Magirus Deutz Feuerwehr-Camper bei Zampetas

Magirus Deutz Feuerwehr-Camper bei Zampetas in Thessaloniki

Einmal mehr, gab es die Begegnung der besonderen Art, diesmal war es ein knallrotes Feuerwehrauto, das zum Wohnmobil umgebaut worden war.

Und erneut kam die Begegnung auf dem Firmengelände Zampetas in Thessaloniki zustande, die ihre Freifläche gern Campern zur Übernachtung mit Strom, Internet und Frischwasser zur Verfügung stellen, zumal es in Thessaloniki keinen weiteren Campingplatz gibt. Wir hatten über diese Möglichkeit des Aufenthalts schon ausgiebig berichtet. Aber nun zurück zum Feuerwehrauto.

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Da kamen sie denn nun angefahren, ein mächtiger Magirus-Deutz 110 D, Allrad mit Schnorchel und luftgekühltem Dieselaggregat, mächtig Eindruck schindend und neben uns einparkend. Heraus, aus dem Fahrzeug, kletterten Nadine und Tobi und, nicht zu vergessen, Hund Dr. Zuko, zurück von ihrer Tour zu den Meteora Klöstern. Und wie üblich waren wir schnell im Gespräch, zumal beide von sehr interessanten Reiseerlebnissen zu berichten wussten. Und nicht nur das, denn auch die eigene Geschichte ist es Wert, hier erwähnt zu werden: "Wir haben Haus und Job an den Nagel gehängt, alles verkauft, was sich zu Geld machen lässt und uns ein super schickes altes Feuerwehrauto als mobiles Zuhause umgebaut.

Unser Plan ist, Ende Juni erst Richtung deutsche Nordseeküste, dann entlang der Ostsee über Polen, Litauen, Estland und Lettland zu fahren, um dann durch Russland, die Türkei, den Iran und Pakistan nach Indien zu gelangen.

Ok, so unsere Rückfrage, sehr interessant, doch jetzt ist Oktober und ihr seid in Griechenland unterwegs. Ja, so lautet die Antwort: "Pläne zu machen ist wichtig um die ersten Schritte für eine Reise zu wagen, doch wenn man dann unterwegs ist und von seinen Eindrücken, Begegnungen und Erfahrungen auf neue Pfade geführt wird, sollte man nicht zurückschrecken Pläne auch mal zu ändern, … das haben wir vor einiger Zeit getan und unseren Besuch im Baltikum wegen des herbstlichen Wetters in Polen auf unbestimmte verschoben. Auch unser anfänglicher Plan nach Indien zu fahren hat sich durch die bereits gesammelten Eindrücke nach Marokko verlagert. So kommt man eben von Zeit zu Zeit auf erste Ideen zurück und wir werden sehen, ob es für die nächsten Monate dabei bleiben wird…es bleibt also spannend!"

Es wurde also Zeit, sich doch einmal auf einen Kaffee zusammen zu setzen, um detailliertere Informationen zu erhalten und so kam es. Zunächst wollten wir natürlich etwas zur Herkunft des Fahrzeugs wissen, wo sich schnell Nadine einschaltete und von zwei möglichen Fahrzeugen sprach, die einst zur Auswahl standen. Als sie dann allerdings Tobis´ leuchtende Augen beim Anblick der Feuerwehr sah, war umgehend klar, worauf es hinauslaufen wird. Es sollte ein Allradfahrzeug sein, geländegängig noch dazu und natürlich auch dem eigenen Geldbeutel entsprechen, zumal der Umbau doch auch noch anstand. Man einigte sich auf einen Preis von 2.700,- € des bis 2008 bei einer Feuerwehr noch in Betrieb befindlichen Fahrzeugs, das aufgrund des guten Pflegezustand als angemessen erschien. Zwischenzeitig war das Fahrzeug in privater Hand, wurde jedoch nur recht wenig genutzt.

Jetzt schaltete sich Tobi ein und erläuterte erste Schritte des Um- und Ausbaus, bei dem zunächst in der Kabine vorn der Boden mit Vinylbelag in Holzoptik ausgelegt wurde. Die Ablagen aus Stahlrahmen für Sitzbänke und Bett sind gleichzeitig die Rahmen der Soundboxen, sehr wichtig! Der Himmel wurde mit Holz ausgekleidet. Die Karosserie und die Radläufe wurden von Rost befreit, mit Epoxidharz ausgebessert und neu lackiert. Eine WLan-Antenne, eine Kompressorkühlbox und eine Küche wurde eingebaut. Tobi geht dabei nach dem Motto vor, dass die Ideen zur Gestaltung durchaus bei der Arbeit entstehen können. Oftmals allerdings auch wieder verworfen werden. So gab es hin und wieder Anpassungen und Änderungen, die auch aus plötzlichen Materialquellen entstanden, so wurden beispielsweise gebrauchte VW Bus Fenster integriert.

Um langfristig Haltungsschäden vorzubeugen musste das Dach der Wohnkabine höher gelegt werden, … einmal ringsum durch geflext, ging´s auf Stahlstreben auf Stehhöhe. Die Rollos der Arbeitskabine wurden entfernt, zusätzlich für angenehmeres Wohnen ein Durchgang in die Fahrerkabine geschnitten. An das Stahlskelett wurden Stahlbleche geschweißt und die Wände aus Siebdruckplatten eingesetzt. Natürlich mit Ausschnitten für Schiebefenster. Nachdem der ganze Innenraum mit Styropor isoliert war, wurden Decke und Wände mit Holzplatten ausgekleidet. Der Boden wurde mit Styrodur isoliert und ebenfalls mit Vinylbelag ausgelegt. Die Wände, um das Bad abzugrenzen, eingebaut. Die Oberschränke aus Holz geschreinert. Eine Küchenplatte und eine Sitzbank aus verleimten, mit farbigem Epoxidharz verspachtelten Apfelholzplatten eingebaut. Ein Gaskochfeld und Spülbecken wurden in die Holzplatte eingelassen. Der Frischwassertank unterhalb der Küchenplatte eingebaut. Ein Schrank für das Waschbecken im Bad geschreinert, mit Waschbecken ausgestattet und unterhalb ein Stauraum mit Halterung für die Gasflasche geschaffen.

Viel Arbeit und Mühe, was allein aus diesen Schilderungen schon klar wurde. Sehr viel Arbeit!

Parallel wurde in der Endphase des Ausbaus die Wohnung aufgelöst, weiteres Eigentum größtenteils verkauft um möglichst einen großen Erlös für die Reisekasse zu erzielen. Viel Planung und Organisation erforderten notwendige Visa, die Anmeldung als Reisegewerbe sowie die Krankenversicherung. All das war irgendwann erledigt und so konnte es dann Mitte des Jahres losgehen.

Vielleicht hat auch dieser Kontakt Bestand und wir hören erneut von Nadine und Tobi, wo immer sie gerade auch unterwegs sein mögen.

Einige Informationen zum Magirus-Deutz Fahrzeug

Magirus-Deutz ist ein ehemaliger Lastwagen-, Omnibus- und Feuerwehrfahrzeughersteller, dessen Ursprung in der Ulmer Feuerwehrgerätefabrik Magirus liegt. Das Markenzeichen von Magirus-Deutz zeigte deshalb die stilisierte Silhouette des Ulmer Münsters in Kombination mit einem großen M für Magirus. Nach großen Markterfolgen in den 1950er und 1960er Jahren geriet Magirus-Deutz in den 1970er Jahren in eine Krise, die zur Eingliederung des Herstellers in den Iveco-Konzern führte. Dieser stellte die Marke Magirus-Deutz in den 1980er Jahren ein. Zeitweise war Magirus-Deutz der zweitgrößte deutsche Nutzfahrzeughersteller, erlangte große Bedeutung im Bereich allradgetriebener Baufahrzeuge und hatte die Marktführerschaft für Feuerwehrfahrzeuge in Deutschland und Europa inne. Heute sind Fahrzeuge von Magirus-Deutz – insbesondere die charakteristischen Rund- und Eckhauber aus den 1950er bis 1960er Jahren – beliebte Sammlerobjekte.

Da das Unternehmen Magirus auf eine Fabrik für Feuerwehrtechnik zurückging, war dieser Geschäftsbereich auch nach der Übernahme von Magirus durch Humboldt-Deutz von großer Bedeutung, insbesondere die Herstellung von Feuerlöschpumpen, Tragkraftspritzen und Leitern, die Ausstattung von Lkw mit Feuerwehraufbauten und Feuerwehrausrüstung sowie der Bau von Fahrerhäusern in Form von Gruppen- und Staffelkabinen mit bis zu zehn Sitzplätzen.

Ausschließlich für Feuerwehrfahrzeuge legte das Ulmer Unternehmen noch vor dem standardmäßigen Bau von Feuerwehraufbauten auf den Rundhauber-Modellen ab 1951 eine Kleinserie des Fahrgestells S 6000 auf, das wegen seiner charakteristischen Form den Beinamen „Nasenbär“ erhielt. Vom S 6000, der über einen Sechszylindermotor mit 125 PS verfügte, entstanden lediglich 14 Exemplare. 1950 stellte Magirus-Deutz eine völlig neue Bauform von Feuerwehrfahrzeugen vor, die wegen der rundlichen Form der Aufbauten den Namen „Omnibus“ bekam, weil sie an die Form der damaligen Omnibusse erinnerte.

Die Rundhauber waren die meistgebauten Feuerwehrfahrzeuge der Nachkriegszeit. Deswegen blieben sie auch noch lange Zeit nach Einstellung ihrer Produktion im Straßenbild präsent und wurden nahezu sinnbildlich für das Feuerwehrfahrzeug schlechthin. 1951 präsentierte Magirus-Deutz auf der IAA die damals höchste Drehleiter der Welt, die eine Steighöhe von 52 + 2 Metern hatte, und den ersten Rüstwagen der Welt mit einem rundum drehbaren Kran. 1953 brachte Magirus-Deutz dann die erste komplett hydraulisch bewegte Drehleiter auf den Markt. Die Fahrgestelle waren in der Regel vom Typ A 3500, Sirius und Mercur. Für Feuerwehren gab es (im Gegensatz zu den zivilen Modellen) auch Allradfahrzeuge mit Rundhaube.

Als ab 1962 auch bei den zivilen Fahrzeugen die Rundhaube schrittweise durch die Eckhaube ersetzt wurde, wurden auch die Feuerwehrwehraufbauten fortan bevorzugt auf Eckhaubern der 2. Generation installiert. Ab 1956 kam mit dem KW 15 ein schwerer Dreiachs-Kranwagen mit 15 Tonnen Traglast auf einem Eckhauber-Fahrgestell auf den Markt. Dieses Modell war damals konkurrenzlos stark auf dem Markt und wurde später bis auf 20 Tonnen Traglast aufgewertet (zunächst KW 16, dann KW 20).

Mit der kubischen D-Kabine war Magirus-Deutz Ende der 1960er Jahre Vorreiter bei der Umstellung auf Frontlenker. Bereits ab 1967 war das gesamte Feuerwehr-Programm des Ulmer Herstellers serienmäßig als Frontlenker erhältlich, während die Konkurrenten – in Deutschland hauptsächlich Daimler-Benz und MAN, die anderen Lkw-Hersteller wie Henschel und Büssing spielten im Feuerwehrbereich so gut wie keine Rolle – bis in die späten 1970er an Kurzhaubern festhielten. Als D-Frontlenker waren insbesondere erhältlich: Rüstwagen (RW 1 bis RW 3) und Schlauchwagen (SW 2000) mit Truppkabine; die weit verbreiteten LF 8 schwer, LF 16 und LF 16-TS jeweils mit Gruppenkabine sowie TLF 16 mit Staffelkabine. Als Fahrgestelle dienten hauptsächlich die Typen 100 D 7 bis 130 D 9 sowie 170 D 11 bis 192 D 12; die meisten davon wurden mit Allradantrieb ausgeliefert.

Ebenfalls 1967 lösten Rollläden aus Aluminium-Strangprofilen die bis dahin verwendeten Klapptüren für den Verschluss der Geräteräume im Aufbau ab und auf der Frankfurter IAA stand die erste voll funkferngesteuerte Drehleiter der Welt. Vom LF 16 TS wurden in der ganzen Bundesrepublik Deutschland rund 500 Stück von Magirus-Deutz beschafft, die heute noch häufig im Einsatz sind. Das gilt auch für die zahlreichen auf dem gleichen Fahrgestell mit der kubischen D-Kabine aufgebauten Gerätewagen für das THW mit Gruppenkabine und Vorbauseilwinde. Heute werden ausgemusterte Feuerwehr- und THW-Fahrzeuge mit der D-Kabine (ähnlich wie die Vorgängermodelle mit Eckhaube) häufig zu Wohn-, Expeditions- und Wüstenmobilen umgebaut, wofür sie sich wegen ihres luftgekühlten Motors, ihrer robusten Technik und ihres in der Regel vorhandenen Allradantriebs sehr gut eignen.

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