Vorstellung des „Lexikon des Dialogs“ in Ankara!
- Geschrieben von Portal Editor
Wenn Menschen verschiedener Weltanschauungen oder Religionen aufeinander treffen, ist die Sprache oftmals ein Problem.
Selbst wenn beide Seiten sich auf eine Fremdsprache in ihrer Kommunikation einigen, sind Auffassungen und Bedeutungen der Worte oftmals derartig unterschiedlich geprägt, das sich aus den daraus entstehenden Missverständnissen leicht Konflikte entwickeln. Dieses Problem hatte schon vor Jahren auch der frühere Bundesverfassungsrichter Paul Kirchhof erkannt und in der Folge ein "Lexikon des Dialogs" entwickelt, das Grundbegriffe der Religion und des Gemeinwesens aus christlicher wie auch muslimischer Sicht erklärt. Vor einigen Monaten in Deutschland erschienen, wird das Lexikon jetzt auch in der Türkei in Ankara offiziell vorgestellt.
Der Heidelberger Staatsrechtler Paul Kirchhof nimmt in dieser Woche an einer Veranstaltung mit türkischen Wissenschaftlern an der Universität Ankara teil, wie jetzt die deutsche Botschaft in der türkischen Hauptstadt bekannt gab. Im Rahmen dieser Veranstaltung wird auch das Lexikon des Dialogs der Öffentlichkeit in der Türkei präsentiert. Das zweibändige Lexikon soll zum besseren Verständnis der Gläubigen untereinander, insbesondere zwischen Islam und Christentum beitragen.
Schon die Wahl des Begriffs Dialog deutet auf die Ausrichtung des Lexikons hin, denn schon Isaac sieht folgende Dialog-Fähigkeiten als elementar an:
• Zuhören als das auf sich wirken Lassen des Gehörten aus einem inneren Schweigen heraus.
• Respektieren als das Verzichten auf jede Form von Abwehr, Schuldzuweisung, Abwertung oder Kritik gegenüber den Dialogpartnern.
• Suspendieren als Erkennen und Beobachten eigener Gedanken, Emotionen und Meinungen, ohne in eine Fixie zu verfallen.
• Artikulieren als das Finden der eigenen, authentischen Sprache und des Aussprechens der eigenen Wahrheit.
Ziel ist es, eine gemeinsame Sprache zu finden
Der ehemalige Bundesverfassungsrichter Paul Kirchhof erläutert in dem Lexikon gemeinsam mit Wissenschaftlern aus Deutschland und der Türkei jeweils rund 300 Grundbegriffe aus der Sicht des Christentums und des Islams in deutscher und in türkischer Sprache. Darunter sind Begriffe wie „Gott“, „Friede“, „Demokratie“ oder „Dschihad“. Theologen und Religionswissenschaftler aus Deutschland und der Türkei erläutern auch Begriffe von Abendmahl bis Zwangsheirat - oft aus der Sicht beider Religionen, wodurch erst die unterschiedlichen Auffassungen deutlich werden.
„Ziel ist es, eine gemeinsame Sprache zu finden“, sagte der Theologie-Professor Richard Heinzmann, einer der Autoren und Herausgeber, anlässlich der Vorstellung des Buches. „Die Worte haben oft unterschiedliche Bedeutungsinhalte.“ So verstünden Christen und Muslime etwa unter dem Begriff Menschenwürde ganz unterschiedliche Dinge.
Während der Veranstaltung in Ankara wird sich Kirchhof unter anderen mit Mualla Selçuk, Professorin für Religionspädagogik und Mitherausgeberin des Werkes, treffen. Kirchhof ist auch Kuratoriumsvorsitzender der Eugen-Biser-Stiftung, die das Werk herausgegeben hat.
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