Thessaloniki: obere Altstadt und Akropolis
- Geschrieben von Portal Editor
Das Wahrzeichen der Stadt Thessaloniki ist, wie schon mehrfach von uns angemerkt, unbestreitbar der Weiße Turm, der aus der venezianischen oder der frühen osmanischen Zeit stammt und wohl auch von venezianischen Baumeistern errichtet wurde.
Über die Jahrhunderte diente er den wechselnden Herrschern als Waffenlager, als Gefängnis für zum Tode Verurteilte und unter der deutscher Besatzung im Zweiten Weltkrieg als Nahrungsmittellager.
Griechischer Café frappé, meist kurz Frappé genannt
In Zeiten der griechischen Souveränität war er zeitweise Stützpunkt der Luftabwehr, universitäre Wetterstation und bis 1983 Marineschule. Inzwischen wird er als Museum genutzt und dient uns einmal mehr als Ausgangspunkt zur weiteren Stadterkundung, die uns heute durch die Altstadt hinauf zur Akropolis führen wird.
Im oberen Teil der Altstadt gelangen wir schon wenig später an die ersten Reste der ehemals so gewaltigen Stadtmauer von Thessaloniki. Der Spaziergang entlang der Stadtmauer und hin und wieder durch die engen Gassen der oberen Altstadt ist ein echtes Erlebnis, denn immer wieder stößt man auf kleine, absolut überraschende Blickpunkte, die den Weg trotz kontinuierlichen Anstiegs so interessant macht (ein kleines Cafe verlockt uns zu einer kurzen Unterbrechung mit eisgekühlten Frappé. Griechischer Café frappé, meist kurz Frappé genannt, ist ein Kaltgetränk aus durch Schütteln oder Mixen aufgeschäumtem sprühgetrockneten griechischen Instantkaffee mit Eiswürfeln. Er wird, wie Eiskaffee, meist im Sommer getrunken und ist vor allem im mediterranem Raum, besonders in Griechenland und Zypern, weit verbreitet).
Thessaloniki war im Byzantinischen Reich zweitwichtigste Stadt
Wenig später und fast am höchsten Punkt der Akropolis und der byzantinische Befestigungsmauer angekommen, betreten wir die Akropolis durch eines von zwei Toren. Bis 1989 wurde ein Teil des Bauwerks mit ihrer Zitadelle noch als Gefängnis genutzt, das heute jedoch, nach ausgiebiger Restauration, nur noch als Gefängnis-Museum mit interessanten Einblicken in die Vergangenheit dient.
Vom Trigonios-Turm aus, einem Teil der Stadtmauer, bietet sich ein prachtvoller Ausblick über die Dächer der Stadt und den Thermäischen Golf.
In den ersten Jahrhunderten der byzantinischen Zeit (550 bis 750) wurde Thessaloniki aufgrund der starken Festungsmauern wiederholt aber erfolglos von vordringenden Awaren und Slawen belagert, unter anderem in den Jahren 551, 586, um 610, 615 und 617. Anfang des 9. Jahrhunderts entstand das byzantinische Archontat Thessaloniki.
Im 9. Jahrhundert begann eine lange Friedenszeit, in der Thessaloniki Ausgangspunkt der orthodoxen Christianisierung der Slawen durch Kyrillos (826/827 in Thessaloniki geboren) und Methodios unter Schaffung eines slawischen, glagolitischen Alphabets aus dem Griechischen wurde. Thessaloniki war im Byzantinischen Reich zweitwichtigste Stadt neben der Hauptstadt Konstantinopel.
1403 wurde Thessaloniki wieder byzantinisch und kam 1423 an Venedig.
Erstmals im Jahre 904 eroberten und zerstörten Sarazenen die Stadt nach nur dreitägiger Belagerung. 1185 wurde Thessaloniki durch sizilianische Normannen erobert und verwüstet. Ab 1204 war Thessaloniki im Rahmen des 4. Kreuzzugs Hauptstadt eines kurzlebigen fränkischen Königreichs unter Bonifatius I., Markgraf von Montferrat, die Hagios Demetrios und die Hagia Sofia wurden so vorübergehend zu katholischen Kirchen.
Von 1224 bis 1242 residierten die Despoten von Epiros in Thessaloniki. 1227 ließ sich hier Fürst Theodoros I. Angelos (ein Vetter des Kaisers Alexios III.) zum Gegenkaiser krönen. In der Zwischenzeit wurde die Stadt dem Bulgarischen Reich des Zaren Iwan Assen II. einverleibt. 1246 wurde die Stadt wieder dem Byzantinischen Reich eingegliedert. 1308 belagerte die Katalanische Kompanie Thessaloniki erfolglos, 1342 bis 1349 errichteten radikale Revolutionäre (die „Zeloten“) eine autonome Stadtrepublik. Von 1387 bis 1391 und ab 1394 beherrschten zwischenzeitlich Türken die Stadt. 1403 wurde Thessaloniki wieder byzantinisch und kam 1423 an Venedig.
Agia Ekaterini und die Agii Apostoli
Zwar ist die Akropolis kein antiker Ort mit Ruinen römischer Bauten wie anderswo in Thessaloniki, aber es ist schon ein außergewöhnlicher geprägter und durch die alten Mauern eingerahmter Wohnbereich in höchster Stadtlage, der stellenweise einer gepflegten Parkanlage gleicht.
Das gesamte Areal durchziehen bewachsene Mauern und Mauerreste, die auch hier wieder einen Kontrast zur modernen Wohnbebauung bilden.
Was im übrigen auch für die Altstadt gilt, durch die wir im Anschluss zurück in die Unterstadt spaziert sind. An jeder Ecke gibt etwas zu entdecken, denn viele der Häuser sind alt, klein, urtümlich, farbenfroh und im typisch makedonischen Stil erbaut. Die Straßen im oberen Bereich sind oftmals sehr schmal, steil und verwinkelt, was der Altstadt einen besonders dörflichen Charakter verleiht. Überall trifft man auf kleinere und größere Kirchen wie die Agios Nikolaos Orphanos aus dem Jahr 1310 inmitten eines zu gewucherten Gartens, auf die Profitis Ilias, die Agia Ekaterini und die Agii Apostoli, sowie das etwa 150 Meter über dem Meer gelegenes Mönchskloster Moni Vlatadon nahe der Stadtmauer, das im 14. Jahrhundert gegründet und in der Vergangenheit vollständig restauriert wurde.
Kreuzkuppelkirche mit Mosaiken und Malereien
Auf das wohl berühmteste Gebäude der Altstadt, die fünfschiffige Basilika Agios Dimitrios, stoßen wir schließlich an der Odos Agiou Dimitriou, die die Altstadt von der Unterstadt abgrenzt. Wiederum von "Plattenbauten" umgeben, nimmt das monumentale, hellrote Gebäude aus dem 5. Jahrhundert eine Fläche von etwa 35 x 45 Metern ein und bietet von einem ihr vor gelagerten Platz aus eine beeindruckende Frontalansicht. Die Agios Dimitrios ist die größte Kirche Griechenlands. In ihrem Innern verbergen sich eine sehenswerte Krypta sowie einige bedeutsame Mosaike aus dem 7. bis 9. Jahrhundert, die zu den großen Schätzen frühchristlicher Kunst gehören.
Zu den frühchristlichen und byzantinischen Bauten gehört auch das Latomos-Kloster Osios David mit einem Mosaik (5. oder 6. Jahrhundert), das einen bartlosen Christus darstellt. Die Kirche bildet einen Vorläufertypus der Kreuzkuppelkirche mit Mosaiken und Malereien vom Ende des 5. bis ins 14. Jahrhundert.
Wir lassen den Nachmittag bis zur Abfahrt unserer Fähre zurück nach Peraia langsam mit einem Spaziergang durch die Einkaufspassagen ausklingen. Eine Empfehlung sind die kleinen boutique-ähnlichen Geschäfte, die modische Textilien zu kleinen Preisen anbieten, besonders im Stadtteil Ladadika. Den Rest des Weges zurück zum Anleger begleiten uns die unzähligen Straßencafes der Uferpromenade, die so einladend wirken, das man sich gern auf einen weiteren Frappé setzt.
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