Seilbahn Koblenz mit Blick auf die Festung Ehrenbreitstein
- Geschrieben von Portal Editor
Bei den Planungen zur Bundesgartenschau 2011 stand Koblenz vor einem Problem, das es auch in Köln im Jahr 1957 zur dortigen Bundesgartenschau zu bewältigen gab, denn wie könnten die weit auseinander liegenden Kernbereiche der Schau auf der linken Rheinseite mit denen auf dem Ehrenbreitstein verbunden werden.
Zur Debatte stand eine Busverbindung oder wie in Köln eine Seilbahn über den Rhein. Ausschlaggebend für die Errichtung einer Seilbahn war deren positive Ökobilanz gegenüber dem Bustransfer tausender Besucher. Auch verschiedene Streckenführungen wurden diskutiert, aber schließlich entschied man sich für die direkte Streckenvariante hoch zum Festungsplateau.
Eine Kabinenseilbahn als Lösung des Problems
Im November 2008 fiel die Entscheidung für den Bau der Kabinenseilbahn durch ein erfahrenes österreichisches Unternehmen. Der Konzessionsvertrag sah vor, dass das Unternehmen die Seilbahn baut, betreibt und im November 2013 wieder abbaut. Der Abbau nach drei Jahren galt ursprünglich als notwendig, um den UNESCO-Welterbe-Status der „Kulturlandschaft Oberes Mittelrheintal“ nicht zu gefährden. Parallel war die Bürgerinitiative „Pro Seilbahn“ bestrebt, die Seilbahn – auch wegen ihrer Ökobilanz – über das geplante Abbaudatum hinaus zu erhalten. So waren Streitpunkte vorprogrammiert.
Baubeginn und Fertigstellung der Kabinenseilbahn
Baubeginn war am 15. April 2009 mit der Fällung erster Bäume. Umweltschützer kritisierten die notwendigen Baumfällungen in den Rheinanlagen von Koblenz, so wurden als Kompensation die Bäume im Verhältnis eins zu drei wieder ersetzt. Die beiden Stationen mitsamt den Seilbahnstützen wurden bis Dezember 2009 fertiggestellt. Die Seilbahn wurde im Juni 2010 fertiggestellt und am 2. Juli 2010 offiziell eingeweiht. Ab dem 4. Juli 2010 wurde der öffentliche Fahrbetrieb für etwa drei Monate aufgenommen. Bereits im ersten Betriebsmonat nutzten 50.000 Fahrgäste die Seilbahn, bis zum Ende des ersten öffentlichen Fahrbetriebs Anfang Oktober 2010 waren es fast 180.000 Fahrgäste. Der Regelbetrieb startete mit Eröffnung der Bundesgartenschau am 15. April 2011. Die Baukosten der Kabinenseilbahn betrugen rund zwölf Millionen Euro.
UNESCO erteil Zustimmung zum Weiterbetrieb
Im April 2011 wurde bekannt, dass Verhandlungen der Stadt Koblenz mit Doppelmayr liefen, die Seilbahn Koblenz fünf Jahre lang zu betreiben. Auch ein dauerhafter Betrieb sei vorstellbar, aber von Verhandlungen mit der UNESCO abhängig. Von Seiten der UNESCO verlautete auf dem 7. UNESCO-Welterbe Tag im Juni 2011, dass die Seilbahn Koblenz Welterbe verträglich sei und bleiben könne. Der Betreiber Doppelmayr ist nach Verhandlungen mit der Stadt Koblenz Ende 2012 an einem weiteren Betrieb der Seilbahn interessiert. Kritik an einem Weiterbetrieb kam im November 2012 vom Bistum Trier, es befürchte eine Beeinträchtigung der Basilika St. Kastor. Mit der Seilbahn konnte die Festung Ehrenbreitstein erstmals optimal erschlossen werden, was auch von der UNESCO anerkannt wird.
Die UNESCO hat am 19. Juni 2013 in Phnom Penh auf der 37. Sitzung des Welterbekomitees beschlossen, den Betrieb der Kabinenseilbahn bis 2026 zu erlauben. In diesem Jahr endet die technisch längst mögliche Betriebsdauer. Zu dieser für alle überraschenden Entscheidung kam es, nachdem sich Vertreter der Bundesregierung auf der Sitzung des Welterbekomitees für den Erhalt einsetzten und dieses von Ländern wie Frankreich, Kolumbien, Mali, Senegal, Serbien und der Schweiz unterstützt wurde.
Für die Stadt Koblenz und den Betreiber der Seilbahn bedeutet die Entscheidung der UNESCO Planungssicherheit und für die Festung Ehrenbreitstein einen Ausbau der kulturellen Aktivitäten. Da nur ein vierjähriger Betrieb vorgesehen war, musste der Betreiber die Infrastruktur um die Seilbahn dem nun möglichen Dauerbetrieb anpassen. Dazu wurden die provisorischen Kassenhäuschen durch feste und ganzjährig nutzbare Gebäude ersetzt. An der Bergstation plante man einen Abstellbahnhof für zwölf Kabinen und einen Revisionsparkplatz samt Lager, der aber bis heute nicht gebaut wurde. Im Jahr 2013 beförderte die Seilbahn Koblenz etwa 650.000 Personen. Am 5. Juni 2015 wurde die zehnmillionste Fahrt mit der Seilbahn Koblenz durchgeführt.
Technische Daten zur Kabinenseilbahn Koblenz
Mit einer maximalen Kapazität von 7600 Menschen pro Stunde in beide Richtungen, ist sie als Luftseilbahn weltweit führend. Die Fahrgeschwindigkeit kann auf bis zu 5,5 m/s erhöht werden. Die verglasten Panoramakabinen bieten dabei einen weiten Blick ins Mittelrheintal und pendeln in vier bis fünf Minuten zwischen den beiden Stationen. Angetrieben wird die Seilbahn von einem Elektromotor mit einer Leistung von 956 Kilowatt/1300 PS, der mit Ökostrom betrieben wird.
Der Energiebedarf je Personenkilometer sowie die damit verbundenen CO2-Emissionen hängen von der Auslastung ab. Gemäß Veröffentlichung von der Firma Doppelmayr / Österreich wurden während der Bundesgartenschau 1046 MWh an Energie für die Seilbahn benötigt.
Die Kabine Nummer 17 wurde mit einem Glastisch mit Sicht nach unten ausgestattet, die Kabine Nummer 18 soll als Beispiel für künftige Seilbahnen im Öffentlichen Personennahverkehr stehen und wurde mit spezieller Sitzanordnung und Innenausstattung sowie einem Infosystem ausgestattet. Die Kabinen wiegen einschließlich des Laufwerks jeweils 3,5 Tonnen.
Unwetter stellen für diesen Typ Seilbahn keine erhöhte Gefahr dar. Da die Kabinen auf zwei Tragseilen liegen, haben sie eine hohe Windstabilität. Ab einer Windgeschwindigkeit von 80 km/h (Sturm) wird jedoch aus Sicherheitsgründen der Betrieb eingestellt. Wie das rasch aufziehende Unwetter vom 26. August 2011 gezeigt hat, bei dem der Betrieb nicht mehr rechtzeitig eingestellt werden konnte, hatten auch Spitzenwindgeschwindigkeiten von 147 km/h (Orkanstärke) keine Auswirkungen auf den Betrieb. Für den Fall einer Betriebsstörung sorgen vier Notantriebsmotoren dafür, dass alle Kabinen noch in eine Station fahren können (Räumungskonzept).
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