Milchorange oder Maclura - Thessaloniki verwirrt Gäste
- Geschrieben von Portal Editor
Bereits im letzten Jahr waren uns in unmittelbarer Nähe des Weißen Turms merkwürdige grüne Kugeln auf dem Boden aufgefallen, die grünen Tennisbällen zum Verwechseln ähnlich sahen.
Beim Blick nach oben wurde dann klar, dass es sich um die Früchte eines Baumes handelt und den wir, in Unkenntnis des richtigen Namens, kurzer Hand den Tennisballbaum nannten. Während des jetzigen Rundgang kam ein weiterer Name ins Spiel, der auch eine gewisse Ähnlichkeit enthielt: der Brokkolibaum. Die Zeit war reif für die Klärung des wirklichen Namens.
Glücklicherweise konnten wir unmittelbar einige Fotos in die facebook-Seite von Dr. Robert Krickl Natur-Was?Wie?Wo? einstellen, die schnell und kompetent in Erkennungsfragen weiterhilft, wenn es um die Natur geht. Schon am Abend war das Ergebnis da:
Maclura pomifera, zu deutsch Milchorange oder Osagedorn, wächst als Laub abwerfender Baum und erreicht Wuchshöhen von bis zu 15 Meter und Kronendurchmesser von bis zu 12 Meter. Die Borke ist dunkelbraun und rissig. Die dornbewehrten Äste bilden eine offene und unregelmäßige Baumkrone. Die Laubblätter sind oval und dunkelgrün. Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet des Osagedorns im Grenzgebiet von Texas, Arkansas und Oklahoma war das Siedlungsgebiet des Indianerstamms der Osage, nach denen der Baum benannt wurde. Als Material für die Herstellung von Bögen wurde das Holz von den Indianern über das natürliche Verbreitungsgebiet hinaus gehandelt. Osagedorn ein hervorragendes Holz zur Herstellung von Bögen, da das gelbe Splintholz extrem zäh und Zugfest ist und das braune Kernholz sehr druckfest, ähnlich wie bei der Eibe, die für die englischen Langbögen verwendet wurde. Der Osagedorn ist noch heute (neben der Eibe) im traditionellen Bogenbau als eines der leistungsstärksten Hölzer sehr beliebt, auf Grund seines unregelmäßigen Wuchses jedoch recht anspruchsvoll in der Bearbeitung.
Osagedorn diente als „lebender Zaunpfahl“ für die Rinderweiden vieler Farmer, da die stacheligen Zweige undurchdringliche Hecken bilden können. Diese Praxis endete mit der Einführung des Stacheldrahts. Das Holz wird heute noch für Pfosten und Zaunpfähle verwendet, da das Kernholz schädlingsresistent und witterungsbeständig ist. Noch 1804 sandte Meriwether Lewis Stecklinge an Thomas Jefferson, dem damaligen Präsidenten. Seitdem wurde der Milchorangenbaum in den gesamten USA gepflanzt.
Der Milchorangenbaum ist heute in Mitteleuropa bei Scansano (Toskana, Italien) und in Kroatien eingeführt und verbreitet. Er wurde als Zaun bzw. Wegbefestigung angepflanzt. Ansonsten findet man ihn vereinzelt in Mitteleuropa als Straßen- und Parkbaum. Der Osagedorn wurde in Westungarn sehr häufig für Windschutzgürtel kultiviert (neben der Pseudoakazie).
Der Milchorangenbaum beginnt im Alter von 12 bis 15 Jahren Früchte zu tragen. Es werden runzelige und hellgrüne Fruchtverbände gebildet, die aus einsamigen Steinfrüchten zusammengesetzt sind. Diese Steinfruchtverbände sind apfelsinenähnlich, anfangs grün und kugelförmig. Die reifen Fruchtverbände können mit einem Durchmesser von 7 bis 15 Zentimetern die Größe einer kleineren Melone erreichen. Die fleischigen Früchte sind anfangs grün, werden aber gelbgrün, wenn sie zwischen September und Oktober reif werden. Die Früchte duften dann schwach nach Orangen. In Mitteleuropa gelangen sie allerdings praktisch kaum zur Reife. Sie enthalten einen bitteren Milchsaft, durch den sich die Früchte beim Trocknen schwarz verfärben.
Die Früchte werden heute nur noch von Grauhörnchen aufgebrochen, um an die Samen zu gelangen. Nur wenige andere in Nordamerika heimische Tierarten nutzen die Früchte als Nahrung. Dies ist ungewöhnlich, da Pflanzen normalerweise fruchtfleischhaltige Früchte ausbilden, weil sie als Ausbreitungsstrategie die Verdauungsausbreitung (Endochorie) nutzen. Beim Milchorangenbaum wird daher vermutet, dass die Früchte weit vor unserer Zeitrechnung vom Präriemammut, den Mastodons und Riesenfaultieren gefressen wurden. Diese amerikanische Megafauna starb allerdings am Ende der letzten Eiszeit aus.
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