Das Van-Gogh-Museum und das Concert Gebouw

Das Van-Gogh-Museum und das Concert Gebouw

Wer wie auch wir eigentlich das Van-Gogh-Museum besuchen möchte, sollte sich bereits weit im Vorfeld den genauen Termin überlegen und entsprechend buchen, denn das Van-Gogh-Museum gehört zu den meistbesuchten Museen der Niederlande, wahrscheinlich sogar der Welt.

Man erhält mit der Buchung einen Time slot, der auch unbedingt einzuhalten ist, ansonsten hat man keine Chance. Ein spontaner Versuch ist fast aussichtslos. Dies einmal vorangestellt, dass es nicht zu großen Enttäuschungen führt. Allerdings gibt auch der Gebäudekomplex selbst einiges her, so u.a. eine große Sammlung Literatur zur Kunst und Kunstgeschichte verschiedenster Schaffender, so dass wir hier einige Stunden interessanter Recherche verbracht haben, hier insbesondere zum Grafiker MC Escher.

Altbau von Gerrit Rietfeld – Neubau von Kishō Kurokawa

van gogh museum 04Der moderne Bau des Van-Gogh-Museum befindet sich neben dem Moco Museum und dem Concert Gebouw im Museumsplein unweit des Reichsmuseums, man kann sagen in Sichtweite. Unser Anfahrtsweg mit dem Fahrrad wich auch diesmal nur unwesentlich von der bereits benutzten Route ab, dass Radwegenetz in Amsterdam und herum ist schon wirklich Klasse.

Das Van-Gogh-Museum in Amsterdam beherbergt die größte Sammlung von Gemälden Van Goghs der Welt. Aber auch andere Künstler aus dieser Zeit werden hier ausgestellt. Die beiden Gebäudekomplexe, in denen das Museum untergebracht wurde, sind nicht weniger sehenswert als die Gemälde im Inneren.

van gogh museum 05Der ursprüngliche Bau geht auf einen Entwurf von Gerrit Rietveld zurück. Nach seinem Tod im Jahr 1964 wurde der Bau von seinen Partnern J. van Dillen und J. van Tricht fortgeführt und nach Fertigstellung am 2. Juni 1973 eingeweiht. In diesem Gebäude ist heute die ständige Sammlung untergebracht.

1999 wurde ein Ergänzungsbau für Sonderausstellungen eingeweiht, der vom japanischen Architekten Kishō Kurokawa in Form einer Ellipse entworfen wurde. 2015 wurde der Ausstellungsbau durch einen neuen, großflächig verglasten Eingangsbereich ergänzt, dessen Entwurf ebenfalls aus dem Büro des 2007 verstorbenen Kurokawa stammt. Beide Gebäude sind durch einen unterirdischen Übergang miteinander verbunden.

van gogh museum 07Das Museum besitzt über 200 Gemälde Vincent van Goghs aus allen Schaffensperioden und 400 seiner Zeichnungen. Zu den ausgestellten Hauptwerken gehören Die Kartoffelesser, Das Schlafzimmer in Arles und nur „eine“ Version der berühmten Sonnenblumen. Außerdem bewahrt das Museum den Großteil der Briefe Vincent van Goghs auf. Auch findet sich in der Sammlung die Suizidwaffe van Goghs, eine verrostete Lefaucheux à broche. Die von Theo van Gogh begonnene Sammlung mit Werken anderer Künstler des 19. Jahrhunderts wurde mit Stiftungsgeldern kontinuierlich ausgebaut, sodass das Museum heute auch Werke von Alma-Tadema, Bernard, Boulanger, Breton, Caillebotte, Courbet, Couture, Daubigny, Denis, Gauguin, Israëls, Jongkind, Manet, Mauve, Millet, Monet, Munch, Pissarro, Puvis de Chavannes, Redon, Seurat, Signac, Toulouse-Lautrec, van Dongen und von Stuck besitzt.

Für die meisten Menschen das wohl bekannteste Werk Van Goghs sind die Sonnenblumen. Er malte diese Blumen in unzähligen Versionen – nur eine davon, wie schon erwähnt, befindet sich im Van Gogh Museum. Aber auch sein düsteres Werk "Die Kartoffelesser" ist durchaus interessant. Besonders bekannt ist auch das Selbstporträt von Van Gogh vor seiner Staffelei, welches einen unsicher und misstrauisch dreinblickenden Mann zeigt. In dem Stillleben seines Schlafzimmers in Arles kann man sich eine Vorstellung davon machen, wie Vincent van Gogh gelebt hat.

van gogh museum 06Die Werke van Goghs haben eine anziehende Wirkung. Vielleicht kommt die durch die fast explosive Emotionalität der Bilder und die tragische Geschichte seines Selbstmords im Alter von nur 37 Jahren zustande.

Außer jenen bekannten Gemälden beherbergt das van Gogh Museum auch über 500 Zeichnungen des Malers. Wer noch tiefer in die Persönlichkeit des Malers Van Goghs eintauchen möchte, kann das anhand der 700 ausgestellten Briefe tun.

Übrigens befinden sich im Museum nicht ausschließlich Werke von Van Gogh, sondern auch von teils befreundeten Malern der gleichen Epoche. Zu ihnen gehören Toulouse-Lautrec, Claude Monet oder Paul Gauguin.

Schräg gegenüber – das Konzerthaus Concertgebouw

van gogh museum 03Schon mehrfach war uns das Gebäude aufgefallen, das sich ebenfalls am Museumplein befindet, das so genannte Concertgebouw. Hier hatten wir mehr Glück, denn ein Einblick war außerhalb der Spielzeit möglich. 1882 wurde im Theatersaal Odeon der Baubeschluss zur Errichtung des Konzerthauses beschlossen. Baubeginn war 1883 auf dem damals außerhalb Amsterdams liegenden Grundstück der Gemeinde Nieuwer-Amstel. Erst 1896 wurde das Stadtviertel nach Amsterdam eingemeindet. Das Concertgebouw wurde am 11. April 1888 mit 120 Musikern, 500 Chorsängern und Werken von Wagner, Händel, Bach und Beethoven eröffnet. Es gibt vier Säle. Der Große Saal hat 1.962 Sitze, der 2004 restaurierte Kleine Saal 437, zusätzlich gibt es noch den Chorsaal und den Spiegelsaal. Bis 1952 waren Gebäude und Orchester miteinander verbunden, seither gibt es getrennte Organisationen. Zum 125-jährigen Jubiläum 2013 verlieh Königin Beatrix dem Concertgebouw den Titel Koninklijk (‚Königlich‘).

Der Architekt Adolf Leonard van Gendt ließ sich bei seinen Planungen vom 1884 eröffneten Neuen Gewandhaus in Leipzig inspirieren. In der Innenausstattung sind aber auch Merkmale des Jugendstils zu erkennen, u. a. in den vom belgischen Architekten Victor Horta entworfenen Stühlen.

van gogh museum 08Das Concertgebouw gilt auch wegen seiner sehr guten Akustik („Schuhschachtel-Prinzip“) als wichtigste Spielstätte für klassische Musik in den Niederlanden und – neben der Bostoner Symphony Hall, dem Großen Musikvereinssaal in Wien, der Berliner Philharmonie, dem Théâtre des Champs-Elysées in Paris und natürlich der Elbphilharmonie Hamburg – eine der besten weltweit.

Der Große Saal ist 44 m lang und 27,5 m breit mit einer Deckenhöhe von 17,50 m. Er eignet sich besonders für Werke der Romantik und Kammermusik sowie für Soloauftritte. An der Frontseite befindet sich die Konzertorgel des Orgelbauers Michaël Maarschalkerweerd.

Hinter dem Großen Saal befindet sich im oberen Stock ein kleinerer ovaler Saal, der Kleine Saal. Er ist 20 m lang und 15 m breit. Es ist ein intimerer Saal speziell für Kammermusik. Rundum befinden sich das Felix-de-Nobel-Foyer, das französische Foyer, der Umlauf (seit 1988) und die Vorhalle. Der Musiksaal des einhundert Jahre früher erbauten Felix Meritis an der Kaisergracht diente als Vorbild.

van gogh museum 11Hinter dem Großen Saal befindet sich im Erdgeschoss, direkt unter dem Kleinen Saal, der sogenannte Spiegelsaal mit gleichem Grundriss. Bis 1925 war von hier aus ein Zugang in den hinter dem Konzertgebäude liegenden Garten. Nach dem Verkauf des Gartengrundes an die Stadt Amsterdam war die Aussicht nicht mehr so schön und die Fensterscheiben in den Türen wurden durch Spiegel ersetzt. Er hat kristallene Kronleuchter und Säulen zur Stütze des Kleinen Saals. Der Spiegelsaal wird multifunktional genutzt als Café und Foyer sowie als Empfangsraum für spezielle Gäste. Auch Radiosendungen kommen aus dem Spiegelsaal.

Da sich langsam ein wenig der Hunger breitmachte, beschlossen wir zum Ausklang des Tages eine Gaststätte in der Umgebung des Museumspleins aufzusuchen, die auch für Holland als typisch angesehen werden kann: Indonesisch. So hatten wir im Anschluss noch die Möglichkeit, das Concertgebow bei nächtlicher Beleuchtung zu fotografieren. Dann erst ging es mit den Rädern zurück zum Campingplatz.

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