Keramische Werkstatt am Bauhaus in Dornburg
- Geschrieben von Portal Editor
Während unserer Erkundungen in der Region Weimar und Jena waren wir einige Male auf die Spuren des in der Architektur so bekannten „Bauhauses“ gestoßen, waren dann aber doch überrascht, auch in Dornburg auf einen Ableger dieser bekannten Aus- und Weiterbildungsstätte zu treffen.
Die Keramische Werkstatt am Bauhaus, die auch als Bauhaus-Töpferei bezeichnet wird, bestand von 1919 bis 1925 in Dornburg als ausgelagerte Werkstatt des Staatlichen Bauhauses in Weimar, woran noch heute ein Töpferei Museum und eine kleine Manufaktur erinnert.
Walter Gropius beauftragt Bildhauer Gerhard Marcks
Walter Gropius als Direktor des 1919 gegründeten Bauhauses beauftragte den Bildhauer Gerhard Marcks mit der Einrichtung einer keramischen Werkstatt, um Bauhausschüler auch im Bereich Porzellan und Keramik auszubilden. Die erste Werkstatt bestand nur kurze Zeit in einer Weimarer Ofenfabrik und wurde 1920 ins rund 30 km entfernte Dornburg ausgelagert. Dies beruhte auf Kontakten zum dortigen Töpfermeister Max Krehan, der zur Zusammenarbeit mit dem Bauhaus bereit war. Die Werkstatt mit zunächst fünf Studierenden war im Marstall nahe dem Dornburger Rokokoschloss untergebracht, Werkmeister war Max Krehan und Formmeister Gerhard Marcks. 1923 wurde die Werkstatt in eine Lehrlings-Werkstatt zur Ausbildung und in eine Versuchs- und Produktivwerkstatt aufgeteilt. Letztere entsprach der Forderung von Walter Gropius, Prototypen für die industrielle Herstellung zu entwickeln. Daraufhin entwarfen die Gesellen Otto Lindig und Theodor Bogler ein Gießverfahren für Keramik, mit dem die so genannte Mokka-Maschine von Theodor Bogler und seine nach dem Baukastenprinzip zusammengefügte Kombinationsteekanne entstanden.
Mehrteilige Mokka-Maschine von Theodor Bogler
Die mehrteilige Mokka-Maschine des Keramikers Theodor Bogler (im Bild) entsprach der Anforderung von Walter Gropius an die keramische Werkstatt, neue Form- und Modellbautechniken zur seriellen Produktion von Gebrauchskeramik zu entwickeln. Durch die Aufteilung in Module und deren standardmäßige Typisierung entsprach die Mokka-Maschine der von Gropius geforderten „Einfachheit im Vielfachen“.
Theodor Bogler studierte zwischen 1919 und 1920 am Staatlichen Bauhaus in Weimar, wo er den Vorkurs bei Johannes Itten besuchte sowie den Unterricht bei Lyonel Feininger. Das darauffolgende Sommersemester verbrachte er in München, um an der Ludwig-Maximilians-Universität sowie an der Technischen Hochschule Architektur- und Kunstgeschichte zu studieren. Von 1920 bis 1924 besuchte Bogler die Keramische Werkstatt des Staatlichen Bauhauses Weimar in Dornburg. Dort absolvierte er eine Töpferlehre und übernahm für kurze Zeit die kaufmännische Leitung der Werkstatt. Am 15.7.1922 legte er die Gesellenprüfung vor der Handwerkskammer Weimar ab. In dieser Zeit entstanden u. a. bekannte Keramiken wie eine Mokka-Maschine oder Varianten der Kombinationsteekanne.
Zu den ersten Industriewaren der keramischen Werkstatt gehörten die bei der Bauhausausstellung von 1923 in der Küche des Musterhaus „Am Horn“ gezeigten Bogler-Vorratsdosen.
Theodor Bogler und die Benediktinerabtei Maria Laach
Im Dezember 1924 verließ Bogler das Bauhaus Weimar, um ab 1925 die Modell- und Formwerkstatt des Werkes Velten der Steingutfabriken Velten-Vordamm bei Berlin zu leiten. Dort entwarf er eine ganze Reihe von Formen und Glasuren, die die Zusammenarbeit mit einigen der dort Tätigen dokumentieren.
1927 trat er in die Benediktinerabtei Maria Laach in der Eifel ein und studierte dort sowie in der Erzabtei Beuron an der Donau von 1928 bis 1933 Philosophie und Theologie. 1931 folgte die Mönchs- und 1932 die Priesterweihe. Gleichzeitig war Bogler weiter als Keramiker tätig.
Für die Kunstwerkstätten der Abtei wurden viele Veltener Entwürfe von Bogler überarbeitet und mit liturgischen Emblemen versehen. Dabei benutzte er Entwürfe von sich, Werner Burri und Hedwig Bollhagen.
Die Bemalung und das Schablonendekor entsprachen dem Zeitgeschmack und der industriellen Arbeitsweise. Zusätzlich zum Veltener Zeichen, der Lilie, kam noch ein Stempel mit der stilisierten Abtei Maria Laach in unterschiedlichen Farben hinzu.
Von 1934 bis 1938 arbeitete er zeitweise mit den Werkstätten Hedwig Bollhagens in Marwitz bei Velten zusammen. Nach 1948 leitete er die Kunstwerkstätten und den Kunstverlag Ars Liturgica in Maria Laach. Er entwarf dafür Keramiken auch in den 50 er Jahren, die von der Töpferei Wilhelm Herkenroth und der Töpferei von Rudi Stahl ausgeführt wurden. Besonders die Entwürfe für Herkenroth sind eindeutig eine Reminiszenz an die Veltener Zeit. Daneben entwarf er auch für die Staatliche Majolika Manufaktur Karlsruhe.
Die Werkstatt präsentierte ihre Produkte auf Messen in Frankfurt am Main und Leipzig. 1924 war sie auf der Berliner Werkbund-Ausstellung „Die Form“ vertreten.
Produktpräsentation auf Messen in Frankfurt am Main
Auch unterhielt die Werkstatt Kontakte zu Steingut- und Porzellan-Fabriken, von denen nur wenige Hersteller die eigenwilligen Keramikformen des Bauhauses versuchsweise in ihre Produktion aufnahmen, darunter die Staatliche Porzellanmanufaktur Berlin und die Steingutfabriken Velten-Vordamm.
Als das Bauhaus 1925 seinen Sitz von Weimar nach Dessau verlagerte, wurde dort keine Töpferei mehr eingerichtet. Die Keramiker aus Dornburg gründeten eigene Werkstätten oder arbeiteten mit der keramischen Industrie zusammen. Die Dornburger Werkstatt führte Otto Lindig eigenständig weiter. Nach dem Zweiten Weltkrieg verließ er Dornburg, um an der Hochschule für bildende Künste Hamburg eine Lehrtätigkeit aufzunehmen. In der DDR blieb der Töpfereibetrieb erhalten. Der Berliner Töpfermeister Heiner-Hans Körting und später sein Sohn Ulrich Körting stellte darin Gefäße sowie Skulpturen her. Dabei entwickelten sich die „Dornburger Eule“ als Keramikfigur mit Drehkopf zu einem Markenartikel der Töpferei.
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