Wanderung zum historischen Olivenhain von Kalkanli
- Geschrieben von Portal Editor
Der Olivenbaum benötigt sehr viel Zeit zum Wachsen, kann dann jedoch mehrere hundert Jahre alt werden. Ein solches, weiteres Wunder der Natur, sollten wir auch auf Nordzypern während einer Wanderung betrachten können, die uns entlang des historischen Olivenhains von Kalkanli führte.
Hier stammen die ältesten Bäume aus Pflanzungen der Lusignans aus dem 12. Jahrhundert, viele weitere Bäume wurden von den Venezianern gepflanzt. Der älteste bekannte Olivenbaum weltweit wird auf 4000 Jahre geschätzt, da das Innere des Baumes allerdings fehlt, geht man von mindestens 2000 Jahre aus, dieser Baum befindet sich in Vouves, auf Kreta in Griechenland. Ein weiterer sehr alter Olivenbaum befinden sich in Tarragona, Spanien und ist über 1700 Jahre alt, ein weiterer 1200 Jahre alter Baum steht in Castellón.
Der Olivenbaum wächst als reich verzweigter, immergrüner Baum oder Strauch und erreicht Wuchshöhen von 10 bis zu 20 Meter. Die Entwicklung und der Wuchs der Wurzeln hängt maßgeblich von der Lockerheit des Bodens ab.
Ein lockerer Boden bewirkt ein nahezu senkrechtes Wachstum, bis zu 7 m in die Erde, ist der Nährboden jedoch fest und felsig, entwickeln sich die Wurzeln eher flach und bilden ein verzweigtes Netzwerk um den Stamm herum. Im Allgemeinen befinden sich die meisten Wurzeln, unabhängig von der Bodenbeschaffenheit, jedoch in etwa 1 m Tiefe.
Jede Hauptwurzel der Olive kann einem bestimmten Hauptast zugeordnet werden, entfernt man diesen Ast, degeneriert im Boden der gesamte Wurzelabschnitt. Die Olivenbäume in den Olivenhainen werden zur besseren Ernte beschnitten, damit sie kleiner bleiben. Dabei gilt im Allgemeinen die Regel: je krummer und knorriger, desto besser der Ertrag.
Im antiken Griechenland galt der Ölbaum als heiliger Baum der Göttin Athene. Der Sage nach stritten sich Poseidon und Athene um die Vorherrschaft über Athen und Attika, worauf Poseidon in Athen eine Quelle entspringen ließ; Athene aber ließ auf der Akropolis den ersten Ölbaum wachsen. Da entschieden die Athener, dass der Ölbaum nützlicher sei, und so wurde Athene Athens Stadtgöttin. Dieser Ölbaum wurde verehrt und verbrannte, als die Perser die Stadt einnahmen. Doch schon wenige Tage später trieb er wieder aus, was als ein besonders gutes Omen gedeutet wurde. In der Akademie standen die der Athene geweihten unantastbaren Ölbäume; sie stammten der Überlieferung nach vom ersten Ölbaum auf der Akropolis. In Attika war es selbst einem Besitzer verboten, einen Ölbaum zu fällen. Der Siegeskranz, der bei den Olympischen Spielen den Siegern verliehen wurde, wurde aus den Ästen des wilden Ölbaums gewunden. Dieser wurde laut Pausanias, Diodor und Strabon vom daktylischen Herakles - nicht zu verwechseln mit dem gut bekannten Helden - von den Hyperboräern nach Olympia gebracht.
Der Gott des Ölbaus war Aristaios, der besonders auf Sizilien von den Ölbauern verehrt wurde. Der Ölbaum dürfte im 7. Jahrhundert v. Chr. auf die Insel gekommen sein.
Bei Homer finden sich zahlreiche Angaben über die Verwendung des Ölbaumes. So wurde das Holz des wilden Ölbaums wegen seiner großen Festigkeit zur Anfertigung von Axtstielen verwendet. Das Öl diente zum Salben des Körpers, war aber den Reichen und Edlen als Luxusgut vorbehalten, wie es in der Ilias beschrieben wird.
Der Ölbaum bei Homer
„Doch der Atreid’, ausziehend das Schwert voll silberner Buckeln,
Sprang auf Peisandros hinan. Der hob die schimmernde Streitaxt
Unter dem Schild, die ehrne, geschmückt mit dem Stiele von Ölbaum,
Schöngeglättet und lang; und sie drangen zugleich aneinander.“
(Homer: Ilias, 13. Gesang, 610–613)
„Innerhalb des Gehegs war ein weitumschattender Ölbaum,
Stark und blühenden Wuchses; der Stamm glich Säulen an Dicke.
Rings um diesen erbaut’ ich von dichtgeordneten Steinen
Unser Ehegemach, und wölbte die obere Decke,
Und verschloß die Pforte mit festeinfugenden Flügeln.
Hierauf kappt’ ich die Äste des weitumschattenden Ölbaums,
Und behaute den Stamm an der Wurzel, glättet’ ihn ringsum
Künstlich und schön mit dem Erz, und nach dem Maße der Richtschnur;
Schnitzt’ ihn zum Fuße des Bettes, und bohrt’ ihn rings mit dem Bohrer,
Fügete Bohlen daran, und baute das zierliche Bette,
Welches mit Gold und Silber und Elfenbeine geschmückt war;
Und durchzog es mit Riemen von purpurfarbener Stierhaut.“
(Odyssee, 23. Gesang, 190–201)
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