Ankunft in Struga am Ohridsee bei wolkenlosem Himmel
- Geschrieben von Portal Editor
Wir waren am Vormittag von Thessaloniki aufgebrochen, um die 280 Kilometer bis zum Ohridsee nach Struga zum Campingplatz Rino zu fahren. Zur Vermeidung eines Umwegs über die Autobahn, hatten wir unsere Fahrtroute auf der E86 über Edessa gewählt.
Kurz vor dem Vegerotida See entschieden wir uns dann dafür, auch weiterhin der alten E86 in Richtung Kella zu folgen, trotz der "bestimmenden" Stimme des Navis zur Umkehr fuhren wir nicht weiter geradeaus in Richtung Aminteo. Wenig später sollte die Route dann auch etwas abenteuerlich werden, denn es ging in engen Serpentinen ins Gebirge hinein. In Kella dann stießen wir auf das Hinweisschild, dass der Weg hier nach "Yugoslawien" führt. Ein Straßenschild "überdauert" einen Staat!
Neben dem hier obligatorischen Begrüßungsmokka
Wir überquerten die griechisch-mazedonische Grenze in Richtung Bitola (römisch Herakleia Lynkestis, das Ruinenfeld liegt direkt am Rande der Stadt), von wo aus es immer entlang des Baba Gebirgszugs weiter nach Ohrid (römisch Lychnidos) und von dort nach Struga (römisch wahrscheinlich Enhallon) geht. Die Strecke war uns von unseren Erkundungen des letzten Jahres noch gut bekannt, führt sie doch in weiten Teilen immer parallel der alten Route der römischen Via Egnatia. Schon wenig später waren wir am Campingplatz Rino angekommen, wo uns Familie Sadiku, gastfreundlich wie gewohnt, schon erwartete. Neben dem hier obligatorischen Begrüßungsmokka, den die Campinggäste übrigens jeden Tag kostenlos erhalten, hatte Frau Sadiku für uns eine besondere Überraschung vorbereitet: eine traditionell mazedonische Pizza, die aus Maismehl hergestellt wird. Vielleicht verrät sie uns später die Rezeptur!
Die Grenze zu Albanien bei Qafë Thana / Čafasan ist lediglich acht Kilometer entfernt
Struga selbst ist eine Kleinstadt von rund 16.500 Einwohnern im Südwesten Mazedoniens. Wie schon erwähnt, liegt sie direkt am Ohridsee, ist Amtssitz der nach ihr benannten Opština und wird durch den Schwarzen Drin in einen westlichen und in einen östlichen Stadtbereich geteilt. Die Grenze zu Albanien bei Qafë Thana / Čafasan ist lediglich acht Kilometer entfernt; die römische Via Egnatia führte einst, wie die heutige moderne Straße, durch das Shkumbin Tal über Elbasan bis zum Mittelmeer. Hierzu wird es später weitere Berichte geben.
Antike Völker und Stämme wie die Illyrer, die Makedonen und die Griechen siedelten rund um den See und gründeten die Städte Lychnidos (das heutige Ohrid), Enhallon (vielleicht das heutiges Struga) und Damastion.
In der illyrischen Stadt Damastion, dessen Lage nicht bekannt ist, aber durch die dort geprägte Silbermünzen überliefert ist, befand sich eine Silbermine. Die Städte profitierten von Rohstoffen wie Gold und Silber in der Umgebung. Das Siedlungsgebiet am Ohridsee war immer umstritten und Schauplatz von wiederholten Konflikten.
Die Makedonen konnten die Region unter Philipp II. (359–336 v. Chr.) unter ihre Herrschaft bringen. Um die erste Jahrtausendwende war Ohrid kurze Zeit die Hauptstadt des bulgarischen Reiches.
Handelsstraße Via Egnatia verlief in dieser Zeit durch Enhallon
Die illyrischen Bryger und Encheläer waren wohl die ersten Völker, die geschichtlich den Ort besiedelten. Später kamen die ebenfalls illyrischen Dassareten hinzu. Mit dem Verlauf der Jahrhunderte entwickelte sich die Fischersiedlung in einen stadtähnlichen Ort, welcher Enhallon (mögliche Bedeutung: „Aal“) genannt wurde. Bisher wurde jedoch diese Vorgängerstadt von Struga nicht lokalisiert.
Der antike Historiker Polybios erwähnt Enhallon in seinen Werken und sagt, dass der Ort ab 359 v. Chr. zusammen mit dem benachbarten Lychnidos und anderen Städten am Ohridsee von Philipp II. erobert wurde. Die Stadt war Teil des antiken Makedonien bis ins Jahr 148 v. Chr., wo sie dann von den Römern in ihr Reich einverleibt wurde. Die wichtige römische Handelsstraße Via Egnatia verlief in dieser Zeit durch Enhallon, die die östliche Adriaküste mit Thessaloniki und Konstantinopel verband. Um die erste Jahrtausendwende war Ohrid kurze Zeit die Hauptstadt des bulgarischen Reiches.
So ist auch die Kirche Heiliger Erasmus
Mit der Verbreitung des Christentums ab dem 3. Jahrhundert n. Chr. zerstörte man die antiken Tempel und auf ihrem Grund wurden Basiliken errichtet, die zum Frühchristentum gehörten. Viele Überreste dieser Basiliken wurden in der Umgebung von Struga entdeckt. So ist auch die Kirche Heiliger Erasmus – rund neun Kilometer östlich vom Stadtzentrum an der Straße nach Ohrid gelegen – die erste christliche Missionierung im Gebiet (ca. 6. Jahrhundert).
Im 6. Jahrhundert werden Enhallon, Lychnidos und andere Siedlungen um den See Teil des Oströmischen (Byzantinischen) Reiches. In dieser Zeit siedelt sich der slawische Stamm der Wersiten in der Region an.
Am ganzen Seeufer der Stadt wachsen Schilfrohre
In der unmittelbaren Umgebung des heutigen Stadtgebiets von Struga gibt es so gut wie keine Wälder, wie dies auf der ganzen Hochebene der Fall ist. Die einst hier landwirtschaftlich genutzten Äcker wurden für Gemüse, Getreide, weniger für die Viehzucht genutzt. Die Landwirtschaft ist heute mehrheitlich verfallen. Nur einzelne Familien und Gewerbebetriebe bebauen noch die fruchtbare Niederung von Struga. Viele Äcker sind entsprechend von Bäumen und wilden Sträuchern bewachsen. Einst wurde das ganze Drin-Tal in Struga landwirtschaftlich bebaut. Damals waren die Anbauprodukte Mais, Kartoffeln, Tomaten, Sonnenblumen, vereinzelt auch Weizen und vor allem Peperoni. Heute werden diese Pflanzen meist in Gärten in vielen Dörfern des Tales und auf wenigen Äckern in der Niederung angebaut. Weite Flächen des Tales sind verwildert. Am ganzen Seeufer der Stadt wachsen Schilfrohre, was auf intakte Natur rück schließen lässt, nur im Westen des Stadtgebiets gibt es größere freie Kieselstrände.
In den letzten Jahren sind viele Dörfer in der Gemeinde aufgrund von geringen Erwerbsmöglichkeiten verlassen worden, was zu Problemen innerhalb der Gemeinden geführt hat. Fischerei wird heute noch kaum betrieben; es gibt jedoch noch ein paar wenige Firmen, die vor allem die bekannte Ohridforelle züchten. Das größte Unternehmen dieser Art befindet sich im benachbarten Dorf Šum / Shum. Erst mit dem Beginn des Tourismus konnte diese Landflucht zumindest gestoppt werden.
Heute ist der Tourismus wohl der wichtigste Wirtschaftsfaktor während der Sommersaison und während des Jahreswechsels (Neujahr). An den Stränden von Struga sind in den letzten Jahren – wie in Ohrid und Pogradec (Albanien) auch – viele Hotels und Restaurants entstanden. Vor allem kommen Touristen aus Mazedonien, dem Kosovo, Albanien, Bulgarien, Griechenland und Serbien in die Stadt am Drin. Seit einigen Jahren sieht man vermehrt auch Holländer und Japaner.
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