Pfefferminzstadt und Schutzpatron „St. Wippertus“ in Kölleda
- Geschrieben von Portal Editor
Kölleda war einst bekannt als die Pfefferminzstadt, auch wenn heute die Anbaufläche der aromatischen Minze nicht mehr sehr groß ist. Wir hatten uns entschieden, das herrliche Novemberwetter zu nutzen, endlich einmal den Rad- und Wanderweg nach Kölleda zu probieren.
Von Billroda kommend, war ein erstes Teilstück leider zunächst entlang der Landstraße zu absolvieren. Ein wenig bessere Planung und Vorbereitung unsererseits hätte genügt, um zwei Alternativen sofort als bessere Lösung zu erkennen:
Durch den Wald in Richtung Waldschwimmbad bei Rastenberg, dann an den Rad- und Wanderweg nach Kölleda
oder alternativ:
Entlang des Kaiserweg nach Lossa und dort in den Rad- und Wanderweg nach Kölleda einfahrend.
Wie auch immer, ging es also zumindest ein Stück weit entlang der Landstraße nach Rothenberga bis zur ehemaligen Eisenbahnbrücke, worüber heute schon der Radweg nach Lossa verläuft.
Hier links abbiegen und man gelangten wir auf den Radweg.
Wenig später passieren wir die Talsperre Bachra, überqueren hier ein letztes mal die Landstraße und sind dann bis Kölleda auf dem Rad – und Wanderweg, der an diesem Tag auch stark frequentiert, sprich begangen oder befahren wurde.
Nach etwa 22 Kilometern hatten wir Kölleda erreicht.
Ehemaliges Stadttor Backleber Tor
Durch das altehrwürdige „Backleber Tor“ fahren wir zunächst bis zum Kreisverkehr nicht ohne Stopp am Backleber Tor, wo heute der Förderkreis für Heimatgeschichte Kölleda e.V. ein Domizil für seinen Ausstellungszyklus „Gegen das Vergessen“ gefunden hat. In der aktuellen Exposition lässt der Förderkreis auf über 400 Fotos die Geschichte des einstigen Fliegerhorstes und Luftzeugamtes Kölleda wieder lebendig werden. Dabei haben die Initiatoren den Versuch unternommen, eine chronologische Abfolge einzuhalten. Die Dokumentation beginnt mit dem Beschluss zur Errichtung des Luftzeugamtes und führt weiter über die Bauphase, den Einzug der Truppen am 01. Dezember 1936, bis hin zu den schweren Luftangriffen im Jahr 1944 und der Demontage in den Jahren 1946/47.
Neben diversen originalen Flugzeugteilen, Werkzeug- und Ersatzteilkisten, sowie Fundstücken vom Flugplatzgelände, erwartet den interessierten Besucher u.a. auch ein detailliertes Modell der Flugplatzanlagen, wie sie 1944 existierten.
Nur einmal um die Ecke und wir gelangen zur St. Wippertikirche, auch Wippertuskirche genannt, die vor 1404, etwa in der Zeit als Kölleda die Stadtrechte verliehen bekommen hat, als Stadtkirche erbaut wurde. Sie ist ein ursprünglich gotisches Bauwerk. Die Inschrift über der Kirchentür, die dem Marktplatz zugewandt ist, benennt die Einweihung im Jahre 1496. Die Jahreszahl 1542 über der alten Sakristei Tür hält den Wiederaufbau der Kirche, nachdem sie 1538 abgebrannt war, und die Einführung der Reformation fest.
Der Brunnen unmittelbar in der Nähe stammt aus dem Jahr 1584. Er trägt das einzige Wigbert-Denkmal Deutschlands. Das Wasser kommt aus einer Quelle in der Backleber Flur. Die gelegte Leitung ist die älteste Wasserleitung Kölledas. Früher wurde das Wasser zum Bierbrauen benötigt. Heute ist der Brunnen ein Wahrzeichen der Stadt.
Aber zurück zur Pfefferminze
Die Pfefferminze wird zwar kaum noch angebaut, dafür erlebt sie aber als Werbeträger für Kölleda eine Wiedergeburt. Im März des Jahres 1999 präsentierte die Stadt ihren Riesen-Teebeutel, gefüllt mit 15 Kilogramm Pfefferminze, am Rathaus und schaffte damit den Eintrag in das Guinness-Buch der Rekorde. Auf dem Pfefferminzbeet im Museumsgarten des Heimatmuseums, das am 14. August 1999 anlässlich des 125-jährigen Bestehens der Pfefferminzbahn angelegt wurde, sind folgende Pflanzen zu sehen: Kölledaer Pfefferminze, Thüringer Pfefferminze, Russische Pfefferminze, Apfel-Minze und Kriechende Poleiminze als Unterpflanzung.
Wir sind schon etwas spät dran, denn es soll ja noch zurück nach Billroda gehen, obgleich auch die Hohe Schrecke noch zu befahren, einen großen Reiz ausübte.
Überhaupt sind die zahlreichen Wander- und Radwege immer einen Besuch wert, wie auch schon der deutsche Schriftsteller Ludwig Bechstein in seinem Buch „Wanderungen durch Thüringen“ so treffend formulierte:
„An dem alten Herrensitz ehemaliger Landesgebieter, denen die ganze güldne Aue unterworfen war, dem Schlosse Beichlingen vorbei, ging nun nach Cölleda die Fahrt.
Dieses Städtchen, scherzweise Kuhkölln genannt, litt sehr oft durch Brand, und gewährt durch neuen Aufbau einen freundlichen Anblick.
Den Scherznamen hat es von der mit bestem Erfolge betriebenen Viehzucht, zu welcher, neben Ackerbebauung, Landesart und Lage sich trefflich eignen. Gärten und Obstbaumanlagen und weithin gedehnte Triften mit weidenden Heerden gaben ein befriedigendes Bild ländlichen Friedens und gesegneten bürger- und bäuerlichen Wohlstandes, konnten aber zu langem Aufenthalte nicht einladen.“
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