Wanderung zur Höhlenkirche - Dolomit Felsen bei Scharzfeld
- Geschrieben von Portal Editor
Schon häufig hatten wir den doch ins Auge fallenden Dolomit Felsen bei Scharzfeld auf dem Weg durch den Harz passiert, jetzt endlich war ausreichend Zeit für eine kleine Wanderung hinauf auf den Felsen und weiter bis zur sagenumwobenen „Einhornhöhle“.
Wie immer waren die Wanderschuhe dabei, der Rucksack mit Regenzeug und etwas Proviant sowieso und somit stand dem Aufstieg nichts mehr im Wege.
Archäologische Funde deuten auf uralte Nutzung hin
Die Höhle sowie auch der Dolomit Felsen liegen im Naturschutzgebiet zwischen Herzberg am Harz und Bad Lauterberg, etwas nördlich von Scharzfeld am Südhang des Steinberges innerhalb des Naturparks Harz, womit die Südspitze dieses Bergrückens aus Dolomit Gestein auch unter Schutz steht. Diese Felsen werden von einem steilen Hang mit vielen anstehenden Klippen geprägt, weshalb sie auch uns aufgefallen waren.
Oben auf dem Felsen angekommen sollten wir unerwartet von einem Monument überrascht werden, denn es gab eine ehemalige „Steinkirche“ in der Höhle in den Felsen, die touristisch mit einer Zuwegung von der gegenüberliegenden Seite erschlossen ist. Die Höhle befindet sich auf dem Südsüdwesthang des Steinbergs auf etwa 341 m über NN, zwischen dem Tal der Bremke im Osten und dem Mönchetal. Die rundbogige Höhle selbst ist etwa 28 m lang, 6 bis 8 m hoch und ebenso breit. In der Altsteinzeit soll die Höhle auch Rentierjägern als Lagerplatz gedient haben.
Eine länger andauernde, archäologische Ausgrabung des Höhlengrundes und des äußeren Vorplatzes erfolgte in den Jahren 1925 bis 1928. Dabei wurde altsteinzeitliches Fundmaterial aus der Zeit zwischen 15.000 und 8.000 v. Chr. geborgen. Während der Ausgrabung war dies das älteste archäologische Material, das bis dahin in Niedersachsen entdeckt worden war. Bei den Funden handelte es sich um Feuersteinmesser, eine Knochennadel und verschiedene Tierknochen. Aufgrund vergleichbarer Funde in Frankreich ließen sich die Fundstücke recht eindeutig auf die Anwesenheit von Rentierjägern in einer späteiszeitlichen Umgebung zurechnen. Auch danach nutzten Jägergruppen den Ort für kurze Aufenthalte, so mittelsteinzeitliche Waldjäger um 5.000 v. Chr. und Menschen während der vorrömischen Eisenzeit um 500 v. Chr.
Nutzung der Höhle als Kirche mit Friedhof
Ab dem 9. Jahrhundert diente die Höhle als Kirchenraum mit einem Friedhof als Vorplatz, der aber wohl ab dem 16. Jahrhundert in Vergessenheit geriet. Davon zeugt eine in den Felsen geschlagene Kanzel direkt am Eingang. Außerdem wurde aus dem Stein eine Nische zur Aufnahme eines Altars herausgehauen. Der Höhleneingang war damals mit einem Vorbau verschlossen. Darauf deuten vorgefundene Fundament- und Dachziegelreste hin. Auf dem Vorplatz vor der Höhle fanden in mittelalterlicher Zeit bis ins 16. Jahrhundert etwa 100 Bestattungen im Erdboden statt. Der Zeitraum ließ sich anhand von Münzfunden bestimmen. Die Toten wurden überwiegend in Holzsärgen bestattet. Im Unterschied dazu war nur eine Grabstelle ein reines Steingrab, das in den steinernen Untergrund geschlagen worden war. Es lag unmittelbar vor der Kanzel der Steinkirche und enthielt das Skelett einer Frau.
Fast schon selbstverständlich ranken sich eine Reihe von Sagen und Legenden um die Steinkirche bzw. die Höhle. So soll gar der Missionar Bonifatius im 8. Jahrhundert die Höhle mit einem hölzernen Hammer aus dem Felsen geschlagen haben. In dem nahe gelegenen Harzfluss Oder habe er dann Heiden getauft.
Eine weitere Legende bringt als Fabeltier ein Einhorn ins Spiel, nach dem die bei Scharzfeld gelegene Einhornhöhle benannt ist. In der höhlenartigen Steinkirche habe in heidnischer Zeit eine alte und weise Frau gelebt, die wahrscheinlich als Wahrsagerin Ratsuchenden geholfen habe. Eines Tages habe sie einen Mönch in schwarzer Kutte in Begleitung fränkischer Krieger vertrieben. Ein Einhorn soll sie vor ihren Verfolgern geschützt haben. Die Frau schloss sich der Hexengemeinde an. Danach sei der schwarze Mönch in einem Erdloch verschwunden, was zur Entdeckung der Einhornhöhle geführt habe. Womit wir bei unserem nächsten Wanderziel angekommen sind.
Von der Höhlenkirche zur Einhornhöhle
Durch das Naturschutzgebiet verlaufen zahlreiche Wanderrouten, so auch der Karstwanderweg Südharz.
Wir folgen allerdings direkt der Beschilderung zur Einhornhöhle auf dem Bergrücken. Im südlichen Bereich ist auf dem Bergrücken und an den Hängen artenreicher Kalkmagerrasen sowie Felsspaltenvegetation in den Klippenbereichen zu finden.
Die Magerrasenbereiche, die aus extensiver Nutzung hervorgegangen sind, werden zur Pflege und zur Vermeidung von Verbuschung extensiv mit Ziegen beweidet.
Im nördlichen Bereich des Naturschutzgebietes stockt Mischwald, welcher mit dem Ziel der Umwandlung zu einem Edellaubholz-Buchenwald forstwirtschaftlich genutzt wird.
Leider hört irgendwann die Beschilderung auf, so dass wir auf die Satellitennavigation umsteigen müssen, wobei wir auf so stark ausgefahrene Waldwege stoßen, die kaum zu Fuß zu bewältigen sind. Erst auf dem Rückweg erkennen wir, dass uns eine Gabelung auf den falschen Weg gebracht hatte, der dann durch Buschwerk und umgestürzte Bäume führte. So waren wir froh, nach etwa 2 Stunden an der Einhornhöhle angekommen zu sein. Leider war die Zeit dann soweit fortgeschritten, dass eine weitere Führung durch die Höhle nicht mehr möglich war. Da sowohl das Wanderlokal als auch die Einhornhöhle recht interessant erschienen, hatten wir bereits vor Ort beschlossen, den Besuch zu wiederholen. Dann soll es mit dem Fahrrad von Clausthal-Zellerfeld zur Einhornhöhle gehen. Wir werden berichten!
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