Johanniter – vom Pilgerspital in Jerusalem nach Rhodos
- Geschrieben von Portal Editor
Bereits lange vor dem Ersten Kreuzzug hatten Kaufleute aus Amalfi in Jerusalem ein Pilgerspital gestiftet, wohl wissend, dass Pilger zu den heiligen Städten einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor darstellen (was im Übrigen noch heute gilt),
weshalb der Schutz und die Versorgung von Pilgern allen Anrainern der Pilgerpfade im Mittelmeerraum zu Gute kam.
Pflicht der Zehntabgabe aufgehoben
Besonders die Krankenversorgung verschaffte der Hospitalbruderschaft hohen Bekanntheitsgrad und damit zusammenhängend das Wohlwollen des Papstes. So gewährte Papst Paschalis II der Bruderschaft bereits am 15. Februar 1113 das Privileg „Pia postulatio voluntatis“ womit die Pflicht der Zehntabgabe aufgehoben wurde und die Bruderschaft direkt dem päpstlichen Schutz unterstellt wurde. Selbst die Wahl des Vorsitzes oblag der Bruderschaft allein.
4 Jahre später, im Jahr 1117, wurde auch das Hospital unabhängig. Die Ordensregeln übernahmen die Ordensbrüder von den Augustinern. In der Folgezeit wurden durch Stiftungen Adliger in vielen Teilen Europas Stationen und Hospitäler an den Pilgerrouten eingerichtet, so in Bari, Otranto, Tarent, Messina, Pisa, Asti und St. Gilles.
Unter Raimund von Puy (1120–1160), der dem Ordensgründer Bruder Gerhard Tonque nachfolgte, vollzog sich 1120–1140 der Wandel von der Spitalbruderschaft zum geistlichen Ritterorden. Um das Jahr 1048 entstand somit ein Orden, der Johannes dem Täufer geweiht wurde, woraus sich letztendlich der Name Johanniter ableitete.
Das Pilgerspital, auch mit Muritan bezeichnet, wurde allerdings nach wie vor von Ordensbrüdern geleitet, die auch die Versorgung der Kranken übernahmen. Mit der Eroberung Jerusalems durch die Kreuzfahrer des Ersten Kreuzzugs unter dem Befehl von Gottfried von Bouillon gewann die Bruderschaft erheblich an Einfluss und Zulauf und wurde in der Folge mit „Orden vom Hospital des Heiligen Johannes zu Jerusalem“ (lateinischer Name: Ordo Hospitalis sancti Johannis Lerosolimitani) betitelt.
Imposante Zeugnisse der Geschichte des Johanniterordens
Hatte der Orden bis dahin das Ziel, kranken Mitmenschen zu dienen, trat als zweiter Auftrag des Ordens die Bekämpfung des „Unglaubens“ und der Schutz der Pilger hinzu. Bereits um 1140 wurden dem Orden mehrere Festungen angedient und Graf Raimund II. von Tripolis verpflichtete sich dem Orden gegenüber, keinen Frieden ohne seine Zustimmung zu schließen. Imposante Zeugnisse der Geschichte des Johanniterordens im Heiligen Land sind die im 12. Jahrhundert errichtete Burg Belvoir in Israel, die 1142 übernommene Burg Krak des Chevaliers oder die 1186 in den Besitz der Johanniter gekommene Burg Margat/ Qal'at Marqab in Syrien.
Mit der Erweiterung von Privilegien wie dem des „christianae fidei religio“ vom 21. Oktober 1154 wurde der Orden durch Papst Anastasius IV. aus der bischöflichen Jurisdiktion herausgehoben und direkt dem Papst unterstellt. Mitarbeiter des Ordens als dienende Brüder hatten das Gelübde des Gehorsams abzulegen, als Ritter oder Priester dienende Mitglieder zusätzlich die Gelübde von Keuschheit und Armut, wobei letzteres lediglich den Verzicht auf Privateigentum bedeutete. Kaiser Friedrich I. „Barbarossa“ bestätigte 1156 dem Orden alle Besitzungen im Heiligen Römischen Reich. 1185 stellte er den Orden unter seinen Schutz und erließ ihm die Zahlung sämtlicher Steuern.
Um 1160 berichtet der Pilger Johannes aus Würzburg über folgende Geschehnisse in Jerusalem: „…ist ein Hospital angeschlossen, welches in seinen verschiedenen Gebäuden eine Vielzahl von Schwachen und Kranken sammelt, pflegt und wiederherstellt, was einen hohen Kostenaufwand bedeutet.
In der Zeit, in der ich selber dort war, betrug, wie ich von den dienenden Brüdern selbst erfuhr, die Zahl der Kranken bis an die zweimal Tausend. Sie waren so schwer von Krankheit geplagt, dass manchmal innerhalb eines vollen Tages mehr als 50 Tote hinausgetragen werden mussten.
Aber immer und immer wieder kamen noch mehr hinzu.... Es entfaltete sich eine so unübersehbare Wohltätigkeit dadurch, dass Armen, welche um Brot baten, gegeben wurde, auch wenn sie außerhalb des Hauses blieben.“
Hauptsitz des Johanniterordens nach Akkon
Als im Jahr 1187 Jerusalem in die Hände des Sultans Saladin fiel, wurde der Hauptsitz des Johanniterordens nach Akkon verlegt. Auch dort konnte der Orden seine Machtposition so stark ausweiten, das ihm im Jahr 1224 die gesamte Stadtverwaltung übertragen wurde. In der Folge bauten die Johanniter die Stadt zur Festung aus, die größtenteils unterirdisch befestigt und verstärkt wurde.
Jetzt wurden alle Aktivitäten der Geschehnisse zur Verteidigung im Heiligen Land sowie auch bei der Reconquista in Spanien von Akkon aus gelenkt. Als am 23.August 1244 Jerusalem endgültig aufgegeben werden musste und auch die Schlacht bei Gaza am 17. Oktober 1244 verloren ging, begann unter der Leitung des Großmeisters Guillaume de Chateauneuf (1242 – 1258) der endgültige Rückzug der Johanniter aus dem Orient.
Der Orden bestand jetzt aus überwiegend adligen Rittern, den Kirchendienst übernahmen Priester, mit der Krankenpflege waren auch nichtadelige Laienbrüder betraut. Raimund, seiner Zeit „Chef“ der Johanniter, nannte sich noch Meister, der Titel Großmeister wurde erst 1267 von Papst Clemens IV. für Hugo von Revel bewilligt.
Von ständigen Kämpfen und Verlusten stark geschwächt, standen dann bei der Verteidigung von Akkon im Jahr 1291 nur noch 800 Ritter und 14.000 Fußsoldaten der Übermacht der ägyptischen Mamluken von 66.000 Kavalleristen und 160.000 Infanteristen gegenüber. Als am 28. Mai 1291 die Festung in die Hände der Mamluken fiel, war dies auch gleichbedeutend mit dem Verlust des Heiligen Landes für die Kreuzfahrer. Als neuer Sitz des Johanniterordens wurde Limassol auf Zypern bestimmt.
Aufhebung des Templerordens
Es folgte eine Phase der Orientierungslosigkeit die auch durch zwei Konvente in den Jahren 1292 und 1294 nicht gelöst werden konnte. Mit der an den Papst gerichteten Bitte, doch selbst seiner Aufsichtspflicht gegenüber dem Orden nachzukommen, konnte 1300 Wilhelm von Villaret nur durch Zwang dazu bewegt werden, seinen Posten als Großmeister am Ordenssitz auf Zypern wahr zu nehmen. Immer mehr verflog der einstige Glanz der Kreuzzüge und in Europa verbreitete sich die Meinung, dass der Ritterorden all die Zuwendungen nicht zweckentsprechend genutzt hatten.
Besonders augenfällig trat dies beim Templerorden in Erscheinung, der Einfluss und Macht nicht zum geforderten Kampf gegen die „Feinde der Christenheit“ verwendete, kaum in Kämpfen in Erscheinung getreten war. So verfügte der Papst Clemens V im Jahr 1312 mit päpstlicher Bulle „Ad providam“ die Aufhebung des Templerordens und die Übertragung des Besitzes der Templer auf die Johanniter. Möglicherweise hätten die Johanniter das gleiche Schicksal erfahren, wenn nicht Fulko von Villaret durch die Eroberung von Rhodos dem Vorwurf der Untätigkeit begegnet wäre. Durch die Übertragung der Besitztümer der Templer auf die Johanniter, verfügten diese jetzt über zusätzliche Besitzungen in ganz Europa.
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