Die Stammes Organisation der Kelten in Kleinasien
- Geschrieben von Portal Editor
In unserem Artikel über die Herkunft der keltischen Einwanderer nach Kleinasien hatten wir auch schon grob über die hiesige Aufteilung der Stämme geschrieben. Grundsätzlich wird die Volksgruppe der nach Kleinasien eingewanderten Keltenauch mit Galater bezeichnet.
Diese Gruppe, die überwiegend in Zentralanatoliensiedelte, gliedert sich grob in drei Stämme: die Tolistobogier, die Tektosagen und die Trokmer. Jeder dieser drei Stämme war wiederum in vier Gruppen unterteilt, denen je ein Anführer oder Dorfältester vorstand. Die Galater bezeichneten ihre Dorfältesten als Tetrarchen.
Hauptstadt der Trokmer war der Ort Tavium
Aufgrund der drei Stämme gab es folglich zwölf Tetrarchen, denen wiederum ein Priester und ein Feldherr untergeordnet waren. Der Feldherr wiederum hatte Befehlsgewalt über zwei untergeordnete Männer oder Offiziere, um es modern auszudrücken. Alle genannten Personen bildeten den sogenannten Rat der Galater (300 Personen), der über Ausrichtung und Geschehen wichtiger Diskussionspunkte entschied. Die Gruppe des Rats versammelte sich zu jeweils gegebener Zeit auf dem gemeinsam bestimmten Versammlungsplatz, dem Drunemeton (auch mit heiligem Eichenhain bezeichnet), wo die Probleme besprochen und Lösungen entschieden wurden. Später gab es nur noch drei Tetrarchen, der jeweils einem Stamm vorstand. Natürlich führte auch dies in der Folge zu einem Gerangel unter den Tetrarchen, so dass allein die Vernunft siegte und man zukünftig nur noch einen Tetrarchen bestimmte, der sich in der Folge auch König nannte.
Der Stamm der Tolistobogier hatte sich entlang des Flusses Sangarios im Westen niedergelassen, die beiden bekanntesten Orte der angesiedelten Tolistobogier waren Gordion und Pessinus. Beide Orte waren Standorte wichtiger Heiligtümer der damaligen Zeit. Die Tektosagen nutzen die Region um Ankara als Siedlungsraum, das damals mit Ankyra bezeichnet wurde. Das Siedlungsgebiet der Trokmer lag weiter im Osten am Fluss Halys der heute mit Kizilirmak genannt wird. Hauptstadt der Trokmer war der Ort Tavium.
Opale und Rauchtopas, begehrte Tauschobjekte
Neben ein wenig Viehzucht und geringem Anbau von Feldfrüchten, was allein schon durch die klimatischen Verhältnisse aufgrund heißer, trockener Sommer und langer, kalter Winter in Zentralanatolien kaum zu verändern war, gab es nur geringe weitere Möglichkeiten zum Lebensunterhalt. Lediglich in den Flussniederungen war etwas Bienenzucht möglich und natürlich die Schafhaltung, die für Fleisch, Milch und Wolle sorgte. Sogar der Schafmist wurde als Brennstoff noch verwertet. Neben dem Sammeln von Oliven zur Herstellung von Öl gab es die Läuse der Kermeseiche, die gesammelt wurden und zur Herstellung von Farbstoffen genutzt wurden. Auch gab es findige Galater, die sich mit dem Sammeln von Edelsteinen etwas zum Lebensunterhalt ergänzen konnten. Hier waren es hauptsächlich Opale und Rauchtopas, die begehrte Tauschobjekte waren.
Allein diese wenigen Zeilen machen deutlich, dass es kaum Möglichkeiten zur Verbesserung des Lebensstandards für die Galater gab.
Was blieb ihnen also anderes übrig, als weiterhin ihrer Kriegskunst nachzugehen. Das Geschäft verstanden sie zumindest meisterhaft. In fast jedem Krieg im Süden Europas und Kleinasiens hatten sie als Söldner mitgekämpft. Also verdingten sie sich auch weiterhin als Söldner, gleich um welche Auseinandersetzung es ging. Gab es eine Zeit ohne Verdingung als Söldner, drohten die Galater Plünder- und Raubzüge an, um auf diese Art und Weise Tributgelder zu erpressen. Ein überwiegend lohnendes Geschäft. Es wurden sogar Zusatzsteuern eingeführt, deren Erlös den Galatern zukam, um sie von ihren Raubzügen abzubringen. Auch die Kontrolle über die Pilgerstadt Pessinus nutzen die Galater um Schutzgeld zu erpressen.
Pendant im Heilgott Telesphorus als der „Vollender“
Wann immer es um die Galater, ihre Herkunft und Abstammung ging, immer fallen große Ähnlichkeiten zu den Galliern auf. Dies gilt nicht nur für Fragen der Religion oder der Rechtsprechung, nein auch im täglichen Familienleben sind viele Parallelen zu entdecken. Auch bei den Galliern entscheidet das Familienoberhaupt über Leben und Tod von Frau und Kindern, eine Ideologie der man heute glücklicherweise nicht mehr folgen kann. Menschenopfer waren sowohl bei den Galliern als auch bei den Galatern noch üblich. Dies zeigt sich auch in der Existenz des Drunemeton, des Ritus zum „Eichenhain“, der sowohl als Versammlungsort als auch zur Ausführung ritueller Prozeduren genutzt wurde. Hier ist klar eine Anlehnung zum gallischen „nemeton“ im Karnutenwald erkennbar. Gleiches gilt auch für den gallischen Kapuzendämon „Genius cucullatus“, der sein Pendant im Heilgott Telesphorus als der „Vollender“ findet. In zwei Inschriften, die bei Ankara gefunden wurden, tauchen keltische Beinamen griechischer Götter auf, die auch bei den Galliern bekannt waren. Auch bei der Namensgebung der Tetrarchen gibt es verblüffende Parallelen, wie das gallische Deiotaros als „Stier des Himmels“ mit Brogitaros „Stier des Landes“ bei den Galatern. Beides deutet auf den Stierkult der Volksgruppen hin.
Im weiteren Verlauf der Geschichte übernahmen die Galater allerdings auch einige der hier vorherrschenden Kulte. Hier sind vor allem der pessinuntische Götterkult von Kybele und Attis zu nennen. Für teures Geld erkaufte sich der galatische Tetrarch Brogitaros die Priesterschaft von Pessinus. Die Galater verehrten vor allem auch Artemis, so wurde auch die gallatische Königin Kamma zur Priesterin des Artemis Kultes. Von der Hauptstadt Tavium der Trokmer weiß man heute, das es dort auch eine riesige Statue des Zeus gab. Wie oft in der Geschichte, so auch bei den Römern, gab es doch immer auch Zweifel am eigenen Glauben. Wenn die Griechen bestimmte Götter verehrt hatten, so war es für einen Römer sicherlich nicht verkehrt, einen Gott mit abgewandeltem Namen zu übernehmen. Keine allzu schlechte Entscheidung und eine gewisse Sicherheit, keinen Fehler gemacht zu haben. Gleiche Gedanken mussten auch die Galater bereits im Kopf gehabt haben.
Die Galater zogen völlig nackt in den Kampf
Aus antiken Aufzeichnungen der Schriftsteller ist von Menschen- und Tieropfern die Rede. So findet man Berichte, dass die Galater Kriegsgefangene geopfert haben, was auch durch Ausgrabungen namhafter Archäologen bestätigt wurde. Neben den Menschen wurde auch Pferde, Rinder und vor allem Hunde geopfert. Einem alten gallischen Brauch entsprechend, zogen auch die Galater völlig nackt in den Kampf. Dies wird ebenfalls in antiken Aufzeichnungen vor allem aus den Jahren um 189 vor Christus ausdrücklich beschrieben.
So berichtet auch Cicero über seinen Auftraggeber, den Galaterkönig Deiotaros, das dieser ohne vorherige „professionelle“ Beobachtung des Vogelfluges keinerlei Aktivitäten unternommen haben, ja sogar bereits begonnene Reisen wurden abgebrochen, sollten sich ungünstige Anzeichen aus dem Vogelflug ergeben.
Parallelen von Namen, Stämmen und Ortschaften
Mit dem Auftauchen und der Missionstätigkeit des Apostels Paulus waren die Galater allerdings auch die erste keltische Volksgruppe, die zum christlichen Glauben übergetreten war. Paulus von Tarsus hat dies ausführlich in den Galaterbriefen beschrieben.
Wissenschaftler sind sich heute sicher, das auch die galatische Sprache ursprünglich eine keltische Sprache war, zu eindeutig sind die Parallelen von Namen, Stämmen und Ortschaften. Selbst der Gelehrte Hieronymus sagte noch um 400: „Die Galater haben neben dem Griechischen, das alle Personen im Osten sprechen, noch ihre eigene Sprache, ziemlich ähnlich wie die der Treverer“. Das Galatische war dem zu Folge ein gallischer Dialekt, was durch galatische Eigennamen eindeutig als aus dem Gallischen stammend gedeutet werden kann: „Deiotaros“, der Göttliche Stier; „Brogitaros“, der Landesstier; „Sinorix“, der Alte König; „Eposognatos“, der Pferdevertraute; „Eporedorix“, der Rosswagenkönig. Gleiches gilt auch für einige Ortsnamen, die typisch keltisch sind: „Ecobriga, Drynemeton“, Heiliger Eichenhain und „Vindia“ als Weiße.
Sicherlich wird es in der weiteren Erforschung auch weitere Erkenntnisse zu den Volksgruppen und ihren Ursprüngen geben. Schon immer waren Menschen bereit, ihr angestammtes Gebiet für eine bessere Zukunft oder ein besseres Leben auch zu verlassen. Zu dieser Gruppe zählten auch die Kelten, bzw. die Galater.
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