Strandsegeln auf den Flächen des IJmuden-Strandes

Strandsegeln auf den weiten Sandflächen des IJmuden-Strandes

Das Strandsegeln auf Sandstränden der Küsten hat eine lange Tradition, die in Europa, hier insbesondere in Norddeutschland und an der holländische Nordseeküste, bis um 1600 zurückreicht.

Zunächst hatten die Chinesen, deren windreiche Ebenen im Norden günstige Voraussetzungen für die Nutzung der Windenergie boten, die ersten Landsegler um 500 nach Christus gebaut woraus sich dann die eigentlichen Strandsegler entwickelten.

Bei einem unserer Spaziergänge am ewig weiten Strand vor den Dünen waren wir auf zahlreiche touristische Strandsegler und ihren Guide gestoßen und somit gleich in ein Gespräch verwickelt worden. Hier war ein großes Dreieck zu umfahren, das unter Anleitung des Guides als Schulung für das Handling des Strandseglers umgesetzt wurde.

strandsegler 2Beim Bau des Nordseekanals wurde die IJ-Bucht der Zuiderzee genutzt, die durch den Kanal eine Mündung (niederländisch Muide) in die Nordsee erhielt. Die Stadt breitete sich am Südrand der Einfahrt zum Nordseekanal aus und entwickelte sich dann zu einem wichtigen Fischerei- und Versorgungshafen für die niederländischen Bohrinseln in der Nordsee. Beherrschendes Element der Stadt ist die große Schleusenanlage mit dem großen Leuchtturm und das Stahlwerk mit Hochöfen im Norden. Der Hafen ist gemessen am Umschlag der drittgrößte der Niederlande nach Rotterdam und Amsterdam. Heute ist es eher der riesige Sandstrand vor den Dünen, der die Menschen in die Region lockt.

Chinesen nutzen erstmals Windenergie zum Transport an Land

strandsegler 1Die Erfindung „Segler an Land“ soll der Ersterwähnung im Buch vom „Meister der goldenen Halle“ zufolge, das dem Gelehrtenkaiser Liang (Regierungszeit 552–554 n. Chr.) zugeordnet wird, von dem Philosophen Kao-ts'ang gemacht worden sein. Der Wagen konnte gemäß der Beschreibung 30 Personen befördern und viele hundert Kilometer am Tag zurücklegen. Auf der berühmten Chinakarte des flämischen Kartographen Abraham Ortelius aus dem Jahre 1584 sind mehrere Segelwagen an der Küste dargestellt. Die Karte stammt aus dem Atlas "Theatrum Orbis Terrarum" und ist die erste in Europa erschienene Detailkarte von China.

Die Berichte europäischer Reisender von den chinesischen Windwagen wirkten anregend auf die Phantasie der Europäer und wurden in der Folge auch von Dichtern aufgegriffen.1589 schrieb Jan Huygen van Linschoten in seinem Buch Itinerario: „Die Chinesen sind großartige und einfallsreiche Handwerker, was schon das Kunsthandwerk aus diesem Land zeigt. Sie bauen und benutzen Karren mit Segeln und Rädern, die so geschickt gefertigt sind, dass sie auf dem Felde vom Wind vorangetrieben werden – gerade so als führen sie auf dem Wasser.“

Windgetriebene Landfahrzeuge kommen nach Europa

strandsegler 3In Europa baute der Mathematiker, Physiker und Wasserbauingenieur Simon Stevin (1548–1620), angeregt von den Berichten über die Landsegler in China, für Prinz Moritz von Oranien den ersten Segelwagen.

Stevin fuhr ungefähr im Jahr 1600 mit Prinz Moritz von Oranje und 26 anderen Personen an der Küste von Scheveningen und Petten. Teilnehmer einer der Fahrten war auch der Gelehrte Grotius.

Das Fahrzeug legte in weniger als zwei Stunden eine Strecke von etwa 95 km zurück.

Ein Modell des Wagens wurde bis 1802 aufbewahrt. Die damals vor allem in Holland gebauten Landsegler erreichten Geschwindigkeiten von 50 km/h.

Entwicklung der Strandsegler zum Sportgerät

strandsegler 5Eine Hochburg des Strandsegelsports in Deutschland ist Sankt Peter-Ording, wobei auf dem dortigen genau festgelegten Strandabschnitt eine Mitgliedschaft im Yachtclub St. Peter-Ording vorgeschrieben ist. In Deutschland ist, wie in anderen Ländern auch, ein Segelschein vorgeschrieben. Dieses ist ein spezieller Führerschein für Land- und Strandsegler. Des Weiteren wird in Deutschland eine spezielle Haftpflichtversicherung benötigt, welche ausdrücklich das Risiko des Strandsegelns deckt.

Darüber hinaus wird Strandsegeln auch auf den Ostfriesischen Inseln Borkum, Juist, Norderney und Langeoog ausgeübt. Ein ebenfalls gut geeignetes Revier mit ausgewiesenem Strand für das Strandsegeln und einem ansässigen Verein liegt im Süden der Insel Rømø in Dänemark am Sønderstrand. Auch auf der ca. 30 km weiter nördlich gelegenen dänischen Nordseeinsel Fanø befindet sich am Strand von Rindby ein 3 km langer, für Surfer, Strandsegler und Kite-Buggies ausgewiesener Abschnitt.

Waren die Strandsegler also ursprünglich vierrädrige Nutz- bzw. Lastenfahrzeuge, so werden heutige Strandsegler fast ausschließlich als Sportgeräte verwendet.

Form und Ausführung der Strandsegler

strandsegler 6In der Regel gleicht ein moderner Strandsegler einem Kajak auf drei Rädern mit einem Segel. Einfachere Modelle bestehen auch nur aus einem unverkleideten Rohrrahmen. Der Strandsegler wird von einem Fahrer über ein lenkbares Vorderrad gesteuert. Bei einigen Modellen lassen sich die Räder im Winter gegen Kufen austauschen.

Die Strandsegler werden in Klassen eingeteilt. Die Unterscheidungsmerkmale der Klassen sind im Wesentlichen die Konstruktion, die definierten Abmessungen und Massen sowie Segelflächen. Hochleistungsstrandsegler erreichen heute Geschwindigkeiten bis zu 130 km/h, der Amateur oder Freizeitsportler wird jedoch weit unterhalb solcher Geschwindigkeiten fahren.

Fernab der Küste wird Strandsegeln auch auf größeren flachen Wiesen, Äckern, Parkplätzen oder sonstigen geeigneten Flächen betrieben, wobei der Wind als antreibende Energie meist schwächer oder unsteter weht als an der Küste.

strandsegler 7Es werden heute gar nationale und internationale Meisterschaften im Strandsegeln durchgeführt.

Der Weltrekord wurde bis 2009 von den Amerikanern Bob Schumacher (Pilot) und Bob Dill (Designer) gehalten, die 1999 mit ihrer Iron Duck bei Wind zwischen 25 und 30 Knoten eine Geschwindigkeit von 175,5 km/h erreichten und damit den bisherigen Rekord des Franzosen Bertrand von 152,7 km/h überboten. Im März 2009 stellte Richard Jenkins aus England auf dem Salzsee Lake Ivanpah in Nevada mit 202,9 km/h einen neuen Landsegel-Rekord auf. Dieser wurde am 11. Dezember 2022 von Glenn Ashby mit 222,42 km/h überboten.

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