Goethe nahm Einfluss auf die Parkgestaltung an der Ilm

Goethe nahm Einfluss auf die Parkgestaltung an der Ilm

Immer wieder führen unsere Besuche in der Stadt Weimar auch in den großen Park, der sich entlang der Ilm fast quer durch die Stadt zieht.

So haben wir vor geraumer Zeit das Gartenhaus von Johann Wolfgang von Goethe besucht, auch das Römische Haus haben wir aufgesucht und immer wieder stößt man auf den Namen Goethe, der hier in der Stadt zahlreiche Objekte zumindest mitgeprägt hat. Zeit, sich auch mit den Hintergründen der Parklandschaft selbst zu beschäftigen.

Felsentreppe und Borkenhäuschen die ältesten Elemente

park an der ilm 02Die Umgestaltung des Parks vom Lustgarten weg begann 1776 unter maßgeblicher Einflussnahme durch Johann Wolfgang Goethe im Stil eines sentimentalen englischen Landschaftsgartens. Der ehemalige Lustgarten, der zuvor noch an die Formensprache des Barocks angelehnt war, erfuhr damit eine radikale Umgestaltung. Die ältesten erhalten gebliebenen Teile des Parks ist die so genannte Felsentreppe als Nadelöhr nahe der Floßbrücke, welches Goethe in Erinnerung an den Freitod der Christiane Henriette Sophie von Laßberg, von Goethe oftmals Christel von Laßberg genannt, anlegen ließ. Es soll sich um den livländischen Baron von Wrangel gehandelt haben, in den sie sich unglücklich verliebte. Außer der Felsentreppe ist das Borkenhäuschen, welches ein Rückzugsort für Karl August war, der älteste erhaltene Bestandteil des Ilmparks. Das Borkenhäuschen ist der einzig übriggebliebene Teil des sogenannten Luisenklosters, wo zuvor der alte Pulverturm stand, welcher in das Luisenkloster einbezogen wurde. Es diente gewissermaßen als Theaterkulisse.

Goethe erwirbt Gartenhaus – vormals Winzerhaus

park an der ilm 03In dessen Nähe wurde auch die künstliche Ruine 1784 errichtet, in welche die alte Schießmauer einbezogen bzw. umgestaltet wurde.

Namensgeberin war die Herzogin Luise, zu deren Namenstag, dem 9. Juli 1778 dieses angelegt wurde.

Im Frühjahr 1776 erwarb Goethe auch das heute nach ihm benannte Gartenhaus am Osthang des Parks, das möglicherweise vormals ein Winzerhaus war, zumal dort Weinbau bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts getrieben wurde.

Das war zur Zeit Goethes aber nicht mehr der Fall. Danach wurde der Hang gewissermaßen eine Obstwiese, wo auch Gemüse angebaut wurde. Eine Darstellung von Georg Melchior Kraus, von dem es einige Darstellungen von Teilen des Ilmparks gibt, von 1777 zeigt das.

Georg Melchior Kraus und Johann Wolfgang von Goethe

park an der ilm 05Von 1759 bis 1762 bildete der Hofmaler Johann Heinrich Tischbein der Ältere am Kasseler Hof des Landgrafen Friedrich II. den jungen Georg Melchior Kraus in seinem Atelier zum Maler aus.

Im November 1762 reiste Kraus zur Weiterbildung zu einem der wichtigsten Kupferstecher der damaligen Zeit, Johann Georg Wille in Paris, wo er auch den Genremaler Jean-Baptiste Greuze kennenlernte. In Paris führte er den Titel „peintre de genre familier de S. A. S. le prince Evêque de Wirsbourg“.

Am Ende des Jahres 1766 kehrte Kraus nach Frankfurt zurück und war zunächst als privater Zeichenlehrer und Genremaler tätig. In Frankfurt erteilte er neben Sophie von La Roche, Friedrich Heinrich Jacobi und anderen auch Johann Wolfgang von Goethe Zeichenunterricht.

„Fürstliche freie Zeichenschule“ in Weimar

georg melchior kraus 01Dort fand Kraus 1773 den Kontakt zu Persönlichkeiten wie Christoph Martin Wieland und Friedrich Justin Bertuch, die ihn am Weimarer Hof einführten. Nach mehreren kurzen Besuchen zog Kraus im Herbst 1775 dauerhaft nach Weimar.

Er verbrachte dort, abgesehen von kleineren Reisen, die gesamte zweite Lebenshälfte.

Er freundete sich mit Bertuch an, der damals Geheimsekretär und Schatullenverwalter des jungen Herzogs Carl August von Sachsen-Weimar war.

Zusammen reichten Kraus und Bertuch 1774 in Weimar eine Denkschrift „Entwurf einer mit wenigen Mitteln hier zu errichtenden freien Zeichenschule“ ein.

georg melchior kraus 021775 unterrichtete er bei einem Besuch in seiner Heimatstadt Frankfurt Goethe über die Weimarer Verhältnisse, noch bevor dieser eine Einladung von Herzog Carl August erhielt, der als eine seiner ersten Amtshandlungen 1776 die „Fürstliche freie Zeichenschule“ in Weimar gründete und finanzierte.

Georg Melchior Kraus wurde zum ersten Direktor berufen und behielt diese Stellung bis zu seinem Tode.

Neben ihm unterrichteten u. a. der Bildhauer Martin Gottlieb Klauer sowie die Maler Konrad Horny und Johann Ernst Heinsius.

1784 begleitete Kraus Johann Wolfgang von Goethe auf dessen dritter Harzreise (8. August bis 14. September 1784), um geologische Studien in Zeichnungen festzuhalten, so auch eine Zeichnung der so genannten Einhornhöhle und eine des Hübichensteins.

Stein des guten Glücks im Park an der Ilm

park an der ilm 04Im Garten befindet sich der so genannte und weitläufig bekannte Stein des guten Glücks. Bei der Parkgestaltung wurde auf die Erfahrungen bei der Anlage des Wörlitzer Parks zurückgegriffen, was auf die engen Beziehungen zwischen dem Weimarer Großherzog Karl August und Fürst Franz von Anhalt-Dessau zurückzuführen ist.

Zur Erinnerung und als Symbol seiner Freundschaft mit dem Fürsten von Dessau ließ Karl August 1782 am Westufer der Ilm aus einer fünf Meter hohen Travertinplatte den Dessauer Stein im Park errichten, welcher auf einer 1787 eingelassenen Tafel aus Sandstein die Inschrift „Francisco Dessaviae Principi“ trägt.

Dieser große Stein wurde bereits November 1782 an einer Wegbiegung in der Kalten Küche aufgerichtet. Dieses wiederum ist Adam Friedrich Oesers letzte Arbeit für Weimar im Zusammenwirken mit Goethe.

park an der ilm 06Überhaupt lässt sich die Weimarer Parklandschaft kaum denken, ohne dass nicht ganz problemfreie Zusammenwirken zwischen Goethe und Oeser. Oeser fertigte allerdings auch danach für Tiefurt für die Herzogin Anna Amalia noch mehrere Entwürfe.

Nicht nur die Parkarchitektur wurde durch Folgen des Zweiten Weltkrieges zerstört oder beschädigt, sondern auch die Bepflanzungen wurden schwer in Mitleidenschaft gezogen. Unter der Leitung von Hermann Schüttauf erfolgte in den 1950er Jahren die Rekonstruktion bzw. Wiederanpflanzung.

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