Hochschulen und Universitäten in der Türkei

Hochschulen in der Türkei

Wenn man sich die Struktur der türkischen Bevölkerung ansieht, stellt man fest, dass etwa 25% der Bevölkerung zwischen 15 – 30 Jahre alt ist. Dieser hohe Anteil von jungen Leuten allein macht schon klar, wie stark der Bedarf an Schulen, Hochschulen und Universitäten in den letzten Jahren angestiegen ist, beziehungsweise wie stark die Zahl der benötigten Einrichtungen noch ansteigen werden.

Momentan kann die Türkei auf 85 staatliche Hochschulen, 31 staatlich anerkannte private Stiftungsuniversitäten, 4 Militärakademien und 1 Polizeiakademie verweisen. An den Universitäten des Landes studierten im Jahr 2007 2,42 Mio. Studenten und damit 28 % aller Schulabgänger dieses Jahrganges. Diese Studenten wurden von 89.329 Lehrkräften (2007) unterrichtet und betreut. Kontrolliert werden die Hochschulen durch den türkischen Hochschulrat (YÖK), dem seit dem 6. November 1981 alle Hochschulen unterstellt sind. 2007 studierten 2.294.707 Studenten an staatlichen Universitäten und 124.507 Studenten an privaten Universitäten.

Der Hochschulrat koordiniert neben den Finanzen und dem Personalplan auch die Lehrinhalte, erarbeitet Pläne zur Eröffnung neuer Hochschulen und regelt den Zugang zu den Hochschulen. Jährlich wird durch die Türkische Zentralstelle für Studentenvermittlung, die dem YÖK unterstellt ist, eine Aufnahmeprüfung (Öğrenci Seçme Sınavı, ÖSS) durchgeführt. Das ÖSS-Ergebnis ist für die Wahl der Hochschule und Studienfach entscheidend.

Die staatlichen Hochschulen sind schlecht finanziert, da lediglich 0,5 % des BSP für Forschung und Entwicklung ausgegeben wird. Für das Studium an den privaten Universitäten sind Gebühren zwischen 4.100 und 10.000 Euro pro Jahr erforderlich. Bei den staatlichen Universitäten liegen die Gebühren zwischen 300 und 1000 Euro.

Nach zwei Jahren Studium wird der akademische Grad Önlisans vergeben. Dieser berechtigt die Aufnahme einer beruflichen Tätigkeit. Nach vier Jahren Studium erhält der Student den Grad Yüksek Lisans. Nach der Yüksek Lisans ist das Promovieren möglich.

Die meisten der 16.328 ausländischen Studenten kommen vor allem aus den zentralasiatischen Turkstaaten. Ein Teil der Studenten erhält zur Finanzierung des Studiums Studienkredite von der Anstalt für Kredite und Heime für Jugendliche in der Hochschulausbildung (Yurt-Kur). 2004 waren es 220.614 Studenten, 174.374 Studenten haben eine Wohnung in Studentenwohnheimen.

Im Januar 2008 stellte Ministerpräsident Erdoğan eine Initiative zur Aufhebung des Kopftuchverbotes an Hochschulen vor. Am 6. Februar 2008 stimmte das türkische Parlament mit einer Zweidrittelmehrheit der dafür notwendigen Verfassungsänderung in erster Lesung zu. Diese wurde am 5. Juni 2008 vom Verfassungsgericht für nichtig erklärt.

Deutsch-Türkische Universität

Eine Deutsch-Türkische Universität in Istanbul ist mittlerweile errichtet worden und soll zum Wintersemester 2011/12 den Lehrbetrieb aufnehmen.

Elite für den Orient - Die deutsch-türkische Universität in Istanbul soll im Herbst endlich starten – doch der Aufbau geht nur mühsam voran.

Einer Baumschule hat es Yücel Celikbilek zu verdanken, dass er beim prestigeträchtigsten Projekt der deutsch-türkischen Bildungszusammenarbeit mitreden kann. Seit Monaten führt der Bürgermeister des Istanbuler Stadtteils Beykoz im asiatischen Teil der türkischen Metropole Gespräche mit deutschen und türkischen Offiziellen über die Zukunft einer Baumschule in seinem Amtsbezirk: Auf dem Gelände sollen die Gebäude der seit Langem geplantendeutsch-türkischen Universität (DTU) entstehen.

Die Schönheit von Beykoz, einer noch relativ unverbauten Gegend am Bosporus, habe die Deutschen hierher gebracht, schwärmte Bürgermeister Celikbilek kürzlich in der Lokalpresse. Doch bis er die ersten Studenten und Dozenten in Beykoz begrüßen kann, wird noch einige Zeit vergehen, denn in der Baumschule hat der Bau noch nicht einmal begonnen. Die DTU wird deshalb im Herbst als Provisorium eröffnet. Wo und wie, weiß bisher niemand so recht. "Wir hoffen, dass wir mit einem Sprachkurs oder etwas Ähnlichem anfangen können", heißt es von deutschen Diplomaten in der Türkei. Erst in drei bis vier Jahren werde der Vollbetrieb erreicht sein.

Am Bosporus geht es langsamer voran, als sich viele DTU-Befürworter das wünschen würden: Nicht erst seit dem Streit um die Forderung des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdoğan nach Einrichtung türkischer Schulen in der Bundesrepublik wird über grenzübergreifende Bildungsprojekte kontrovers diskutiert. Erdoğan konnte beim Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel Ende März zwar versichern, dass die deutsch-türkische Universität gebaut werde – doch mehr war nicht drin, weil die Ratifizierung des Gründungsgesetzes im Parlament inAnkara erst auf die Tagesordnung kam, als Merkel schon wieder zu Hause in Berlin war. In Ankara behauptete die nationalistische Opposition, der türkische Steuerzahler müsse die Rechnung für das Prestigeprojekt alleine begleichen.

Tatsächlich aber verabredeten die Regierungen beider Länder eine Arbeitsteilung, als sie vor zwei Jahren die Vereinbarung über die Gründung der Universität unterzeichneten. Der türkische Staat stellt das Grundstück, den Rektor und die Verwaltung, die Deutschen schicken Dozenten, die eines Tages rund 5000 Studierende und Doktoranden unterrichten sollen; der deutsche Anteil an den Gesamtkosten beträgt knapp 40 Millionen Euro, die aus dem Bildungsetat kommen. Eine Schätzung für die Grundstücks- und Baukosten in Beykoz liegt noch nicht vor.

Die überwiegende Unterrichtssprache wird Deutsch sein, aber auch Kurse auf Türkisch und Englisch wird es geben. Ziel ist es, die Studenten zu qualifizierten Fachkräften auszubilden, die auf dem deutschen wie auf dem türkischen und dem internationalen Arbeitsmarkt gute Chancen haben. Die Deutschen sind recht spät dran, denn die Internationalisierung der türkischen Universitäten ist im vollen Gange. An mehreren hoch angesehenen Hochschulen der Türkei wird auf Englisch unterrichtet. "Es ist an der Zeit, dass es auch eine deutsche Uni gibt", heißt es bei deutschen Diplomaten in der Türkei.

Drei Universitäten aus Berlin und Umgebung spielen bei dem Istanbuler Projekt wichtige Rollen: Die TU richtet inIstanbul die Fakultät für Ingenieurwissenschaften ein, die Uni Potsdam kümmert sich um die Naturwissenschaften und die Freie Universität nimmt sich die juristische Fakultät vor. Die drei restlichen Fakultäten der DTU – Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Geisteswissenschaften und ein Sprachenzentrum – werden von den Universitäten Köln, Heidelberg und Bielefeld organisiert.

Zunächst aber wird der Gründungsrektor gesucht, der türkischer Staatsbürger sein muss, weil die Uni als staatliche türkische Hochschule verfasst ist. Die türkische Hochschulkommission hat drei Kandidaten für den Posten ausgesucht, nun muss der türkische Staatspräsident Abdullah Gül den Rektor ernennen. Erst danach können wichtige Grundlagen wie eine Zulassungsordnung geschaffen werden.

Quelle: Die Zeit

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