Bauhaus und Gropius - Das Modellhaus von 1923
- Geschrieben von Portal Editor
Nach unserem Besuch des „Römischen Hauses“ im Park an der Ilm stand natürlich auch das für die damalige Zeit hypermoderne Einfamilienhaus des Georg Muche aus der Bauhausarchitektur ganz oben auf der Liste unseres Interesses.
Das Musterhaus von Georg Muche ist das einzige Gebäude aus der in Weimar realisierten Bauhausarchitektur. Es wurde zur ersten großen Bauhausausstellung im Jahr 1923 errichtet.
Kunst- und Architekturschule Bauhaus & Walter Gropius
Die bedeutendste Kunst- und Architekturschule des 20. Jahrhunderts, das Bauhaus, das mit der Berufung von Walter Gropius zum Direktor am 1. April 1919 ins Leben gerufen wurde, schuf mit diesem Gebäude ihr einziges architektonisches Zeugnis in der Goethe-Stadt. Als Vorläufer moderner Wohnideen materialisierten sich hier erstmals die revolutionären Überlegungen des Bauhauses. Ob Weberei, Beleuchtung oder Mobiliar – im Haus „Am Horn“ brachte sich die einflussreiche Gestaltungsschule umfassend ein und demonstrierte im selben Atemzug ihre Vorreiterstellung. Als Prototyp modernen Wohnens galt es, die Räume klein und zweckmäßig zu gestalten. Im Mittelpunkt stand das zentrale Wohnzimmer, woran sich alle weiteren Räume wabenmäßig anschlossen.
UNESCO-Welterbe "Bauhaus und seine Stätten in Weimar, Dessau und Bernau
In Weimar wurde das Haus „Am Horn“ vor nunmehr über 100 Jahren nur belächelt. Viele Menschen reagierten mit Unverständnis auf die völlig ungewohnte Art zu bauen. Die Bauhaus-Künstler hatten an diesem Hang, in unmittelbarer Nähe zu Goethes Gartenhaus eine ganze Siedlung vergleichbarer Objekte geplant. Aus finanziellen Nöten wurde nur dieses eine Gebäude realisiert. Bereits zwei Jahre später zog das Bauhaus nach Dessau um.
Das Haus Am Horn gehört heute zum UNESCO-Welterbe "Bauhaus und seine Stätten in Weimar, Dessau und Bernau". Es wurde im Jahr 2021 mit dem Europäischen Kulturerbepreis / Europa Nostra Award ausgezeichnet. Das Musterhaus wurde in der Kategorie Erhaltung ausgezeichnet, da es die Wohnhausentwicklung im 20. Jahrhundert repräsentiert.
Die Gestaltung der Freifläche mit dem wiederhergestellten Gemüsegarten gibt Aufschluss über die neue, experimentelle Lebensweise, die vom frühen Bauhaus vorgeschlagen wurde.
Obwohl die Gleichberechtigung von Frauen am Bauhaus gefördert wurde, hatten Studentinnen nur begrenzten Zugang zu verschiedenen Disziplinen. Sie wurden meistens in der Textilwerkstatt untergebracht, die deshalb auch Frauenabteilung genannt wurde. Am ersten Bauhaus konnten nur wenige Frauen diese Diskriminierung überwinden und beispielsweise in der Metallwerkstatt arbeiten.
Das Haus am Horn, das erste Musterhaus des Bauhauses, wurde 2018 vom Künstler Daniel Theiler für das Kunstfest Weimar aus Textilien nachgebaut, dem häufigsten Material, das von Frauen am frühen Bauhaus verwendet wurde. Das Patchwork aus gemusterten Stoffbahnen war ein fröhliches Statement der Gleichberechtigung.
Fünf Jahre nach der ersten Aufstellung, wurde die Arbeit 2023 auf Einladung der Klassik Stiftung Weimar im Themenjahr Wohnen und zum 100-jährigen Geburtstag des Hauses am Horn im Park an der Ilm aufgestellt. Der Künstler entschied sich bewusst dafür, das Kunstwerk nicht mit neuen Stoffen auszustatten, sondern die Zeichen der Zeit zu akzeptieren.
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