Mosel-Überquerung über die Doppelstockbrücke Alf-Bullay
- Geschrieben von Portal Editor
Unsere Erkundungstour entlang der Mosel lies uns auch die eiserne Doppelstockbrücke bei Alf-Bullay überqueren, ein besonderes Relikt der Eisenbahn-Straßenbautechnik aus dem 19. Jahrhundert, die als erste Doppelstockbrücke Deutschlands gilt.
Die 314 Meter lange Brücke wurde in den Jahren 1875–1878 mit dem Bau der Bahnstrecke Koblenz – Trier im Zuge des Baus der so genannten Kanonenbahn zum Truppen- und Waffentransport in den Westen errichtet. Zunächst war sie als reine Eisenbahnbrücke geplant. Nachdem sich die umliegenden Gemeinden und der Landkreis sowie Unternehmer finanziell beteiligten, genehmigte die damals preußische Regierung den Bau einer Doppelstockbrücke für Schiene und Straße. Über den Obergurt verläuft die Moselstrecke der Bahn, auf dem Untergurt verläuft die Landstraße L 199. Nachdem man die Bahnstrecke Bullay und die Mosel über die kombinierte Eisenbahn- und Straßenbrücke passiert hat, mündet sie auf der anderen Moselseite direkt in den Prinzenkopftunnel.
Brückendenkmal auch Teil des Kulturwegs Kanonenbahn
Die kastenförmige Stahlgitterkonstruktion mit einem Gesamtgewicht von 1400 Tonnen überspannt die Mosel mit sechs Einfeldträgern und fünf Flusspfeilern. Mit Zunahme des Transportaufkommens musste die Brücke 1928–1929 umgebaut und verstärkt werden. Das Bauwerk ist zusammen mit den beiden doppelstöckigen Brücken der Biggetalbahn in seiner Art in Deutschland einmalig. Im Zweiten Weltkrieg lief der Nachschub an die Westfront über die Brücke, daher war sie seit 1944 oft Ziel alliierter Bombenangriffe. Am 10. Februar 1945 wurde sie bei einem Luftangriff von vier P-47D Thunderbolts der 368th Fighter Group der United States Army Air Forces (USAAF) zerstört. Nach Befürwortung des französischen Militärgouverneurs Marie-Pierre Kœnig konnte die Brücke wieder aufgebaut und am 24. April 1947 in Betrieb genommen werden.
Wandertour entlang des Kulturwegs Kanonenbahn
Die Doppelstockbrücke Alf-Bullay ist auch eines der Highlights am Kulturweg Kanonenbahn, einem Wanderweg vorbei an Tunneln, Viadukten und eindrucksvollen Brücken und bis Marienburg. „Die Kanonenbahn – der Eisenbahnhistorische Kulturweg Bullay-Reil“, wurde im September 2005 neu eröffnet und ist seitdem eine beliebte Attraktion an der Mosel.
Beeindruckende Eisenbahnarchitektur, eingebettet in die einzigartige Wein Kultur Landschaft Mosel, bietet der Erlebniswanderweg rund um die Gemeinden Alf, Briedel, Bullay, Pünderich, Zell (Mosel) und Reil, als Teil der Mosel Erlebnis Route. Der fantastische Panoramablick von der Marienburg oder vom Prinzenkopf-Aussichtsturm, einem der markantesten Punkte an der Mosel, lässt die Eisenbahnlandschaft wie ein „Märklin-Spielzeugland“ erscheinen. Bereits im Jahre 1818 zog dieser beeindruckende Blick den Kronprinzen und späteren König Friedrich Wilhelm IV in seinen Bann.
Ambitionierte Wanderer stoßen auf Relikte der Eisenbahnkultur
Als Gemeinschaftsprojekt der Moselgemeinden wurde der eisenbahnhistorische Wanderweg angelegt. Auf der Strecke erläutern Informationstafeln die Geschichte der Kanonenbahn und zweier angrenzender Bahnstrecken. Entlang vielfältiger Zeugen preußischer Verkehrs- und Bautechnik, führt die 8,5 km lange Hauptachse der Themenwanderroute vom Umweltbahnhof Bullay, über die erste Doppelstockbrücke (1877) in Deutschland hinüber zur Marienburg, vorbei am gewaltigen Eisenbahn-Hangviadukt (1880) von Pünderich, das mit seinen 92 Segmentbögen und 786 m das Längste in Deutschland ist, bis zum Bahnhof Reil.
Ambitionierte Wanderer können auf der gegenüberliegenden Moselseite über Pünderich, an den ehemaligen Bahnhöfen in Briedel, Zell (Mosel) und Zell-Merl bis zum Ausgangspunkt Bullay dem Kulturweg weiter folgen und die Zeugnisse der ehemaligen Moselbahn erleben.
Aufschlussreiche Informationstafeln vermitteln einerseits die ursprüngliche militär-strategische Funktion dieser "Kanonenbahn" von Berlin nach Metz mit Ost-West-Verbindungen und andererseits die ökonomisch-kulturelle Bedeutung für die Moselregion sowie die Moselbahn als so genanntes „Saufbähnchen“. Interessante Ein- und Ausblicke, nicht nur für Eisenbahn-Freaks, da auch moseltypische Themen wie Weinbau, Architektur, Tier- und Pflanzenwelt sowie Geologie berücksichtigt werden.
Koordinaten: 50°02'53.1"N 7°07'55.6"E 50.048087, 7.132096
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