Ägyptische Objekte im Musée d’Arts Africains & Océaniens
- Geschrieben von Portal Editor
Wir hatten in unserem Artikel über das ehemalige Armenhaus Centre de la Vieille Charité im Zentrum von Marseille umfänglich berichtet, dass heute auch die ägyptische Sammlung des Musée d’Archéologie Méditerranéenne enthält.
Auch dieses Museum ist, wie so viele in Frankreich, kostenlos zu besichtigen. Eine Option, die auch in Deutschland lange gefordert und umgesetzt werden sollte, allein um der Bildung seiner Bürger zu dienen.
Kleinkunstwerke der 26. Dynastie Ägyptens
Die ägyptische Sammlung umfasst vor allem Kleinkunstwerke wie Amulette, Schmuck und Bronzen und gilt als die wichtigste ägyptische Sammlung in Frankreich nach dem Louvre. Die Räume, in denen die Sammlung untergebracht ist, sind ägyptischen Tempeln nachempfunden. Zu sehen sind mumifizierte Krokodile sowie ein 5,64 Meter langer Papyrus mit einem Totenorakel aus der 26. Dynastie. Die 26. Dynastie wird in der Geschichtsforschung häufig als Zeit der ägyptischen Restauration bezeichnet. Der Grund dafür ist, dass zur Regierungszeit dieser Dynastie das Land zum letzten Mal in der Antike ein starkes und stabiles Staatswesen aufwies, das in der Lage war, Ägypten gegen seine äußeren Feinde zu verteidigen.
Mit assyrischer Unterstützung konnte sich im Nildelta eine neue Dynastie ägyptischer Pharaonen etablieren. Diese wird nach dem Namen ihrer Hauptstadt Sais auch als Saïtendynastie bezeichnet. Ihr Gründer Psammetich I., der von 664 bis 610 v. Chr. als Pharao regierte, wurde von den Assyrern als ägyptischer König eingesetzt, da er den Auftrag hatte, für Frieden unter den einzelnen assyrischen Fürstentümern im Nildelta zu sorgen.
Vater der Sammlung war der Arzt Antoine Barthélémy Clot
Die Sammlung im Centre de la Vieille Charité geht in großen Teilen auf den Arzt Antoine Barthélémy Clot (1793–1868) zurück, der während der Restauration eine Zeit lang in Ägypten arbeitete.
In der Geschichte Frankreichs bezeichnet Restauration die Epoche der Wiederherstellung der Bourbonenmonarchie zwischen dem Ende des Ersten Französischen Kaiserreichs und der Julirevolution von 1830.
Antoine Barthélémy Clot war ein französischer Arzt, der auch unter seinem arabischen Beinamen Clot-Bey bekannt ist. Der Khedive von Ägypten, Muhammad Ali Pascha versuchte in Frankreich Ausbilder und Ärzte anzuwerben, die die Modernisierung des Landes unterstützen sollten.
Am 21. Januar 1825 brach auch Clot nach Ägypten auf. Obwohl sein Vertrag ursprünglich auf fünf Jahre befristet war, sollte er bis 1849 dort bleiben. Nachdem er Muhammad Ali von einer Gastroenteritis geheilt hatte, ernannte ihn dieser zu seinem Leibarzt und Freund.
Er führte die Variolation in Ägypten ein und betreute 1831 während einer verheerenden Cholera-Epidemie Patienten in Kairo. Seine Tätigkeit brachte ihm den Ehrentitel eines Bey ein.
Clot verfasste mehrere Arbeiten zu in Ägypten endemischen Erkrankungen wie der Cholera (1832), der Pest (1840) und verschiedenen Augenkrankheiten (1860). Er beschrieb die von ihm eingeleiteten seuchenhygienischen Maßnahmen (1851, 1864).
Ägytische Sammlungen an Museen verkauft
Seine Sammlung ägyptischer Altertümer hatte er noch zu Lebzeiten verkauft: 1852 die Ptah-Sokar-Osiris-Statuette des Hunefer mit dem Papyrus des Hunefer per Auktion an das British Museum in London und 1853 erwarb der Louvre insgesamt 2687 Stücke aus Clot-Beys Sammlung. Ein kleinerer Teil dieser Sammlung befindet sich im Musée d’Archéologie Méditerranéenne von Marseille.
Seine Sammlung präparierter Singvögel aus Ägypten befindet sich heute im Naturkundemuseums Naturalis in Leiden. 1850 benannte Charles-Lucien Bonaparte die Knackerlerche nach ihm als Ramphocoris clotbey. 1840 veröffentlichte er nach dem Vorbild der Description de l’Égypte eine zweibändige „Allgemeine Beschreibung Ägyptens“.
Am 25. Juni 1834 wurde er mit dem akademischen Beinamen Oribasius V. zum Mitglied (Matrikel-Nr. 1386) der Gelehrtenakademie Leopoldina gewählt.
Leopoldina – Gelehrtengesellschaft mit Sitz in Halle
Die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina e. V. – Nationale Akademie der Wissenschaften, kurz auch (Academia) Leopoldina, ist die älteste naturwissenschaftlich-medizinische Gelehrtengesellschaft im deutschsprachigen Raum und die älteste dauerhaft existierende naturforschende Akademie der Welt.
Die später nach Kaiser Leopold I. benannte Einrichtung wurde 1652 von Johann Laurentius Bausch als Academia Naturae Curiosorum (auch Academia Imperialis Leopoldina Naturae Curiosorum genannt) in Schweinfurt gegründet und hat heute den Rechtsstatus eines eingetragenen Vereins.
Finanziert wird die Einrichtung heute zu 80 Prozent durch den Bund und zu 20 Prozent durch das Land Sachsen-Anhalt. 189 Mitglieder der Leopoldina erhielten den Nobelpreis. Sie gehört damit zu den weltweit größten Vereinigungen von Nobelpreisträgern.
Nach ihrer Satzung hat die Leopoldina unter anderem folgende Aufgaben: „Ihre Aufgabe ist die Förderung der Wissenschaften durch nationale und internationale Zusammenarbeit, ihrer Tradition nach ‚zum Wohle des Menschen und der Natur‘. Zu diesem Zweck führt sie wissenschaftliche Veranstaltungen durch, setzt Kommissionen ein und veröffentlicht die erarbeiteten Ergebnisse. Sie verleiht Auszeichnungen und Preise und fördert junge Wissenschaftler.
Mit der Ernennung zur Nationalen Akademie der Wissenschaften übernimmt die Leopoldina offiziell die Vertretung der deutschen Wissenschaftler in den internationalen Gremien, in denen andere nationale Akademien der Wissenschaften vertreten sind, und sie bringt sich in die wissenschaftsbasierte Beratung von Öffentlichkeit und Politik ein.“
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