Mit dem E-Bike zur Einhornhöhle bei Scharzfeld
- Geschrieben von Portal Editor
Heute soll es soweit sein, denn unser Ziel ist die Einhornhöhle bei Scharzfeld, die wir zwar schon erwandert hatten, allerdings dann auf verschlossene Türen gestoßen waren.
Ausgangspunkt ist auch nicht, wie bei der Wanderung Steinkirche bei Scharzfeld sondern der Campingplatz Prahljust bei Clausthal-Zellerfeld, eine Tour von etwa 31 Kilometern, zunächst größtenteils bergab. Somit galt es Batterie-Energie zu sparen, denn es musste ja auch noch wieder zurück gehen, dann allerdings bergauf.
Fahrt zur Einhornhöhle – bergab vom Camping Prahljust
Durch den noch bestehenden „Restwald“ ging es zunächst am Ziegenberger Teich vorbei, am Lerbach entlang zur Friedrich-Ebert-Straße, die fast parallel zur Landstraße 214 verläuft und deshalb kaum Verkehr zeigt. Wir stoßen auf die 214, nutzen sie zur Überquerung um dann in die so genannte Hauptstraße von Osterrode einzubiegen. Schon unterwegs wird klar, dass wir für den Rückweg eine andere Route wählen werden, auch wenn diese anstrengender werden wird. Wir verlassen Osterrode auf der Herzberger Landstraße, die fast parallel zur stark befahrenen 243 verläuft und erreichen Herzberg am Harz nach etwa 95 Minuten Fahrzeit. Nun geht es wieder bergauf bis zur Einhornhöhle, wobei wir aus der Ferne nochmals auf die Dolomit-Felsen der Steinkirche sehen können.
Die ebenfalls sagenumwobene Höhle „Einhornhöhle“ hat eine Länge von fast 700 Metern, von denen etwa 300 Meter bei den etwa zweistündig stattfindenden Führungen gezeigt werden. Laut neueren Untersuchungen und Angaben unseres Höhlenführers durch Georadarmessungen und Bohrungen ist die Höhle weitaus länger als die bisher bekannten und zu besichtigenden Teile. In der Höhle reihen sich mehrere Hallen und Dome aneinander, die durch niedrigere Gänge miteinander verbunden sind, was zu spannenden Erläuterungen des Höhlenführers bei den Haltepunkten führt. Der Hohlraum der Höhle ist bis zu 50 Meter hoch, allerdings größtenteils mit Sedimenten einer Mächtigkeit zwischen 15 und 30 Meter verfüllt, wie uns plausibel erläutert wird. Die Sedimente gelangten überwiegend während der Eiszeiten auf natürliche Weise in die Höhle.
Den Eingang bilden zwei Deckeneinstürze im Südwesten im Bereich der Blauen Grotte, durch die die Höhle über die letzten Jahrhunderte auch betreten wurde. 1895 entstand im Nordwesten der Höhle ein 12 Meter langer Tunnel als neuer Zugang, der in den Weißen Saal des Löns-Stollen mündet und seither der verschließbare Haupteingang zur Höhle ist.
Uns werden die Sedimentschichten im Inneren der Höhle als ein geologisches und paläontologisches Forschungs-Archiv erläutert, die Knochenreste von Tieren, die seit dem Eiszeitalter im Inneren verendeten sowie durch Raubtiere oder Menschen hineingeschleppt wurden, in großer Zahl enthalten und bislang nur teilweise ausgegraben wurden. Bisher konnten anhand der zahlreichen Knochenfunde über 70 Tierarten wissenschaftlich bestimmt werden, darunter 60 Säugetierarten wie Höhlenbär, Höhlenlöwe und Wolf. In der Höhle herrschen wegen ihrer ganzjährig niedrigen Durchschnittstemperatur günstige Erhaltungsbedingungen für das Knochenmaterial. Auch wegen der chemischen Bodenzusammensetzung aus kalkreichem Material erfolgt keine Demineralisierung der Knochen.
Höhlentourismus und Wandinschriften in den Hallen
Schon in der Neuzeit setzte Höhlentourismus ein, an dem sich auch Herzöge und Könige beteiligten. Viele dieser „bedeutenden“ Höhlentouristen, darunter auch Prominente, hinterließen an den Höhlenwänden ihre Namensinschriften, die noch heute vorhanden sind und auf die mit einem gewissen Stolz hingewiesen wird. 1895 wurde ein etwa 12 Meter langer Stollen aufgefahren, der von außen den Zugang in den Weißen Saal ermöglichte. Vermutlich wurde der heute Löns-Stollen genannte Zugang von einem Brauereibesitzer angelegt, der die Höhle von der Gemeinde gepachtet hatte und sie von 1895 bis 1903 als Bierkeller nutzte. Danach pachtete ein Scharzfelder Hotelier die Höhle und veranstaltete für seine Gäste Höhlenführungen. 1908 pachtete der Harzklub-Zweigverein Scharzfeld die Höhle und präsentierte sie der Öffentlichkeit durch eigene Höhlenführer. Der Verein erbaute 1948 vor dem Höhleneingang eine kleine Baude als Aufenthalts- und Verkaufsraum sowie als Waldgaststätte. Im Jahr 2001 stellte der Harzklub seinen Führungsbetrieb in der Höhle ein.
Haus Einhorn, Stempelstelle und die Sagenwelt
2004 entstand das „Haus Einhorn“ am heutigen Besuchereingang. Es ist eine gastronomisch bewirtschaftete Baude, in der sich auch ein Höhlenmuseum und eines der drei Informationszentren des Geoparks Harz – Braunschweiger Land – Ostfalen befindet. An der Baude befindet sich auch die von uns schon genutzte Stempelstelle Nr. 101 der Harzer Wandernadel.
Auch zur Sage äußerst sich unser Höhlenführer und weist auf diverse Darstellungen hin: Einer Sage nach hängt die Entdeckung der Höhle mit der nahegelegenen Steinkirche Scharzfeld zusammen. In der höhlenartigen Steinkirche habe in heidnischer Zeit eine weise alte Frau gelebt, die Ratsuchenden geholfen habe. Eines Tages habe sie einen Mönch in schwarzer Kutte in Begleitung von fränkischen Kriegern vertrieben. Ein Einhorn soll sie vor ihren Verfolgern geschützt haben. Die Frau schloss sich der Hexengemeinde auf dem Hexentanzplatz des Brockens an. Danach sei der schwarze Mönch in einem Erdloch verschwunden, was zur Entdeckung der Einhornhöhle geführt habe.
Rückweg über Forst- und Waldwege bis zum Knollenturm
Wie bereits erwähnt, wollen wir den Rückweg über Wald- und Forstwege versuchen, trotz des Wissens, dass es überwiegend bergauf geht und wir diese Route noch nicht erkundet haben. So führt uns die Navigation zunächst zur Göttinger Hütte und dann zur Scharzfelder Hütte, überwiegend parallel zum Verlauf der Bremke. Wenig später erreichen wir den Großen Knollen, der am Harzer Baudensteig liegt und ist als Nr. 150 in das System der Stempelstellen der Harzer Wandernadel einbezogen ist. Wir entschließen uns für eine kleine Rast, auch um Näheres zum Aussichtsturm „Knollenturm“ zu erfahren.
Vom 1904 errichteten 20 m hohen Aussichtsturm Knollenturm, der nebst Wirtshaus Knollenbaude auf dem Gipfel des Großen Knollen steht, blickt man nicht nur über die Bergwelt des Harzes, sondern nach Süden auch zum Rotenberg und Eichsfeld. In dieser Richtung kann man bei guter Fernsicht sogar den Großen Inselsberg im Thüringer Wald sehen.
Von seinem Gipfel aus gibt es zahlreiche Wanderwege, so der Baudenwirt, unter anderem nach Bad Lauterberg, Herzberg, Scharzfeld, Sieber und Sankt Andreasberg. Der etwa 12 km lange Weg nach Sankt Andreasberg verläuft auf einem über 600 m hohen Berggrat mit vielen schönen Aussichten.
Wir setzen unseren Weg fort und erreichen kurz darauf den Ort Sieber und folgen dann dem Forstweg in Richtung Hanskühnenburg, einem doch manchmal recht steilem Aufstieg, der unsere E-Bikes entsprechend beansprucht. War zunächst daran gedacht auch noch zur Hanskühnenburg zu fahren, entscheiden wir uns am Abzweig doch für den Rückweg zur Magdeburger Hütte direkt an der B 242, die uns dann zurück zum Campingplatz bringt. Eine gute Entscheidung, denn wenig später ist der Akku leer, zu stark die Nutzung wohl vor allem am Teilstück Sieber – Hanskühnenburg.
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