weite Grünflächen machen hier eindrucksvoll die Nutzung der Flächen an der Ruhr klar: ein Schutzgebiet zur Trinkwassergewinnung. Allerdings sind auch noch deutliche Spuren des Hochwassers und der Überflutungen zu erkennen, die trotz der Stauungen durch den Baledeney- und den Kemnader See mit ihrem immensen Auffangpotential immer wieder passieren.
Schade, das so vielen Menschen die Bedeutung der Region für die Bevölkerung und damit auch für sich selbst noch immer nicht klar ist, wie sonst lässt sich zurückgelassener Unrat an der Uferkante und Treibgut im Fluss erklären.
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