Salz – das weiße Gold der Menschheit
Mit dem Übergang der Menschen vom Sammler und Jäger zum Getreide- und Gemüseanbau war auch ein Problem in der Ernährung sehr eng verknüpft.
Der körperliche Bedarf an Salzen und Mineralien bislang durch die verschiedenen tierischen Produkte, von der sich die Sammler und Jäger bislang hauptsächlich ernährten, auf einfache Art und Weise gedeckt werden, wurde das Thema Salzmangel mit dem Wechsel zum Getreide- und Gemüseanbau sehr akut. Pflanzliche Lebensmittel sind in der Regel recht arm an Natrium und anderen Mineralien, was bei den Menschen schnell zu Mangelerscheinungen und damit zu Krankheiten führt, von den geschmacklicher Verbesserung der Speisen einmal abgesehen. Auf diese Art und Weise wurde Salz sehr schnell zu einem begehrten Produkt, das auch über große Entfernungen gehandelt wurde. Aus der Geschichte hören wir gar von Salzstraßen, an denen entlang die Routen des Handels verliefen.
Natürliche Salzflächen in flachen Becken
Bereits lange Zeit vor den Römern wussten die Küstenbewohner entlang des Mittelmeeres und einiger großer Seen, das es relativ einfach ist, an das weiße Gold des Meeres und das der Salzseen heran zu kommen. In den flachen Strandbereichen wurden mittels niedriger Dämme kleine, flache Seen abgetrennt, in denen man während der heißen Monate das Wasser einfach verdunsten lies.
Übrig blieb eine feine Salzschicht, die je nach Konzentration des Salzgehalts unterschiedlich mächtig sein konnte. Ob das Anlegen der Dämme überhaupt eine menschliche „Erfindung“ ist oder man eher per Zufall auf natürliche Salzflächen in flachen Becken gestoßen war, wird wohl kaum noch geklärt werden können.
Tuz Gölü hat eine Länge von über 80 Kilometern
Als einer der salzreichsten Seen unserer Erde gilt der Tuz Gölü in Zentralanatolien bei Ankara, der neben der Sättigung an Kochsalz (NaCl) im Seewasser mit einem Gesamtsalzgehalt von 31 – 36% eine hohe Konzentration von Sulfat-, Magnesium- und Kalium Ionen aufweist.
Der Tuz Gölü hat eine Länge von über 80 Kilometern mit einer durchschnittlichen Breite von über 50 Kilometern, damit eine Fläche doppelt so groß wie der Bodensee. Allerdings beträgt seine Tiefe selbst nach der Schneeschmelze im Frühjahr nur 30 Zentimeter. Lediglich ein kleiner, etwa 15 Kilometer langer und 7 Kilometer breiter Streifen zeigt eine Wassertiefe von bis zu 1,50 Meter.
Bis zu 8 Zentimeter starke Salzkruste
Aufgrund der großen Hitze in Zentralanatolien verdunstet der größte Teil des Wassers im See in den Monaten Mai bis August. Zurück bleibt eine dicke, bis zu 8 Zentimeter starke Salzkruste, die sich auf dem Bodensediment ablagert. Auf Teilen dieser Kruste bleiben meist einzelne Quadratkilometer große und bis zu 20 Zentimeter tiefe Rest Seen mit hochkonzentrierter Sole (Salz noch in Wasser gelöst) zurück.
Dieser jährlich wiederkehrende Prozess war wohl eines der Anschauungsmodelle für die Menschen, es der Natur gleich zu tun. Zumindest hatte der Mensch schnell gelernt, dass man den Salzertrag steigern kann, wenn die zur Verdunstung angelegten Becken möglichst flach gestaltet, so das sich daraus die sogenannten Salzgärten entwickeln ließen, die man noch heute an den Seen oder am Meer vorfindet.
In „Salzfabriken“ wird dann das Salz gereinigt
Schon Sultan Murat IV lies zur Verbesserung des Ertrags von Salz im Jahr 1639 einen Damm am Tuz Gölü errichten, der den See an seiner engsten Stelle bei Kaldirim in zwei große Becken teilt. Kaldirim liegt am Ende einer etwa 30 Kilometer langen Halbinsel, die sich von Sereflikochisar in den See erstreckt.
Noch heute wird aus den trocken gefallenen Teilen des Sees das Salz gewonnen, allerdings seit Jahrzehnten per technischen Gerät und Loren Bahn, die das Salz dann zu den großen Lagerhaufen transportiert. Schon aus der Ferne sind die Salzberge der ansonsten sehr flachen Region gut zu erkennen. In den sogenannten umliegenden „Salzfabriken“ wird dann das Salz gereinigt und zum Versand fertig verpackt.
Das erste Salzbergwerk der Menschheit bei Hallstadt
Im österreichischen Teil der Alpen bei Hallstatt entstand dagegen um etwa 1.000 vor Christus das vermutlich erste Salzbergwerk der Menschheit. Durch welchen Umstand die damaligen „Bewohner“ der Bergregion darauf kamen, in dieser Einöde nach Salz zu graben, wird auch wohl für immer ein Rätsel bleiben. Mit Bronzepickeln mussten hier lange Stollen in die Felsen getrieben werden, um an das begehrte Salz heran zu kommen. Zunächst allerdings waren mehrere Meter starke Stein- und Geröllschichten mit Hilfe der Bronzepickel zu überwinden.
Mit dem weiteren Vortrieb in das Gestein waren dann auch Stützkonstruktionen aus Holz notwendig, um die Stollen abzusichern. Da Hallstatt noch dazu weit ab von den damaligen Zentren lag, musste die gesamte Logistik der Ver- und Entsorgung der Arbeiter und des Baumaterials geleistet werden. Entsprechend schwierig gestaltete sich auch der Abtransport des abgebauten Salzes.
Mit großen Siedepfannen wurde das Quellwasser verdampft
Mehr als 500 Jahre war das Bergwerk von Hallstatt in Betrieb und versorgte die umliegenden Orte und große Teile Südeuropas mit Salz. Hallstatt wurde zum wichtigsten Zentrum des Salzhandels zu der Zeit. Warum dann mit einem Mal um etwa 400 vor Christus die Einstellung der Salzgewinnung in Hallstatt erfolgte, ist bis heute unbekannt. Erst zur Mitte des 13. Jahrhunderts wird Hallstatt als Salzstandort wieder in schriftlichen Quellen genannt. Erstaunlich auch, das zu dieser Zeit nicht etwa weitere Stollen ausgebaut wurden, sondern das die salzhaltigen Quellen der Umgebung Hallstatt zur Salzgewinnung genutzt wurden. Mit großen Siedepfannen wurde das Quellwasser verdampft, bis das reine Salz als Endprodukt in der Pfanne verblieb.
Woher aber kommen diese Ansammlungen von teilweise so mächtigen Salzlagern, die heute noch unter Tage abgebaut werden? Steinsalzlager sind oftmals mehrere Millionen Jahre alt. Riesige Lagerstätten in Deutschlandgibt es im Bereich des Neckars und oder im Bergischen Land. Auch in den USA, Kanada und Russland findet man riesige Salzlager.
Verdunstungsprozesse des H2O sehr schnell große Ablagerungen des Salzes
Die Wissenschaft ist sich grundlegend einig, dass die Salzlager beim Austrocknen von Ozeanen während der verschiedenen Phasen der Erdgeschichte entstanden sind. Wir wissen heute, dass sich im Laufe der Jahrmillionen durch tektonische Verschiebungen die Landmassen ganz anders auf der Erdoberfläche verteilt hatten.
So gab es über großen Teilen Europas ein riesiges Meer. Trockene und heiße Zeitepochen führten zum Verdunsten des Wassers und damit zum Absinken des Meeresspiegels. Dieses Phänomen galt natürlich besonders für die vom Meer abgetrennten Meeresarme, die nicht mehr über Frischwasserzulauf verfügten. Hier setzen die Verdunstungsprozesse des H2O sehr schnell große Ablagerungen des Salzes frei.
Steinsalz und auch weitere Edelsalze ablagern
Während des Verdunstungsprozesses fallen zuerst Kalk und Dolomit aus dem Wasser aus, später Anhydrit und Gips, bis sich dann das Steinsalz und auch weitere Edelsalze ablagern. Über die Jahrhunderte konnten sich so Salzschichtungen ablagern, die bis zu 60 Meter Mächtigkeit erreichten. Im weiteren Verlauf der Erdgeschichte wurden dann diese Salzlager von anderen Sedimenten abgedeckt und konserviert. Kalkuliert man einen mittleren Salzgehalt von 3,5%, wie er heute noch überwiegend gemessen wird, müsste das Meer über diesem Land etwa 4.000 Meter tief gewesen sein.
Die heute teilweise aufgefundenen Salzlager weisen aber teilweise noch weitaus mächtigere Schichtstärken auf. So gibt es in der norddeutschen Tiefebene unterirdische Salzstöcke, die Schichten von über 1.000 Meter Stärke aufweisen. Hinsichtlich der Entstehung dieser so mächtigen Salzablagerungen sind sich Wissenschaftler bislang noch nicht einig, ob dies allein durch Verdunstung möglich war.
Salz in so mächtigen Schichten ablagern
In der Wissenschaft vermutet man entsprechend, dass es sich nicht um reine Ablagerung von Salzen handeln kann, sondern dass parallel andere Salzkonzentrationsprozesse stattgefunden haben müssen.
Wenn beispielsweise in Meeresarmen, die nicht vollständig vom Meer abgetrennt sind, weiterhin frisches Meerwasser hinzufließt, kann sich die Salzkonzentration langsam erhöhen.
Verdunsten kann über die Oberfläche ja nur reines Wasser. Wenn dann dieser Meeresarm irgendwann in der Erdgeschichte durch Hebung oder Senkung doch komplett von Frischwasser getrennt wurde, konnte sich auch Salz in so mächtigen Schichten ablagern.
Natürlich gibt es gewaltige Qualitätsunterschiede
Heute, in Zeiten von Kochshows gleichermaßen in Kleinasien wie in Europa, finden wir längst nicht mehr nur das reine Kochsalz zur Verbesserung der geschmacklichen Qualität unserer Speisen. Längst ist ein Riesenmarkt entstanden, der Salze von verschiedenen Kontinenten, von verschiedenster Konsistenz und entsprechenden Preisen anbietet. Die Mediziner sind geteilter Meinung. So sagt die eine Gruppe, das wir viel zu salzig essen und damit unserem Körper schaden, andere verweisen auf die vielen positiven Effekte der im Salz enthaltenen Mineralien. Es gilt wie so oft: Das gesunde Mittelmaß ist der richtige Weg. Natürlich gibt es gewaltige Qualitätsunterschiede, die allein schon in der Herstellung bedingt liegen. Und ein natürliches Salz aus dem Himalaya ist geschmacklich einfach anders als das Massenprodukt einer Salzraffinerie.
Bitte lesen Sie auch: