Camping am Ohridsee bei Struga? Erste Schritte!

Camping am Ohridsee bei Struga

Familiäre Herzlichkeit und erste offene Gespräche bereits am Abend unserer Ankunft hatten für großes Interesse an unserem Projekt gesorgt, so dass es doch zu einem "langen Abend" im kleinen Restaurant kam.

Familiäre Herzlichkeit und erste offene Gespräche bereits am Abend unserer Ankunft hatten für großes Interesse an unserem Projekt gesorgt, so dass es doch zu einem "langen Abend" im kleinen Restaurant kam.

Unsere Bekanntschaft zu Marietta van Attekum

struga rundfahrt 03Wie sicherlich schon vermutet, hatte uns auch diesmal die Recherche im Internet den Kontakt zu Perparim und seiner Familie gebracht, die am Ohridsee ein kleines Restaurant mit Parkplatz am Seeufer betreiben. Man spricht Englisch, auch ein wenig Deutsch. So konnten wir den Parkplatz zum Abstellen unseres Wohnwagengefährts nutzen, noch ohne die Erkenntnis, das aus diesem Platz einmal ein recht idyllischer Campingplatz werden wird.

Natürlich war auch der Familie um Perparim bekannt, das einst die antike Via Egnatia durch Struga führte, zumal es einige historische Ruinen im Umfeld gab, dessen Funktionen allerdings nicht bekannt sind, da sie bislang nicht erforscht wurden. Wir bemerkten schnell, das besonders Perparims Vater recht gut über die antike Vergangenheit der Region Bescheid wusste. So war denn auch das Interesse groß, als wir von unserer Bekanntschaft zu Marietta van Attekum berichteten, die den Wanderweg entlang der Via Egnatia im Sinne lokaler Tourismusförderung ausbauen möchte. Zum Abschluss des ersten Abends verabredeten wir uns mit Perparim, um eine erste Orts Erkundung der unmittelbaren Umgebung am kommenden Morgen durchzuführen.

So fand man Steinwerkzeuge, Knochen und Waffen aus der frühen Steinzeit.

struga rundfahrt 05Struga liegt am nördlichen Ufer des Ohridsees, unweit der Grenze zu Albanien. Wir waren zunächst erstaunt, als wir am nächsten Morgen mit Perparim durch den Ort fuhren und an vielen Häusern die albanische Flagge wehen sahen.

Struga zählt etwa 16.700 Einwohner wovon sich etwa 5.300 der ethnisch-albanischen Volksgruppe zurechnen, auch etwa 900 ethnisch-türkische Bewohner zählt die Stadt.

Entsprechend wird Struga heute von zwei Religionen hauptsächlich geprägt: dem orthodoxen Christentum und dem sunnitischen Islam, friedlich und respektvoll nebeneinander.

struga rundfahrt 09Wir fahren entlang des Seeufers und erfahren, das es während des Neolithikum, vergleichbar zu Bodensee, erste Siedler gab, die am Ufer des Ohridsees Pfahlbausiedlungen gründeten und vom Fischfang lebten. So fand man Steinwerkzeuge, Knochen und Waffen aus der frühen Steinzeit. Die Fischer gehörten den Volksgruppen der illyrischen Bryger und Encheläer an, entsprechend hieß die sich aus den Pfahlbauten entwickelnde Stadt Enhallon.

Aus den Werken des Historikers Polybios wissen wir, das Enhallon wie auch Lychnidos, das moderne Ohrid, im Jahr 359 vor Christus von Philipp II erobert wurde und damit zum antiken Makedonien gehörte. Mit der "Übernahme" durch die Römer im Jahr 148 vor Christus entstand die Via Egnatia, die auch durch Enhallon, sprich Struga, führte.

Leider ist der genaue Verlauf der Römerstrasse entlang des Ohridsees nicht erforscht, es ist aber davon auszugehen, das es eine größere Schleife gegeben haben muss, da die Uferregion aufgrund des ausfließenden Flusses Schwarze Drin recht sumpfig gewesen sein muss.

Vielzahl solch antiker Ruinen in der Umgebung von Struga

struga rundfahrt 10Wenig später führt uns Perparim an die Grundruinen eines Bauwerk, das wohl einmal eine Basilika gewesen sein muss.

Ab dem 3. Jahrhundert nach Christus verbreitete sich das Christentum recht schnell, man zerstörte die antiken, römischen Tempel, nutzte große Teile des vorhandenen Baumaterials und erbaute daraus erste Basiliken auf den alten Fundamenten.

Es gibt eine Vielzahl solch antiker Ruinen in der Umgebung von Struga, dazu zählt auch die Kirche Heiliger Erasmus, etwa neun Kilometer östlich vom Stadtzentrum an der Straße nach Ohrid gelegen, die als erste christliche Missionierung im Gebiet gilt.

struga rundfahrt 13Als um das Jahr 1394 die Osmanen die Region am Ohridsee eroberten, kam mit ihnen erstmal auch der sunnitische Islam auf den Balkan, hin und wieder wanderten auch Sufisten ein und gründeten ihre Tekken. Der auch durch das Schreiben von Tagebüchern bekannte venezianische Botschafter Lorenzo Bernardo verbrachte während einer Reise von Venedig nach Konstantinopel vom 21. auf den 22. Mai 1591 eine Nacht in einer Karawanserei bei Struga.

Er beschreibt die Stadt eher als Dorf, lobt aber die Ebene am Ohridsee als äußerst fruchtbar, auch den hiesigen Wein und die spezielle Ohridforelle lobt er als äußerst schmackhaft. Im Jahr 1668 kommt der osmanische Reiseschriftsteller Evliya Celebi in die Stadt. Er beschreibt den Ort als fortschrittlich mit immerhin 301 zweistöckigen Häusern und 40 Geschäften, die alle über Ziegeldächer verfügen und von Obstgärten und Weinreben umgeben sind. Auch eine hölzernen Brücke über den Drin, die auf 12 Pfeilern als persönliches Serail, d.h. seinem persönlicher Palast von dem Großgrundbesitzer Emin Agha, errichtet worden war, beschreibt Celebi. Aus dieser Zeit entstammt die sunnitische Große Moschee in der Altstadt von Struga sowie auch die Halveti-Hayati-Tekke eines Sufi-Ordens.

Struga auch "Stadt der Brücken" genannt

struga rundfahrt 11Während wir durch die Stadt fahren, bemerken wir den noch vorhandenen Einfluss der osmanischen Bauweise doch recht deutlich, typisch sind die zweistöckigen Häuser. Leider, so berichtet unser Stadtführer, wurden viele der historischen Häuser im Stadtkern abgerissen und durch "moderne" Bauten und Restaurants ersetzt. Über Jahre sei man seitens der Behörden kaum gegen das illegale und unkontrollierte Bauen vorgegangen. Bemerkenswert ist der große Basar im Westen der Stadt, der einer der größten Wochenmärkte in der Region ist. Natürlich ist der Fisch hier wesentlicher Bestandteil des Markangebots.

Fünf von den Anwohnern gern aufgesuchte Brücken führen über den Schwarzen Drin, weshalb Struga auch "Stadt der Brücken" genannt wird. Im Sommer ist die Innenstadt und der Standbereich beliebter Ausflugsort für Touristen aus der Umgebung, aber auch aus dem benachbarten Ausland. Kein Wunder also, dass sich Restaurants, Bars und Cafes stark ausbreiten konnten.

water museumZum Abschluss unserer Rundfahrt führt uns Perparim zu einer uralten Felsenkirche, die als solche zunächst nicht erkennbar ist, denn ein relativ neuer Bau verbirgt die Felsenkirche. Über eine normale Treppe geht es zunächst hinauf in das zweite Geschoss, dann durch enge Gänge und eine steile Treppe wieder hinab in die Räume der Felsenkirche. Zu gern würden wir an dieser Stelle mehr erfahren, leider mangelte es an bislang an Untersuchungen und entsprechenden Erkenntnissen.

Wir fahren zurück zum Campingplatz, auch um das Gesehene zunächst einmal zu verarbeiten. Für den kommenden Tag ist bereits ein Ausflug nach Ohrid geplant.

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