Seidenspinner - Eiablage auf der Merlot Weinflasche

Seidenspinner - Eiablage auf der Merlot Weinflasche

Nach einer weiteren ausgiebigen Wanderung durch die Berge des Galicica Nationalparks am Ohridsee hatte Sven zum abendlichen Barbeque eingeladen, der wir gerne gefolgt sind.

Unsere Tagesetappe war durchaus anstrengend, aber auch recht informativ und viel versprechend als Routenvorschlag ausgefallen, so das wir uns alle auf einen gemütlichen Tagesausklang mit köstlichem Grillgut bei einem Glas Wein freuten.

Gerade war Sven mit einer Flasche Merlot in Hand von seinem "Campermobil" zurück, als er, sichtlich erschrocken, auf ein "Flugobjekt mächtiger Art" auf der Weinflasche hinwies. Natürlich lenkten wir alle unsere Blicke auf die Flasche in seiner Hand, denn das Flugobjekt machte keinerlei Anstalten, sich wieder zu entfernen. Ein Weinkenner unter den Schmetterlingen?

Selbst als wir uns mit der Kamera näherten, blieb das Tier ruhig sitzen - ja, es begann gar mit der Eiablage auf der Weinflasche, sehr kurios. Schnell waren auch weitere Camper zur Stelle, die das Tier eindeutig als Seidenspinner Weibchen zuordnen konnten, das wohl schon dem Tode sehr nahe war, denn nach der Eiablage stirbt das Weibchen. Die zunächst gelben Eier werden bald dunkler und schließlich grau. Sie sind dann oval, abgeflacht, 1 bis 1,5 Millimeter lang und schiefergrau gefärbt, wobei die Farbe zum Teil ins Bläuliche, Violette oder Grünliche spielt. Unbefruchtete Eier bleiben gelb und trocknen aus. Aus den befruchteten Eiern schlüpfen nach dem Überwintern die Seidenraupen. Die Paarung der Seidenspinner Schmetterlinge dauert übrigens sechs bis acht Stunden. Danach legt das Weibchen in wenigen Tagen zirka 400 Eier.

Als Seidenspinner oder Maulbeerspinner, die ursprünglich aus China stammen, werden auch verschiedene andere Schmetterlingsarten bezeichnet, die ebenfalls zur Gewinnung von Seide genutzt werden. Darunter etwa der Götterbaum-Spinner (Samia cynthia), welcher sich von den Blättern des Götterbaumes ernährt.

Der Mensch nutzte schon früh die Fähigkeiten der Raupen des Seidenspinners, der „Seidenraupen“, zur Erzeugung von Seide. Durch die Verbreitung der Seidenherstellung wurde er bis heute auch außerhalb seines ursprünglichen Lebensraumes verbreitet, unter anderem in Südeuropa.

Die Raupe wird nach der ersten Häutung perlgrau, teils ins Bräunliche, teils ins Gelbliche neigend. Die Seidenraupe häutet sich viermal und 30 bis 35 Tage nach dem Ausschlüpfen aus dem Ei ist sie spinnreif. Die Spinndrüsen der Raupe bestehen aus einem vielfach gewundenen Schlauch, dessen hinterer Teil die aus Proteinen bestehende Seidensubstanz absondert. Das Seidenmaterial wird durch dünne Ausführungsgänge zu der im Kopf gelegenen Spinnwarze und von dort aus dem Körper geleitet. Die aus der Spinnwarze austretende Substanz erhärtet an der Luft sofort zu einem Faden.

Indem die Raupe beim Austreten des Materials gezielte Kopfbewegungen macht, legt sie Fadenwindung für Fadenwindung um sich herum. Nach dem anfänglichen Ausstoß einer unregelmäßigen, lockeren Fasermasse, der „Wattseide“, ist sie in kurzer Zeit von einem dichten Seidengespinst, dem Kokon, eingeschlossen. Dieser Kokon besteht aus einem einzigen bis zu 900 Meter langen Faden. Der Kokon ist länglich-oval, bei den einheimischen Rassen strohgelb, bei den japanischen Rassen grünlich, bei den Weißspinnern weiß. Acht Tage nach dem Einspinnen verpuppt sich die Seidenraupe, nach weiteren acht Tagen schlüpft der Schmetterling, wobei er den Kokon durch eine bräunliche Flüssigkeit an einer Stelle auflöst.

Wir hatten mittlerweile, auch aufgrund einsetzendes Hungers, unsere Betrachtungen des Seidenspinners beendet, die Flasche Merlot vorsichtig zur Seite gelegt und uns an unsere Campingtische begeben. Statt des Weines gab es nun ein Feierabendbier, auch gut. Am nächsten Morgen war unser Seidenspinner verschwunden. Vielleicht war die Flasche doch kein so guter Eiablageplatz.

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