Adenau - Kleinstadt an der Nordschleife und die Nürburg
- Geschrieben von Portal Editor
Vielschichtige Berichte um den so traditionsreichen Nürburgring, der berüchtigten Nordschleife mit seiner Renngeschichte, vor allem der Formel 1 und des Musikfestivals "Rock am Ring", haben in den letzten Jahren für eher negative Schlagzeilen einer wunderbaren Region gesorgt, die damit zu Unrecht etwas an den Rand gerückt wurde.
Vielleicht ist der Zeitpunkt gekommen, doch wieder einmal etwas Positives zu sagen, auch wenn es nicht gleich zu einem Besucheransturm wie zu den oben angesprochenen Ereignissen kommen wird. Die Region hat einfach weit gefächertes Kulturgut bei intakter Natur und freundlichen Menschen zu bieten, so das wir immer wieder gern kommen und dies auch gern weiter vermitteln.
Der Blick reicht bis hinein in den Rundkurs der Formel 1 Strecke
Jetzt stand nach der Tour entlang der Ahr auch der Besuch der Ruine der Gipfelburg "Nürburg" an, die hoch oben auf dem Berg gelegen, während der diversen Großereignisse live im TV schon so oft in ihrer Silhouette gezeigt wurde. Ansonsten ist eher wenig los im Umfeld der Burg "Nürburg", die man von der B 258 kommend, das Rennsport Museum direkt an der Formel 1 Strecke passierend und denn in den Rundkurs der Nordschleife einbiegend erreicht. Die Ruine ist schon von weitem gut sichtbar, so das auch der Parkplatz unterhalb der Burg ebenfalls leicht zu finden ist. Ein kurzer Anstieg zur Burg sollte niemanden abhalten, denn die Aussicht von oben lohnt die Anstrengung allemal. Der Blick reicht bis hinein in den Rundkurs der Formel 1 Strecke sowie in das gesamte Umland der Eiffel.
Als Erbauer der Nürburg gilt der Graf Ulrich
Grabungsspuren deuten daraufhin, das bereits zu Zeiten der Römer diese die weithin sichtbare Landmarke des 678 Meter hohen Vulkan- Basaltkegels zu nutzen wussten. Wie auch in anderen römischen Siedlungsgebieten gab es quer durch die Eiffel eine Reihe römischer Straßen, die wichtige Städte wie Köln, Trier, Mainz und Xanten miteinander verbanden, um nur einige Hauptorte zu nennen. So deutet man denn auch die Spuren an der Nürburg auf das Vorhandensein einer Signalstation, die einst zur Sicherung der römischen Straßen genutzt wurde.
Erst im Mittelalter wird der vulkanische Basaltkegel als Baugrund der Festung wieder "entdeckt" und mit dem Bau einer Burg begonnen, wie urkundlich aus dem Jahr 1166 bestätigt unter der Verwendung der Bezeichnung Noureberg oder auch Mons Nore berichtet wird. Als Erbauer der Nürburg gilt der Graf Ulrich, der in einer weiteren Urkunde aus dem Jahr 1169 genannt wird, obwohl bereits sein Vater Dietrich I. von Are auf dem Berg mit dem Bau einer Fluchtburg begonnen hatte. Die Nachfahren Graf Ulrichs nannten sich in den folgenden Jahren die „Herren von Nürburg und Are". Mit dem Aussterben der letzten Nachfahren des Geschlechts derer von Nürburg, ging die Burg im Jahr 1290 an das Erzbistum Köln über, die zur Verwaltung dort einen Amtmann einsetzten.
Einnahme der Nürburg während des Dreißigjährigen Krieges
Zunächst und noch als reine Fluchtburg geplant und umgesetzt, war nur die rechteckige Kernburg gebaut worden. Unter dem Amtmann Johann von Schleiden wurden zwischen 1340 und 1369 Zwingemauern als zweiter Befestigungsring um die Kernburg herum errichtet. Ein dritter Ring entstand im 15. Jahrhundert, der die bis dahin ungeschützten Burgmannhäuser befestigen sollte.
Trotz aufwendiger Restauration im 16. Jahrhundert gelang den Schweden unter General Baudissin die Einnahme der Nürburg während des Dreißigjährigen Krieges. Im Jahr 1633 wurde sie geplündert und beschädigt. Während der französischen Besatzungszeit wurde die Burganlage im Jahr 1689 fast komplett zerstört.
Allein die Aussicht lohnt den Aufstieg.
Über viele Jahre wurde der bis dahin erhaltene Bergfried noch als Gefängnis genutzt, bis auch er im Jahr 1752 als nicht mehr nutzbar erschien, jetzt wurde die Burganlage komplett aufgegeben und lediglich noch als Steinbruch genutzt. Mit dem Einzug der Preußen wurde dann im Jahr 1818 zumindest der Bergfried wieder restauriert, da man hier einen Vermessungspunkt einrichten wollte. Im Zuge dieser Arbeiten wurde die Vorburg fast komplett als Baustoffquelle genutzt, so das selbst kaum noch Reste ihrer Ringmauer vorhanden sind.
Trotz geringer Eintrittskosten vermittelt die Burgruine vor allem durch den Blick vom Bergfried aus einen tiefen Einblick auf die einstige Festung an diesem so markanten Landschaftspunkt. Allein die Aussicht lohnt den Aufstieg.
Herrschaftsgebiet der Grafen von Nürburg und Are
Wir fahren auf der L 92 Richtung Adenau, einem der ältesten Siedlungsorte der Eiffel in der Umgebung der Nürburg, denn bereits im Jahr 992 findet man erste Aufzeichnungen zu einem Ort namens Adenova, der in einer Urkunde Kaiser Ottos III erwähnt wird. Überhaupt gibt es eine enge Beziehung zwischen dem Ort Adenau und der Nürburg, denn der Ort gehörte zum Herrschaftsgebiet der Grafen von Nürburg und Are. Im Jahr 1162 verschenkte Graf Ulrich von Are seinen Herrenhof in Adenau an die sich seiner Zeit gerade auch in Deutschland etablierenden Johanniter. Die Ordensbrüder waren zunächst nach eigenen Vorbildern von Jerusalem und Rhodos um die Pflege und Betreuung von Kranken und Pilgern bemüht, mit dem Herrenhof in Adenau eröffneten sie nach Duisburg und Werben an der Elbe hier ihre dritte Niederlassung des Ordens.
Zur Förderung des allgemeinen Wohlstands erhielt Adenau bereits vor 1600 ein Marktprivileg. Neben vier großen Jahrmärkten durften auch mehrere Wochenmärkte durchgeführt werden. Dieses Privileg wurde 1602 durch Kurfürst Ernst von Köln und 1647 durch Kurfürst Ferdinand von Köln bestätigt. Damit einher gehend wurden als erste Adenauer Zunft die Lederzunft gegründet, schon 1700 folgte die Wollweberzunft, im 18. Jahrhundert folgten dann die Hammerzunft der Schmiede, Schlosser, Zimmerleute und Schreiner. Wichtige Schritte in der Entwicklung der Städte, denn diese Privilegien und die stadtähnliche Verfassung mit einem Bürgermeister und einem Rat zeichneten Adenau bereits zu Beginn des 17. Jahrhunderts vor vielen anderen Orten aus. Daher wurde Adenau auch als Flecken oder Freiheit bezeichnet.
Bau der Nordschleife des Nürburgringes war ein Projekt zur Förderung der Region
Mit beginnender Industrialisierung und Abwanderung breiter Teile der Bevölkerung wurde die Region Adenau zu einer der ärmsten Kreise in Preußen. Aufwendige Infrastrukturmaßnahme sollten helfen. So wurde Adenau im 1888 durch eine Eisenbahnlinie über Dümpelfeld, Altenahr und Ahrweiler mit Remagen am Rhein verbunden, 1912 durch eine weitere Eisenbahnlinie mit Jünkerath. Auch der Bau der Nordschleife des Nürburgringes war ein Projekt zur Förderung der Region.
Vielleicht wäre die Förderung des sanften Tourismus wie Wandern, Radfahren oder Mountainbiken eine praktikablere Lösung gewesen. Aber es ist nie zu spät. Denn das Problem der strukturschwachen Region ist aktuell wie nie.
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