Was wird der Tag bringen - Andreas Koller
- Geschrieben von Portal Editor
Eine Ansammlung von Menschen hatte die erste Begegnung mit Andreas Koller, dem Straßenmusiker an der Handpan, eingeleitet.
Erst beim Näher kommen war auch der Grund für die Ansammlung deutlich geworden, denn fast scheu, zumindest im Vergleich zu den großen Bühnen des Grenzenlos Festivals, waren hier die leisen Töne eines Instruments zu hören, das die Menschen wie verzauberte. Alle Hektik war verflogen, Ruhe und Gelassenheit in allen Gesichtern rundum.
Kann ein einzelner Musiker mit Hilfe eines unscheinbaren Instruments so faszinieren? Er kann, wie wir in den kommenden Tagen noch häufiger feststellen sollten, denn diese Gruppenbildung war überall vorzufinden, sobald seine Handpan erklang.
Andreas Koller bespielt seine Handpan (Hang)
Einst war es ein ganz normales Leben, das Andreas bis zum Studium gebracht hatte. Dann die Begegnung mit dem Musikinstrument, das sein Leben komplett verändern sollte. Dieses Zauberinstrument, das teilweise einer Steelpan gleicht, ist dabei noch mit "jungfräulich" zu bezeichnen, da es erst im Jahr 2000 von Felix Rohner und Sabina Schärer in Bern in der Schweiz "erfunden" wurde. Es besteht aus zwei miteinander verklebten Halbkugelsegmenten aus gasnitriertem Stahlblech. Auf der oberen Halbschale befinden sich Klangfelder, die mit Hämmern ins Blech eingearbeitet sind.
Andreas Koller bespielt seine Handpan (Hang) mit Fingern und Händen, die er dabei waagerecht auf dem Schoß hält. Auf die Art des Spielens ist auch die Namensgebung zurück zuführen, denn im schweizerischen Berndeutsch steht "Hang" für Hand. Die beiden Halbschalen des Hang bilden ein hohles Gefäß mit einen Durchmesser von 52 cm und eine Höhe von 24 cm. Auf seiner Oberseite sind sieben oder acht Klangfelder kreisförmig um eine zentrale Klangzone, den Ding, angeordnet. Gegenüber, in der Mitte der unteren Halbschale, befindet sich der Gu, eine handgroße, runde Resonanzöffnung mit nach innen gezogenem Hals.
Der Ding ist der zentrale Klang des Instruments und meistens in einer Quinte oder Quarte unterhalb des tiefsten Tones des Klangkreises gestimmt. Er besteht aus einem abgeflachten Bereich mit einer nach außen gewölbten Kuppel in der Mitte und verleiht dem Hang Gong-ähnliche Eigenschaften. Die elliptischen Klangfelder des Klangrings, der auch Chor genannt wird, haben die Form eines flachen hyperbolischen Paraboloids. In ihrer Mitte befindet sich eine ebenfalls elliptische, nach innen gerichtete Kuppel. In jedes Klangfeld sind drei Teiltöne eingestimmt: Der Grundton, die Oktave und die Duodezime.
Der Hohlraum des Hang bildet zusammen mit dem Gu einen Helmholtz-Resonator, in dem die Luft mit einer bestimmten Frequenz schwingt und einen Basston erzeugt, der sich durch Verengung der Gu-Öffnung um bis zu einer Oktave absenken lässt. Der Hangspieler regt die Helmholtz-Resonanz mit einem gedämpften Anschlag des Ding, mit der Handwurzel im Bereich zwischen dem Ding und den Klangfeldern oder mit der flachen Hand am Gu an.
„Zonen harmonischer Ordnung“, die in die Hangoberfläche eingebettet sind
Im Unterschied zur Steelpan, deren Spielfläche so bearbeitet ist, dass sich die einzelnen Klangfelder möglichst wenig gegenseitig beeinflussen, ist die Stimmung des Hang auf die Integration zu einem Gesamtklang angelegt. Werden der Ding oder einzelne Klangfelder angeregt, so schwingen - der jeweiligen harmonischen Beziehung entsprechend - auch andere Tonfelder und die Helmholtz-Resonanz des Korpus mit. Die Hangbauer sprechen daher von den Tonfeldern auch als „Zonen harmonischer Ordnung“, die in die Hangoberfläche eingebettet sind.
Felix Rohner und Sabina Schärer haben wiederholt darauf hingewiesen, dass das Hang nicht als Trommel missverstanden werden darf: „Wir bauen keine Schlaginstrumente, keine Handpans und auch keine Hang Drums. Trommeln ist eine andere Sprache.“ Ebenso sprechen sie sich gegen die Verwendung von Schlägeln aus. Wie bei zu hartem Schlagen mit der Hand besteht hier die Gefahr, das Hang zu verstimmen. Gefragt ist vielmehr ein sensibles Dosieren der Energie durch die Hände des Hangspielers, ein Berühren, Antippen, Anregen, leichtes Anschlagen, Streichen und Zupfen der Hangoberfläche. Stärkeres frontales Schlagen führt nicht zu einer Intensivierung des Klanges wie bei einer Trommel, sondern verengt und verzerrt ihn.
Die Basis des Hangspiels bildet die Integration von Gu und Ding zu einem Gesamtklang. Sie wird durch Veränderung des Beinwinkels (bei waagerechter Haltung des Hang auf dem Schoß) oder durch Einführen einer Hand in die Gu-Öffnung (bei senkrechter Haltung) erreicht. Die Helmholtz-Resonanz des Gefäßes liegt dann genau eine Oktave unterhalb der Frequenz des Ding. Diese akustische Kopplung von Ding und Gu bringt das Hang in einen Resonanzzustand, die dem Hangspieler die Gestaltung des Klangs durch feinste Anregungen ermöglicht.
Es war also tatsächlich die Faszination dieses Instruments, die Andreas dazu brachten, sein gesamtes bisheriges Leben aufzugeben und sich allein dem Handpanspiel zu widmen. Zunächst einmal waren allerdings einige Probleme zu überwinden, denn eine Handpan ist nicht so einfach zu erhalten, zumindest nicht im Musikgeschäft um die Ecke. Seine Handpan, die er liebevoll "Die Schüssel" nennt, konnte er letztendlich in Dortmund erwerben. Dann begann die eigentliche Arbeit, das spielen lernen! Aber wenn man, wie man so sagt, seine Bestimmung gefunden hat, ist das letztendlich nur noch eine Frage der Zeit.
"Deutsch-Türkischen Literatur- und Freundschaftsfestival Regensburg"
Und so ist Andreas heute nicht nur in der Lage als Solist sein Repertoire zu präsentieren, auch in der Kooperation mit anderen Solo-Musikern zeigt er sein Können auf der Handpan. Es machte zumindest auch uns viel Freude, ihn immer wieder zu beobachten und dem Klang seines Instruments zu lauschen. Noch dazu ist er eine wirklich bemerkenswert liebenswürdige Person. Wir konnten einige wirklich tiefgehende Gespräche miteinander führen und Andreas letztendlich auch von unseren weiteren Projektideen berichten. So hoffen wir auch auf ein Zusammentreffen im Oktober zum "Deutsch-Türkischen Literatur- und Freundschaftsfestival Regensburg" vom 16. bis 19. Oktober im Haus des Evangelischen Bildungswerks.
Als dann am Samstag unser Freund und Unterstützer Chris mit seiner Regensburger Band "Mehr Brauchst Ned" nach seinem Auftritt bei uns am Projektfahrzeug war, fand sich nur wenig später auch Andreas ein. Schnell war auch der Rest der Band verständigt und Andreas konnte ein wenig seines Könnens vorführen. Auch wieder so überzeugend, das die Einladung nach Regensburg mehrfach wiederholt wurde. Vielleicht gibt es auch dort eine Session zwischen dem Straßenmusiker Andreas und einer der semi-professionellen Bands unseres Freundes Chris. Man darf sich darauf freuen.
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