Amazonien im Panometer von Dresden – Yadegar Asisi
- Geschrieben von Portal Editor
Auch das Panometer von Dresden, indem ab dem 27. Januar 2024 das Panoramabild „Amazonien“ von Yadegar Asisi gezeigt wird, ist ein ehemaliger Gasbehälter oder Gastank, der einst zur Aufbewahrung von Gasen aller Art und insbesondere zur Bevorratung von Brenngasen wie Stadtgas und Erdgas diente.
Als ehemaliger Gasspeicher der DREWAG im Jahr 1880 gebaut, ist das Sandsteingebäude mit seiner Traufhöhe von 24 Metern, einem Durchmesser von über 60 Metern und in der Höhe bis zur Kuppel von 39 Metern allein schon den Besuch wert. Die ersten Gasbehälter in Deutschland wurden bereits 1841 durch den Kupferschmied Friedrich August Neuman in Köln für die britische „Imperial-Continental-Gas-Association“ gebaut. Sein Unternehmen wurde führend im Gaskesselbau und montierte bis 1863 an verschiedenen Stätten Europas 78 Gaskessel. Diese waren noch als Glockengasbehälter ohne zusätzliche Teleskope konzipiert.
Gasometer in Kulturprojekte einzubeziehen
Nach dem Untergang der westeuropäischen Bergbauindustrie und infolge der vermehrten Verwendung von Erdgas seit den 1950er Jahren wurden viele der nun nutzlos gewordenen Gasometer abgerissen. Erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts erkannte man, dass die Gasometer als architektonische Zeitzeugen einer untergegangenen Industrieepoche hohen kulturellen Wert besitzen. Man hat deshalb an verschiedenen Standorten versucht, Gasometer in Kulturprojekte einzubeziehen, etwa durch Ausstellungen oder Klang- und Lichtinstallationen. Im Landschaftspark Duisburg-Nord hat ein Tauchverein im Gasometer eine komplette Unterwasserwelt samt Schiffswrack installiert.
Internationale Bekanntheit errang die Umgestaltung der vier Wiener Gasometer in Wien-Simmering durch die Stararchitekten Jean Nouvel, Coop Himmelblau, Manfred Wehdorn und Wilhelm Holzbauer. Der älteste und einzige erhaltene ummauerte Glockengasbehälter in Berlin, der Gasometer Fichtestraße, diente im Zweiten Weltkrieg als Luftschutzbunker.
Künstler Yadegar Asisi und die sogenannten „Panometer“
Einige Gasometer werden heute auch als Ausstellungsräume genutzt, zum Beispiel der Gasometer Oberhausen, ein Ankerpunkt der Europäischen Route der Industriekultur (ERIH).
Oder die Gasometer in Leipzig, Pforzheim und Dresden-Reick, in denen der Künstler Yadegar Asisi sogenannte „Panometer“ (ein Kofferwort aus Panorama und Gasometer) einrichtete, in denen großformatige Panoramen gezeigt werden.
Panoramen nennt man die perspektivische Darstellung von Landschaften oder Ereignissen, die von einem festen Punkt aus von mehreren Personen gleichzeitig zu betrachten sind.
Sind die Bilder feststehend, so werden die zylindrischen Flächen als Rundbilder oder Rundgemälde bezeichnet, zu deren Betrachtung sich der Beschauer in der Mitte befindet.
Weltweit existieren heute noch etwa 30 Panoramen aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert. Seit den 1970er Jahren ist außerdem eine jährlich zunehmende Fülle an neuen Interpretationen dieser Kunst- und Medienform dazu gekommen.
Die weltgrößten Werke schafft eben dieser Yadegar Asisi. Seine 360°-Panoramen im Maßstab 1:1 haben eine Bildfläche von bis zu 3.500 m² (110 m × 32 m) und werden derzeit im Panometer Leipzig, dem Panometer Dresden, dem Panorama XXL in Rouen, im Gasometer Pforzheim, im Wittenberg360 in Lutherstadt Wittenberg und im Asisi Panorama Berlin gezeigt.
Werk in bisher nicht gekannter Brillanz und optischer Qualität
Amazonien war bereits 2009 in Leipzig zu sehen, wo wir das Glück hatten, erstmals mit Yadegar Asisi zusammenzutreffen. Eigens für das Panometer Dresden wurde das Werk Amazonien nun mit modernster Bildbearbeitungstechnik überarbeitet und sowohl optisch als auch inhaltlich um zahlreiche Details erweitert.
So wurden neueste wissenschaftliche Erkenntnisse über die präkolumbische Besiedlung der Region in Form von archäologischen Artefakten als Reminiszenz an diese Zeit in das Panorama integriert.
Der nun hochauflösende Druck zeigt das Werk in bisher nicht gekannter Brillanz und optischer Qualität.
Auf einer Bildfläche von etwa 3.000 m2 mit einer Höhe von etwa 27 Metern zeigt das zylindrische Rundgemälde eine hyperrealistische, lebensgroß verdichtete Szenerie aus dem brasilianischen Urwald im Maßstab 1:1.
Das Panorama-Kunstwerk lässt die Besucher in seiner fotorealistischen Szenerie voll und ganz in Flora und Fauna des Amazonasbeckens mit seinen vielschichtigen Eigenheiten eintauchen.
Einzigartig bei der Herangehensweise an die Bildkomposition ist die Schaffung eines Ortes, der völlig natürlich und realistisch erscheint, aber wie bei allen anderen Panoramen vom Künstler kreiert wurde, ein idealisierter Raum, der in der Natur so in Gänze und zur selben Zeit nicht zu erleben wäre.
Extrem hohen Detailtiefe
Wie auf einer Lichtung öffnet sich in Amazonien der Blick von der Besucherplattform weit in die Landschaft am Amazonas: auf Baumkronen gigantischer Urwaldbäume, auf faszinierende Pflanzen in Grünschattierungen und zahlreiche Tiere der Region. Dank der Extrem hohen Detailtiefe ist es möglich, die Raupen auf dem Blatt, Faultiere in den Bäumen oder Papageien in den Baumkronen zu entdecken.
Wer die Faszination für die Natur und die Komplexität der natürlichen Umwelt des tropischen Regenwalds genießen kann, sollte den Besuch im Panometer Dresden unbedingt einplanen, zumal die Besucherplattform von 15 Metern Höhe und seinen drei Ebenen in der Mitte des Panometers verschiedene Sichtperspektiven auf das Panorama erlaubt, die Lichtinszenierung mit Tag- und Nachsequenzen und begleitender Geräuschkulisse fantastisch abgestimmt den Besuch zu einem Erlebnis werden lässt.
Viermal war Yadegar Asisi in die Amazonasregion gereist um ein Gefühl für den Regenwald zu entwickeln und seinen Raumentwurf zu kreieren. Dabei fertigte er zehntausende Fotografien und unzählige Skizzen, Aquarelle und Zeichnungen an, die er für das 360°-Panorama verwendete.
Ein faszinierendes Panorama, dessen Besuch jede Anreise wert ist.
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