Vevčani - Dorfcharakter und dörfliche Animositäten

Vevčani - Dorfcharakter

Nach der Besichtigung der Quellen und Wasserfälle waren wir noch nicht sehr weit in Richtung Dorfzentrum Vevčani gegangen, als uns zunächst ein Kiosk an der Dorfstraße auffiel, der seine zu verkaufenden Kästen mit Bier im Quellwasser kühlte.

Richtig, denn selbst jetzt im Juli ist das Quellwasser nur wenige Grade warm. Nett und freundlich teilte uns die Kioskbesitzerin mit, das sie seit Jahrzehnten so arbeiten würde und sich damit große Kühlschränke und damit hohe Energiekosten erspare.

Wasserläufe im Dorf Vevčani

vevcani wasserlauf 09Übrigens waren wir sowohl in den Städten als auch im "platten" Land wie auch hier in Vevčani erstaunt, das jeder zumindest einige Brocken Englisch sprechen oder verstehen konnte, kein Vergleich mit vielen anderen Ländern, wo man oftmals auf wirkliche Sturköpfe hinsichtlich der Verwendung von Fremdsprachen trifft.

Welch entscheidende Rolle, nicht nur hinsichtlich der Kühlung der Getränke, das Wasser hier im Ort Vevčani spielt, sollten wir gleich an mehreren Beispielen erfahren. So gab es zunächst eine funktionstüchtige Getreidemühle genauso wie etwas später auch eine mit Wasser betriebene Gattersäge zur Herstellung von Balken und Brettern etwa in Dorfmitte.

Kurze Pause beim mazedonischen Cappucino

vevcani dorfcharakter 04Wir unterbrachen unseren Rundgang durch die engen und teilweise steilen Gassen des Dorfes, um in einem wirklich toll eingerichtetem Restaurant einen mazedonischen Cappuccino mit Eiskrem und Baglava zu verspeisen. Hmm, sehr lecker. Allein die Zusammenstellung deutet schon auf die internationale Gästeliste hier im Ort hin.

Nur wenig später sollten wir von einem wirklichen Kuriosum hier im Ort erfahren, denn wir hatten schon an einem Stand direkt am Eingang zu den Quellen "Pässe" gesehen, die hier zum Verkauf angeboten wurden. Jetzt begegneten wir diesem Passverkauf erneut. Einmal neugierig, wollten wir natürlich erfahren, was den Hintergrund zu diesen Passverkäufen bildete. Und wer nicht fragt - bleibt dumm!

Der Vevčani Notfall!

vevcani dorfcharakter 05Der Vevčani Notfall ereignete sich am 26. Mai und erneut am 7. August des Jahres 1987. Die Einwohner des Dorfes Vevčani wandten sich an diesen Tagen mit aller ihnen zur Verfügung stehenden Macht gegen eine Entscheidung der jugoslawischen Regierung, das Wasser aus den Quellen von Vevčani nach Struga umzuleiten. Schon länger gab es Auseinandersetzungen mit Struga, da dort behauptet wurde, das Wasser würde der Stadt Struga gehören. An beiden genannten Tagen gab es so heftige Auseinandersetzungen, das viele zusätzliche Polizeikräfte eingesetzt werden mussten, um die Situation zu bereinigen. Die Bewohner Vevčani´s ließen Rufe nach mehr Demokratie und Freiheit laut werden, die auch von der jugoslawischen Regierung gehört wurden. So entstand der Ruf nach der unabhängigen Republik Vevčani, geplant von den Bewohnern des Dorfes.

Selbst eine eigene Währung gibt es!

vevcani dorfcharakter 02Mit dem Niedergang des Kommunismus nutzten die Bewohner von Vevčani diese längst vergangenen Geschichten, um dem langsam wachsenden Tourismus zusätzliche Impulse zu geben. So entstand die unabhängige Republik Vevčani inmitten des Dorfes. Um den Charakter der Unabhängigkeit noch weiter zu befördern, erklärte die "Unabhängige Republik von Vevčani" im Jahr 2002 die Einführung des "Vevčani Ličnici", einer unabhängigen Währung in ihrer Republik. Der "Ličnici" wird in folgenden Größen produziert: 1, 2, 5, 10, 50, 100, 500 and 1,000,- (natürlich nur zu touristischen Zwecken). Herausgeber der Münzen war der Künstler Simun Lesoski.

Damit war natürlich schlagartig klar, das man auch einen eigenständigen Reisepass benötigen würde. Eine nette Geschichte zur Erweiterung des örtlichen Tourismus.

Der Vevčani-Radožda Dialekt

vevcani dorfcharakter 07Es sei noch angemerkt, das die Bewohner Vevčani´s auch einen einzigartigen Dialekt sprechen, der sich deutlich vom Rest Mazedoniens unterscheidet, dem Vevčani-Radožda Dialekt. Noch in drei weiteren Dörfern findet man Überreste dieses sehr traditionellen Dialekts, so in Radožda and Mali Vlai und im albanischen Dorf Lin.

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