Gardasee-Ferratas - Klettersteige bei Riva del Garda
- Geschrieben von Portal Editor
Wem eine Wanderung hinauf in die den Gardasee umgebenden Berge als Adrenalinschub nicht ausreicht, kann es auch auf der Steiganlage oberhalb des Sees versuchen, vorausgesetzt ist das Vorliegen einer entsprechenden Ausrüstung und deren sichere Handhabe.
Denn eine der besten Gardasee-Ferratas und eine der ältesten Steiganlagen der Region liegt am Nordufer des Gardasees, direkt oberhalb des viel besuchten Touristenortes Riva del Garda. Für die Via dell' Amicizia sollte man zumindest ein gewisses Maß an Kondition mitbringen, denn man bewältigt bis zum Gipfel fast 650 Höhenmeter.
Was ist eine Ferrata und wie entsteht ein Klettersteig?
Die italienische Bezeichnung für Klettersteig ist Via Ferrata, was wörtlich übersetzt Eisenweg bedeutet und den Charakter gerade moderner Klettersteige sehr gut beschreibt. Die Bezeichnung Via Ferrata wird nicht nur in Italien verwendet, sondern ist auch im deutschsprachigen Raum und darüber hinaus in einigen anderen Ländern üblich. Im Alpenraum gibt es weit über 1000 Klettersteige, davon entfallen gut 500 auf Österreich, wo pro Jahr im Schnitt zehn neue Steige errichtet werden.
Ein Klettersteig ist also ein mit Eisenleitern, Eisenstiften, Klammern (als Trittstufen) und (Stahl-)Seilen gesicherter Kletterweg am natürlichen oder künstlichen Fels. Früher wurden Felspassagen von Wanderwegen mit Stahlseilen abgesichert. Daraus entwickelten sich mit der Zeit Klettersteige, die immer schwierigere Routen für Nicht-Kletterer begehbar machten. Heute hat sich das Begehen von Klettersteigen zu einer eigenen alpinen Disziplin weiterentwickelt.
Das in einen Klettersteig eingebrachte Eisen dient einerseits der Fortbewegung (zusätzliche Griffe und Tritte), andererseits der Selbstsicherung mit einem sogenannten Klettersteigset. In schwierigen Klettersteigen kann die Selbstsicherung zusätzlich auch durch einen Seilschaftsverband ergänzt werden. Manche Kletterer versuchen, eine Route frei zu klettern, indem sie das in den Steig eingebrachte Eisen lediglich zur Sicherung und nicht zur Fortbewegung benutzen.
Das in einen Klettersteig eingebrachte Eisen dient einerseits der Fortbewegung (zusätzliche Griffe und Tritte), andererseits der Selbstsicherung mit einem sogenannten Klettersteigset. Ein aktuelles handelsübliches Klettersteigset nach UIAA-Norm besteht in der Regel aus einer Seilbremse sowie zwei Stücken Seil mit jeweils einem Klettersteigkarabiner. Bei einem Sturz wird ein speziell zu diesem Zweck vernähtes Band – ein Bandfalldämpfer – aufgerissen oder ein Stück Seil wird durch eine Seilbremsplatte gezogen. Die zugelassenen Systeme können unterschiedlich konstruiert sein und sind zum dynamischen Abfedern des Sturzes im Stande; auf dem Markt befinden sich einige Varianten, die sich in ihrer falldämpfenden Wirkung stark ähneln. Es gibt neuerdings auch Systeme, die durch den Kletterer am Stahlseil hochbewegt werden, sich aber gegen eine Rückwärtsbewegung selbst durch einen Klammermechanismus fixieren.
In schwierigen Klettersteigen kann die Selbstsicherung zusätzlich auch durch einen Seilschaftsverband ergänzt werden. Manche Kletterer versuchen, eine Route frei zu klettern, indem sie das in den Steig eingebrachte Eisen lediglich zur Sicherung und nicht zur Fortbewegung benutzen.
Beruf oder Obsession – Klettersteigerbauer
Ein Klettersteig wird nicht von unten nach oben gebaut, wie etwa vermutet, sondern entsteht von oben abwärts. Zuerst gibt es eine grobe Linie im Kopf des Erbauers, in Ramsau am Dachstein ist dies beispielsweise der Bergführer Hans Prugger: „Das Einrichten eines Klettersteigs erfolgt mittels Abseilen und anschließend klettern wir ein Stück von unten nach oben“, erklärt Prugger. Erst danach wird die genauere Route festgelegt. Hans Prugger achtet dabei besonders auf Steinschlag, aber natürlich auch auf gute Zustiege u. Abstiege. Tritte, Bolzen, Anker, Seillängen etc. werden bemessen und bestellt. Dann findet der Materialflug in der Regel mit dem Hubschrauber statt. Im Abstand von 50 m werden Materialdepots angelegt.
Die Klettersteigseile sind auf 30 Meter gekürzt und wiegen, je nach Stärke, rund 50 Kilo. Erst nach dem Materialflug wird ein Fixseil über die gesamte Felshöhe gespannt. Dieses Fixseil dient dazu, dass der bzw. die Klettersteigbauer auf- und abwärts gelangen oder Geräte befestigt werden.
„Das Wetter schlägt hier in den Bergen oft rasch um“, erklärt Hans Prugger, „da muss es dann ganz schnell gehen. Bei der „Anna“ kam der Kälteeinbruch im Oktober so schnell, dass ich mich beeilen musste, alles winterfest zu lagern, während der Fels unter mir zufror.“
Mit einem 50 kg schweren Stromaggregat, Bohrmaschine, Trittbügel, Klammern und Ankerbolzen sowie Fixiermasse wird am Fels gearbeitet. Bohren, Löcher mit Fixiermasse füllen, Bolzen einschlagen und im Ankerbolzen das Kletterseil einhängen. So die Arbeitsschritte, um Klettersteiggeher sicher an ihr Ziel zu bringen. Bei dem neu errichteten Klettersteig „Anna“ nahmen diese Maßnahmen mehrere Wochen in Anspruch.
Anstrengende Steigungen und erholsame Pfadpassagen
Zustieg zur Felswand: Bei einer großen Übersichtstafel an der Straße beginnt der anfangs gepflasterte Weg 404 zur Bastione (211 m). Von der weißen Festung auf dem Steig weiter bis zur Capanna (Hütte auf 560 m). Von der Hütte in Richtung Kapelle S. Barbara, vor einem Tunnelloch zweigt rechts der markierte Weg (404 B) zum nächsten Einstieg ab.
Der Steig sollte aufgrund seiner Länge und der zu überwindenden Höhenmeter nicht unterschätzt werden. Die Leitern sind sehr ausgesetzt, aber nicht sonderlich schwer. An heißen Tagen genug Flüssigkeit mitnehmen. Die Lage der Stiege ist am Vormittag komplett in der Sonne.
Oben angekommen eröffnet sich den Klettersteiggehern eine atemberaubende Sicht auf den tiefblauen Gardasee, das Städtchen Riva und auf das nördlich gelegene Sacratal. Ein weiteres Highlight dieses wunderschön gelegenen Klettersteiges sind die zwei steilen Leiterpassagen. Um diese Ferrata auch richtig genießen zu können, sollte man einen Tag mit nicht zu heißem Wetter wählen.
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